Grüne diskutierten in Meran negative Folgen des Fremdenverkehrs

“So sind wir irgendwann nicht mehr authentisch”

Sonntag, 25. Juni 2017 | 17:09 Uhr

Meran – Zu viel Tourismus kann der Natur und auch den Menschen schaden. Die Grünen haben dieses Wochenende in Meran einen internationalen Kongress organisiert, bei dem über den Konflikt zwischen Natur und Tourismus diskutiert wurde. Der Tourismus in den Alpen sei sehr stark gewachsen, was immer stärker auch die negativen Auswirkungen dieser Entwicklung auf Gesellschaft, Umwelt, Wirtschaft und Mobilität spüren lässt, mahnte der Grüne Landtagsabgeordnete Hans Heiss. Südtirol müsse über Alternativen nachdenken, auch weil der Klimawandel dem Wintertourismus immer stärker beeinflussen werde. Der Rückgang des traditionellen Sommertourismus führe zur Schaffung neuer, überdimensionierter Resorts und großer Attraktionen, während im Winter der Klimawandel und die Krise des klassischen Skitourismus zu ausgedehnten Pistensystemen mit Hochleistungsliften führe. IDM-Präsident Thomas Aichner verwies in seiner Rede auf ein strengeres Raumordnungsgesetz, welches Anlagen wie das momentan in Bau befindliche Chalet-Dorf auf der Seiser Alm künftig verhindern soll. Auch sollen durch “sanfte Mobilität” wie etwa Standseilbahnen und Umlaufbahnen die überfüllten Straßen entlastet werden.

Einheimische sollen nicht zu kurz kommen

Doch nicht nur schneearme Winter, Staus und Umweltbelastungen zwängen die Tourismus-Verantwortlichen zum Umdenken, auch der Gast selbst habe sich “gewandelt”. Nachhaltigkeit sei laut den Gastrednern Brigitte Foppa und Paul Rösch nicht nur im ökologischen Sinne zu verstehen, sondern auch in der Beziehung der Einheimischen zum Tourismus und seinen Gästen. “Einheimische und Touristen müssen in Südtirol dasselbe suchen und wollen. Wenn wir nur mehr etwas für den Gast machen, sind wir nicht mehr authentisch”, so der Meraner Bürgermeister. Eine solche Gefahr würden die protzigen Resort-Modelle mit sich bringen, da sich dort der Gast nur noch in der Struktur aufhalte und daher vom Einheimischen völlig entfremden würde, erklärte Foppa. Konkrete Gegenideen hatte Rösch schon parat: eine autofreie Meraner Altstadt, der Bau einer Standseilbahn nach Schenna oder auch Kulturveranstaltungen wie die Meraner Musikwochen würden sowohl den Gästen als auch den Meraner Bürgern zusagen.

Über den Tellerand nach Visionen ausschauen

Bei der Tagung in Meran wurden am Samstag außerdem so genannte “Best-Practice-Modelle” des nachhaltigen Tourismus aus verschiedenen europäischen Ländern vorgestellt. Hierbei kamen EntscheidungsträgerInnen aus Bulgarien, Griechenland, Italien und Spanien zu Wort, die aufzeigten, wie Tourismus und Erhaltung des Natur- und Kulturerbes in den jeweiligen Regionen vereinbar sind und daraus gemeinsame Strategien für ein sozial und ökologisch nachhaltiges Tourismusmanagement erwachsen können. Fazit des Tages: Es gäbe zwar keine Patentlösung für nachhaltigen Tourismus, aber immerhin ein gemeinsames Ziel, welches jede Region für sich erreichen möchte: den eigenen Lebensraum auch für kommende Generationen zu sichern.

 

Von: mho