Von: ka
Neapel – Dass Drogenkuriere ihre „heiße Ware“ im Auto an den unmöglichsten Orten zu verstecken versuchen, ist für die Ordnungshüter wirklich nichts Neues, aber der Öffnungsmechanismus eines Drogenverstecks, das die Carabinieri der süditalienischen Hafenstadt Neapel im Auto eines besonders gut gekleideten Herrn fanden, glich Verschlüssen, wie man sie sonst nur aus Bondfilmen kennt.
Die Carabinieri versahen ihren normalen Streifendienst, als ihnen das verdächtige Manöver eines Pkws auffiel, das offenbar eine Fahrzeugkontrolle vermeiden wollte. Aber es gab kein Entrinnen. Am Lenkrad des angehaltenen Autos saß ein sehr elegant gekleideter Herr, der 61-jährige Emilio Nappi. Nappi, der für die Ordnungshüter aufgrund seiner Vergangenheit als Drogenkurier kein Unbekannter ist, führte in seinem Wagen eine Vielzahl teurer Wein- und Champagnerflaschen mit und gab vor, auf der Suche nach erlesenen Weinen halb Europa bereist zu haben.
Aber die Carabinieri schöpften Verdacht. Als sie die zwischen den Vorder- und Rücksitzen verstauten und in Kartons abgepackten Wein- und Champagnerflaschen entfernten, erkannten sie, dass der Fußboden darunter hohl klang. Unter dem Boden befanden sich zwei mit insgesamt acht Kilogramm feinsten Kokains – die Menge reicht für 30.000 Einzeldosen und besitzt einen enormen Marktwert – gefüllte Drogenverstecke, dessen Zugänge auf eine bisher nie gekannte Art und Weise geöffnet werden mussten. Um den Öffnungsmechanismus zu bewegen, musste der Zündschlüssel ins Zündschloss eingeführt und gedreht, die Lichter eingeschaltet und der Rückgang eingelegt werden. Erst dann konnten mit einer Fernbedienung zwei kleine Elektromotoren bewegt werden, welche dazu dienten, die Schrauben der Abdeckungen der Verstecke herauszudrehen.
Weitere Durchsuchungen ergaben, dass der fließend mehrere Sprachen beherrschende Emilio Nappi auch 20.000 Euro in bar bei sich trug. Der 61-Jährige wurde von den Carabinieri wegen Besitz und Transport von Drogen festgenommen und in eine Haftanstalt überstellt. Aber die Ermittlungen sind nicht vorbei. Nun richtet sich das Augenmerk der Staatsanwaltschaft und der Carabinieri auf die Suche nach dem „Gehirn“, das sich diesen Verschlussmechanismus ausgedacht und ihn ingenieurtechnisch umgesetzt hat.