Vielversprechende Tests im Nationalpark der Abruzzen – VIDEO

WADAS: Künstliche Intelligenz soll Unfälle mit Bären und Wölfen verhindern

Dienstag, 20. Mai 2025 | 07:06 Uhr

Von: ka

Pescasseroli – Verkehrsunfälle mit Wildtieren gefährden nicht nur die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer, sondern auch den Fortbestand geschützter Tierarten wie den Marsischen Braunbären und den Apennin-Wolf.

Um das große Problem der „verhängnisvollen Begegnungen” zwischen Mensch und Wildtier zu lösen, wurde im Nationalpark Abruzzen, Latium und Molise ein Projekt ins Leben gerufen. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden Wildtiere, die sich in einer gefährlichen Lage befinden – etwa in der Nähe oder auf der Fahrbahn einer Straße –, in Echtzeit erkannt, um Autofahrer rechtzeitig zu warnen. Das System heißt WADAS (Wild Animal Detection and Alert System, Wildtier-Erkennungs- und Warnsystem), ist Open Source und dient der Überwachung und dem Schutz von Wildtieren.

WADAS

WADAS ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen der Universität L’Aquila, dem Verein Salviamo l’Orso sowie Technologiepartnern wie Intel und Reolink. In seinem Inneren schlägt ein leistungsstarkes Herz: „Wir sprechen von Leistungen, die 120 Tops (Teraoperationen pro Sekunde) erreichen, bei gleichzeitig beeindruckender Energieeffizienz. Die Batterien halten bis zu 20 Stunden“, erklärt einer der Projektingenieure.

Zur Überwachung ständig in Bewegung befindlicher Tiere sind hohe Batterieleistungen in der Tat unverzichtbar. Die Bilder, auf denen das System basiert, stammen von Kameras, die für den Einsatz in schwierigen Umgebungen konzipiert sind, ohne die Tiere dabei zu stören. Sie verfügen über eine fortschrittliche Nachtsichttechnologie sowie eine 4K-Auflösung. Damit kann das System auch bei schlechten Sichtverhältnissen Wildtiere erkennen, was eine breite und detaillierte Gebietsabdeckung gewährleistet.

WADAS

Im Endstadium seiner Entwicklung soll WADAS mithilfe eines auf künstlicher Intelligenz basierenden Algorithmus in der Lage sein, Wildtiere, die sich an für sie selbst und für den Menschen gefährlichen Orten aufhalten oder sich dorthin bewegen, frühzeitig zu erkennen und einen entsprechenden Alarm auszulösen.

Die möglichen Verwendungszwecke für dieses Wildtier-Erkennungs- und Warnsystem gehen aber weit darüber hinaus: Es ist dank künstlicher Intelligenz in der Lage, die Tierart, die Anzahl der Individuen sowie die Bewegungsrichtung zu erfassen.

Das System kann die erkannten Arten mit einer Genauigkeit von 97,4 Prozent voneinander unterscheiden. Dadurch werden Fehlalarme vermieden und ein rechtzeitiges Eingreifen der zuständigen Behörden gewährleistet – etwa, wenn sich ein Bär einem Wohngebiet nähert oder eine Straße überqueren möchte.

Neben einer Warnung in Echtzeit könnte WADAS künftig nicht nur „verhängnisvolle Begegnungen” zwischen Mensch und Tier verhindern helfen, sondern durch die kontinuierliche Beobachtung aller Tierbewegungen auch ein effektiveres Wildtiermanagement ermöglichen.

WADAS

„Überwachen ohne zu stören“ – mit diesen Worten fasst Luciano Sammarone, der Direktor des Nationalparks Abruzzen, Latium und Molise, das Hauptziel von WADAS zusammen. „Die auf künstlicher Intelligenz basierende Technologie ermöglicht es uns, die Wildtierfauna zu überwachen und gleichzeitig die Störungen sehr gering zu halten“, freut er sich. Und WADAS verkörpert diese Philosophie: Das System erkennt Tiere in Echtzeit, sendet Benachrichtigungen per E-Mail oder anderen Messaging-Diensten und kann sogar entfernte Geräte wie digitale Lichtsignale, die an Wildtierwarnschildern angebracht sind, oder motorisierte Futterspender aktivieren.

Das Hauptziel von WADAS ist eindeutig: Unfälle und Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren sollen verhindert werden. „Die Minderung der Verkehrsrisiken war einer der Hauptgründe für die Entwicklung dieses Projekts“, betont Stefano Orlandini, Präsident von Salviamo l’Orso.

Die Erinnerung an tragische Ereignisse, wie den Unfalltod mehrerer Bären oder die Tötung der Bärin Amarena, ist noch immer lebendig. Sie sind Beispiele dafür, wie fragil das Zusammenleben von Wildtieren und Menschen sein kann.

Doch WADAS wurde nicht nur entwickelt, um Unfälle und Tragödien zu vermeiden. Es geht auch um Prävention und Wissen. Alle gesammelten Daten werden in einer Datenbank archiviert, auf die über eine Webplattform zugegriffen werden kann. Forscher und Verantwortliche, die sich mit Verkehrssicherheit befassen, können so Tierbewegungen analysieren, Schutzstrategien anpassen und die Wirksamkeit von Maßnahmen vor Ort überprüfen und verbessern.

WADAS

Die Entwickler sind davon überzeugt, dass WADAS und die zukünftigen Weiterentwicklungen dieses Systems die gemeinsame Nutzung des natürlichen Lebensraums revolutionieren und sowohl Menschen als auch Wildtieren zugutekommen werden.

“Dank steter Überwachung und Warnung in Echtzeit sollen sich Menschen und Tiere nicht mehr in die Quere kommen”, lautet das hehre Ziel der Entwickler, die damit den Tierschutz und die Sicherheit des Menschen unter einen Hut bringen wollen. Kann das gelingen?

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