Sind 1.200 Euro im Monat zu wenig?

Wasser-Erlebnispark sucht händeringend Arbeitskräfte: „Das Bürgergeld ist schuld“

Montag, 01. Juli 2019 | 08:07 Uhr

Jesolo – Bereits seit Monaten sucht das Caribe Bay – laut Eigenwerbung der größte Wasser-Erlebnispark Italiens – Arbeitskräfte für die Sommersaison. Der Inhaber des aquatischen Erlebnisparks, Luciano Pareschi, kann aber nicht genügend Arbeitskräfte finden, um die vorhandenen Stellen als Kellner, Bademeister, Kassier und Betreuer an den verschiedenen Attraktionen des Parks zu besetzen. Die Saison ist längst angelaufen, aber Luciano Pareschi fehlen immer noch 50 Saisonarbeitskräfte, was fast einem Viertel des gesamten Personals des Parks entspricht. Liegt es an der mangelnden Arbeitsethik von Beziehern des „reddito di cittadinanza“ genannten italienischen Bürgergelds oder sind die gebotenen rund 1.200 Euro zu wenig?

Facebook/Caribe Bay

In Jesolo – am „Meer der Südtiroler“ – herrscht große Aufruhr. „Ich habe noch nie eine solche Saison erlebt, wie diese. Wir sind nicht imstande, Personal aufzutreiben. Die Ursachen? Wir versuchen, es herauszufinden, aber sicherlich hilft uns das Bürgergeld nicht“, so Luciano Pareschi, der dem Caribe Bay – laut Eigenwerbung der größte Wasser-Erlebnispark Italiens – als Inhaber vorsteht. Der aquatische Erlebnispark ist bereits seit dem letzten Februar auf der Suche nach Kellnern, ausgebildeten Bademeistern, Kassierern und anderen Saisonkräften, die die Besucher an den vielen Attraktionen des Caribe Bay betreuen, aber obwohl die Saison schon vor mehreren Wochen angelaufen ist, fehlen dem Park, der mit 220 Angestellten der größte Arbeitgeber von Jesolo ist, immer noch 50 Arbeitskräfte. Luciano Pareschi ist mit dieser Sorge in Jesolo nicht allein. Die Hoteliers des beliebten Adria-Ferienortes berichten, dass allein in Jesolo rund 500 Kellner fehlen. Laut Aussagen der Arbeitgeber sei das Problem heuer besonders krass, was nicht zuletzt am „reddito di cittadinanza“ genannten italienischen Bürgergeld liege. Die Bezieher des Bürgergeldes würden lieber zu Hause bleiben und das Geld einstreichen, als eine Saisonstelle an der Adria anzutreten, so die herbe Kritik der Arbeitgeber.

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Pubblicato da Caribe Bay su Venerdì 21 giugno 2019

Auch Luciano Pareschi gehört zu jenen, die sich fragen, ob die gebotenen rund 1.200 Euro – ein Monatsgehalt, der bei gut ausgebildeten Kräften auch wesentlich höher liegen kann – zu wenig seien.

Die Kritik der Hoteliers und des Inhabers des Caribe Bay bleibt aber nicht ohne Widerspruch. Die Verteidiger des italienischen Bürgergeldes werfen ein, dass unter den Beziehern des „reddito di cittadinanza“ die jungen Leute nur eine kleine Minderheit seien, dass der Staat das Bürgergeld an die Familien auszahle und dass die monatlichen Beiträge im Schnitt recht bescheiden seien. Vielmehr wird den Hoteliers vorgeworfen, dass die Gehälter im Vergleich zu den effektiven Arbeitszeiten zu niedrig seien.

Facebook/Caribe Bay

Gerade im Fall des Caribe Bay geben die Kritiker zu bedenken, dass auf der Seite wichtige Angaben wie Gehalt, freie Tage und Arbeitszeiten fehlen, während vom Arbeitgeber „bella presenza“(schönes Auftreten, Anmerkung der Redaktion) sowie die Kenntnis ausländischer Sprachen verlangt werden. In fetten Lettern steht im Stellenangebot auch geschrieben, dass das Caribe Bay keine Unterkunft zur Verfügung stellt. Bei diesem „unwiderstehlichen Angebot“ – rechnen die Kritiker vor – braucht es kein mathematisches Genie, um zu erkennen, dass vielen Saisonkräften so unterm Strich weit weniger als 1.000 Euro in der Brieftasche bleiben. Gut ausgebildete Saisonkräfte mit „schönem Auftreten“ und Sprachkenntnissen, die dazu bereit seien, für 1.000 Euro in Vollzeit zu arbeiten – so diese Stimmen – gebe es in der erforderlichen Anzahl schlicht nicht. Den Hoteliers wird von dieser Seite dringend geraten, ihre Stellenangebote wesentlich nachzubessern.

Bleibt die Erkenntnis, dass 1.200 Euro im Monat je nach Kleingedrucktem viel oder auch nur wenig sein können und dass soziale Errungenschaften wie das Bürgergeld nur funktionieren können, wenn das Prinzip „Fördern und Fordern“ angewandt wird.

Facebook/Caribe Bay

 

Von: ka