Wie Verschwörungstheoretiker Russlands Aggression deuten

Vom Impfgegner zum Kriegsbefürworter

Donnerstag, 03. März 2022 | 07:00 Uhr

Rom – Verschwörungstheoretiker haben offenbar ein neues Spielfeld gefunden. Wurde zuerst das Coronavirus geleugnet und die Wirksamkeit der Impfung bestritten, eignen sie sich nun russische Propaganda an. Beliebter Tummelplatz ist nach wie vor Telegram. Bei bestimmten Aussagen kann man nur noch den Kopf schütteln.

In Italien wurde etwa festgestellt, wie schlafende Telegram-Kanäle, auf denen neofaschistische Parolen vor dem Anschlag auf den Sitz der Gewerkschaft CGIL aufgetaucht waren, wieder aktiviert worden sind. Diesmal dreht sich jedoch alles um eine prorussische Sichtweise auf den Angriffskrieg, den Moskau auf die Ukraine gestartet hat.

Wie die Zeitung „La Repubblica“ berichtet, behalten die Behörden bereits mindestens vier Telegram-Kanäle im Auge. Der Kanal „Basta Dittatura“ zählt etwa 100.000 Nutzer. Unter anderem wurde dort der Bericht über ein Kind, das im Kriegsgeschehen getötet wurde, als Lüge bezeichnet.

„Kinder werden viele sterben, weil das von der NATO gelenkte Regime in Kiew, das von Soros finanziert wird, keinen Waffenstillstand will“, heißt es im Chat. Den Anhängern zufolge ist das Bild des toten Kindes eine Fälschung und sei absichtlich lanciert worden.

Die Nutzer dieser Chats gehen vielmehr davon aus, dass der gesamte Konflikt und der daraus resultierende Krieg nichts als Fake News sind. Die Panzer, die die Nachrichten zeigen, seien Erfindungen, heißt es. Auch die Sirenen, die man in Kiew hört, seien reiner Schwindel.

Im Chat “Giù la mascherina” wird sogar behauptet, dass nur die Journalisten mit Helm und schusssicherer Weste vor der Kamera stehen würden – „ähnlich wie mit den Atemschutzmasken“ während der Pandemie. Die Ukrainer würden in Wahrheit vor dem Postamt in der Warteschlange stehen.

Von: mk