Von: bba
Bozen – Großes Interesse bei der Tagung anlässlich des 30jährigen Bestehens der Silvius Magnago Stiftung im Landhaus 1 in Bozen. Namhafte Referenten begeisterten durch ihre engagierten, präzisen und nachvollziehbaren Darlegungen.
Vor 30 Jahren, Ende September 1991, wurde die Silvius Magnago Stiftung gegründet und im Oktober konnte sie nach der entsprechenden Eintragung die Tätigkeit aufnehmen. Ihre Aufgabe war und ist es, AbsolventInnen der Universität Innsbruck aus Nord-, Ost- und Südtirol bis zu drei Jahre bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten zu unterstützen. Im Laufe der Zeit wurden unterschiedlichste Arbeiten aus den Bereichen Geschichte, Archäologie, Geografie, Rechtswissenschaften und dabei Völker- und Minderheitenrecht, aber auch aus den Bereichen Botanik und Musik unterstützt. Darauf konnte heute bei der Gedenkveranstaltung die jetzige Präsidentin Martha Stocker verweisen. Sie hatte die Präsidentschaft von Rosa Franzelin-Werth im Dezember 2018 übernommen, welche diese nach dem Tode des Stifters im Jahre 2010 bis 2018 inne gehabt hatte.
Die Präsidentin Martha Stocker konnte auch darauf verweisen, dass aufgrund der guten Veranlagung der Geldmittel – Silvius Magnago hatte ursprünglich 500 Millionen Lire zur Verfügung gestellt – nun immer noch etwa 380.000 Euro zur Verfügung stehen. Verweisen konnte sie auch auf mehrere Erbschaften, welche die Magnago-Stiftung in den letzten Jahren übernehmen hatte können: es ist dies zum ersten das Erbe des Freundeskreises der Universität Innsbruck sowie des sogenannten Assistentenvereins derselben, mit dem im Laufe von 44 Jahren an die 400 SüdtirolerInnen bei ihren wissenschaftlichen Arbeiten und Karrieren unterstützt wurden. Auch die Verantwortung für die Vergabe der Otto-Seibert-Stiftung zur Unterstützung von jungen „begabten, zielgerichteten“ Studierenden ging in die Verantwortung der Silvius Magnago Stiftung über. Bei all diesen Vereinen und Stiftungen ging und geht es immer um die Investition in das Beständigste: in Wissen, Forschung, Lehre und in dieser Verantwortung hat die Silvius Magnago Stiftung diese Erbschaften auch übernommen.
Landeshauptmann Arno Kompatscher unterstrich in seiner Ansprache, dass für die auf Magnago nachfolgenden Generationen gelte, sein Erbe nach bestem Wissen und Gewissen zu bewahren, nicht nur auf politischer, sondern vor allem auch auf institutioneller Ebene. In Magnagos Sinne sei vor allem aber auch die Zukunft zu gestalten. „Der neue Autonomie-Parcours am Magnago-Platz ist bewusst auch nach vorne gerichtet“, sagte Kompatscher. „Wenn die Magnago-Stiftung den Auftrag erfüllt, durch die Förderung von Wissenschaft und Forschung einen Erkenntnisgewinn zu erzielen, so wird im Sinne von Silvius Magnago weitergearbeitet.“ Kompatscher dankte all jenen, die in der Magnago-Stiftung mitwirken und die Vision des Silvius Magnago weitertragen.
Die Referate zum Gedenkjahr
Silvius Magnago war 1914, am Beginn des Ersten Weltkrieges, dieser „Urkatastrophe“, wie der erste Referent der Feier-Tagung Prof. Oswald Überegger es treffend bezeichnete, geboren worden. Die Auswirkungen derselben erlebte Magnago genauso wie seine Heimat in vielerlei Hinsicht äußerst schmerzlich. Auch daher war es naheliegend, dieses Thema mit seinen Gewalt- und Grenzerfahrungen für die Tagung vorzusehen. Oswald Überegger, der auch Direktor des Kompetenzzentrums für Regionalgeschichte ist, zeigte in seinen Ausführungen auf, wie sehr die Kriegsgewalt im Ersten Weltkrieg nicht nur das Militär sondern auch die Zivilbevölkerung betroffen hat und welche Menschenverachtung hohe Militärs an den Tag legten, für die oftmals galt, dass es „keine Grenze in der Aufopferung“ geben darf. In dem Sinne mutierten die Soldaten zu einsetzbarem Menschenmaterial. Der Erste Weltkrieg war zudem schon ein industriell geführter Krieg, wo jeder Teil dieser Maschinerie war und wo Kriegs- und Heimatfront nicht mehr so getrennt waren. Die Totalisierung, die im Zweiten Weltkrieg perfektioniert wurde, wurde im Ersten Weltkrieg schon grundgelegt. Dazu gehörte auch der Einsatz manipulierender Propaganda. Vieles von dem war aber nicht Teil des Erinnerns nach dem großen Krieg, lange hielten sich – aus den unterschiedlichsten Gründen – die eher antimodernen Mythen.
Kassian Lanz aus Innichen ist der aktuelle Stipendiat der Silvius Magnago Stiftung, dessen Forschungsgegenstand etwas noch sehr Unterbelichtetes ist, nämlich das Sanitätswesen im Ersten Weltkrieg, ist. Schwerpunkt seiner Forschungen ist der Tiroler und der Kärntner Raum. Er ging in seinem Referat stark auf das Thema der Erfrierungen und der entsprechenden Behandlung ein, ein Phänomen das vielfach unterschätzt wurde. Begünstigt wurde dieses Problem durch die ständig mehr zunehmende Rohstoffknappheit. Er behandelte dann auch die verschiedenen Infektionskrankheiten u.a. Skorbut, Typhus, Malaria, Cholera. Die Maßnahmen, die gesetzt wurden,
unterschieden sich nicht von den heutigen. Auch damals setzte man auf Quarantäne, vollständige Isolierung. Alle Maßnahmen entsprechen deckungsgleich den heutigen. Auch die Frage nach dem besten Impfstoff ist eine, die beschäftigt. Der Abtransport von Schuss- und anderen Verletzten, die Traggeräte, die man für den Abtransport im Gebirge entwickelte, aber auch der Wissenstransfer zwischen den Militärärzten der verschiedenen Länder wurde interessant dargelegt. Nicht eingehen konnte er wegen der Kürze der Zeit auf die Geschlechtskrankheiten und deren Behandlung während des Krieges. Seine Arbeit konzentriert sich auf den Tiroler und den Kärntner Raum, dies aber sowohl für den Bereich der österreichisch-ungarischen Monarchie, aber auch den italienischen.
Insgesamt konnten sich alle überzeugen, dass die Silvius Magnago Stiftung hier einen unglaublich engagierten, begeisternden Stipendiaten unterstützt, der sicher eine große wissenschaftliche Laufbahn vor sich hat. Die Feier-Gedenktagung endete mit einem Dank von Martha Stocker an Roland Riz, der leider nicht anwesend sein konnte, und an Rosa Franzelin Werth, die beide – ihrem Wunsch entsprechend – nicht mehr Mitglieder des Kuratoriums sind, aber von Anfang an mit Silvius Magnago, Christoph Amonn und Anton Zelger Gründungsstifter gewesen waren. Der gewesenen Präsidentin Rosa Franzelin-Werth überreichte Martha Stocker in Anerkennung Ihrer Tätigkeit ein schönes Bild von ihr und Silvius Magnago.