Experten gehen mit Entscheidung der Regierung hart ins Gericht – VIDEO

„Wiederzulassung der No Vax ist eine unwissenschaftliche Amnestie“

Mittwoch, 02. November 2022 | 06:56 Uhr

Rom/Bologna – Die Entscheidung der Regierung Meloni, die Impfpflicht für das Gesundheitspersonal zu kippen, wird nicht von allen geteilt. Der Präsident der medizinischen Forschungsstiftung „Gimbe“, Nino Cartabellotta, unterstreicht, dass Corona weiterhin unberechenbar sei, und geht mit der vorzeitigen Wiederzulassung des ungeimpften Sanitätsangestellten hart ins Gericht.

„Die Wiedereingliederung des Gesundheitspersonals, das sich nicht impfen ließ, stellt eine unwissenschaftliche und unpädagogische Amnestie dar. Die neue Regierung darf sich nicht auf eine bloße Demontage der bestehenden Maßnahmen beschränken“, meint Nino Cartabellotta.

pixabay.com – Symbolbild

In Übereinstimmung mit der Linie der Regierung Meloni beschloss der neue Gesundheitsminister Orazio Schillaci als eine seiner ersten Maßnahmen, dass das bisher tägliche Bulletin mit den italienweit gesammelten Daten über Ansteckungen, Todesfälle und Krankenhausaufenthalte zukünftig nur mehr wöchentlich erscheinen wird. Zugleich verfügte die Regierung auf Veranlassung des Gesundheitsministers, dass die Angestellten des Gesundheitswesens, die von der Suspendierung wegen Nichteinhaltung der Impfpflicht betroffen sind, wieder eingestellt werden und zu ihren Arbeitsplätzen zurückkehren können.

Facebook/Palazzo Chigi – Presidenza del Consiglio dei Ministri

Viele Virologen und Epidemiologen sehen diese Entscheidung mit gemischten Gefühlen. Der Präsident der angesehenen medizinischen Forschungsstiftung „Gimbe“, Nino Cartabellotta, gehört zu jenen, die herbe Kritik üben. „Die Einstellung des täglichen Bulletins geht in Ordnung, aber der Zugang zu den Daten muss gewährleistet sein. Jedoch die Wiedereingliederung des Gesundheitspersonals, das sich nicht impfen ließ, stellt eine unwissenschaftliche und unpädagogische Amnestie dar. Die neue Regierung darf sich nicht auf eine bloße Demontage der bestehenden Maßnahmen beschränken“, kritisiert Nino Cartabellotta.

Facebook/Nino Cartabellotta

„Angesichts der Entwicklung der Varianten und der Impfung, die vor schweren Formen der Krankheit weitgehend schützt, ist Covid-19 heute zweifellos nicht mehr so gefährlich wie in den Jahren 2020 bis 2021. Die Pandemie ist jedoch immer noch im Gange. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) fordern daher alle Länder dringend dazu auf, mit Blick auf das bevorstehende Auftreten der Cerberus-Variante und aufgrund der Unvorhersehbarkeit mittel- bis langfristiger Entwicklungsszenarien auf alle Unwägbarkeiten vorbereitet zu sein“, erklärt der Präsident der medizinischen Forschungsstiftung „Gimbe“.

In Bezug auf das Bulletin – so Nino Cartabellotta – „geht die Einstellung der täglichen Veröffentlichung in Ordnung. Es ist aber unerlässlich, die tägliche Aktualisierung der Covid-19-Daten und der die Impfkampagne betreffenden Zahlen aufrechtzuerhalten und den Forschern einen transparenten Zugang für unabhängige Analysen und Studien zu gewährleisten“.

Facebook/GIMBE

Der vorzeitigen Wiederzulassung der ungeimpften Sanitätsangestellten ab dem 1. November kann der Präsident der medizinischen Forschungsstiftung „Gimbe“ aber überhaupt nichts abgewinnen.

„Abgesehen von der individuellen Entscheidung, die mit der Ausübung eines Gesundheitsberufs unvereinbar ist, handelt es sich um Personen, die oft öffentliche Desinformationen über die Impfstoffe verbreitet und sich selbst zu ‚Beschützern und Verteidigern‘ der Impfgegner gemacht haben, wobei dies manchmal mit dem offensichtlichen Ziel einer individuellen politischen Karriere geschehen ist. Ihre Wiedereinstellung sendet eine zutiefst wissenschaftsfeindliche Botschaft aus. Es sollte aber bedacht werden, dass auf lokaler Ebene Vorkehrungen getroffen werden können, um zurückgekehrte ungeimpfte Gesundheitsangestellte mit Tätigkeiten zu betrauen, die keinen Patientenkontakt beinhalten. Dies soll aber nicht eine Zuweisung von Aufgaben geringerer Qualität darstellen“, erläutert Nino Cartabellotta seine Ansicht.

APA/APA/National Institute of Allergy and Infectious Diseases/HANDOUT

Im selben Atemzug spricht sich der Präsident der medizinischen Forschungsstiftung für eine Beibehaltung der Maskenpflicht in den Krankenhäusern und Altersheimen aus, wobei diese in den Altersheimen unabhängig vom Fortgang der Pandemie beibehalten werden solle.

Zuletzt nimmt Nino Cartabellotta die neue Regierung selbst ins Gebet. „Einen neuen Weg einzuschlagen, ist in einer demokratischen Republik absolut legitim, aber er muss auch dazu genutzt werden, um all das zu verbessern, was die vorherige Regierung nicht geschafft hat. An Baustellen mangelt es nicht. Diese reichen von einer verbesserten Erfassung der Daten der Krankenhauspatienten über die Investitionen in Belüftungs- und Entlüftungssysteme in geschlossenen Räumen und der Beschleunigung der Impfrückrufe bis hin zur Einführung strenger Behandlungsprotokolle für gefährdete Patienten“, meint der Experte.

Facebook/GIMBE

„In dem illusorischen Versuch, die Pandemie in Vergessenheit geraten zu lassen, wobei die Empfehlungen der internationalen Gesundheitsbehörden ignoriert werden, scheint sich gegenwärtig der neue Weg jedoch auf einen bloßen Abbau der bestehenden Maßnahmen und eine regelrechte ‚Amnestie‘ zu beschränken“, so das harte Urteil von Nino Cartabellotta.

Mit seiner Kritik ist der Präsident der medizinischen Forschungsstiftung „Gimbe“ nicht allein. Zur Entscheidung der Regierung befragt, meint der bekannte Virologe und Immunologe Roberto Burioni, dass die Wiedereingliederung des ungeimpften Gesundheitspersonals das Vertrauen in die Impfung untergrabe und die Pandemie nicht per Regierungsdekret abgeschafft werden könne.

Facebook/Medical Facts di Roberto Burioni

„Die Aufhebung der Impfpflicht ist wissenschaftlich sinnvoll, weil sich die Ausgangsbedingungen geändert haben. Das Virus ist weniger gefährlich und die Impfstoffe, über die wir verfügen, sind weniger wirksam, um eine Infektion zu verhindern. Tatsache ist jedoch, dass die soeben ‚amnestierten‘ Mitarbeiter des Gesundheitswesens eine Entscheidung getroffen haben, die der Wissenschaft zuwiderläuft. Und jetzt muss die Politik entscheiden, ob und wie sie die Bürger vor ihnen schützen will. Darüber hinaus riskiert die Regierung mit dieser Entscheidung, das Vertrauen in die Impfung zu untergraben. Damit auf keinen Fall jemand den falschen Schluss ziehen kann, dass die Regierung gegenüber den Impfgegnern tolerant geworden ist, muss sie nun eine einwandfreie Überzeugungsarbeit leisten“, so Professor Roberto Burioni.

Von: ka