„Open Vax Day&Night“ sorgt in Italien für Furore

„AstraZeneca-Party“ als „Fest der Wiedergeburt“

Freitag, 21. Mai 2021 | 08:02 Uhr

Bozen – Die Nachricht vom Südtiroler „Open Vax Day&Night“ sorgt in Italien für Furore. Die erfolgreiche Idee – die Impftermine gingen weg wie die warmen Semmeln – mit Musik und eine in die Nacht hinein verlängerte Impfsession, die jungen Leute in die Impfzentren zu locken und den eigentlich recht „trockenen“ und ernsten Impfvorgang fast in eine Musikparty zu verwandeln, stößt auf der ganzen Halbinsel auf reges Interesse.

Zudem winkt dank des neuen römischen Dekrets den jungen Leuten schon nach der ersten Impfung nach 15 Tagen der ersehnte Grüne Pass, was den „Run“ auf die Impfzentren weiter erhöhen dürfte. Viele italienische Städte und Regionen überlegen inzwischen, das Südtiroler „Jugendimpfmodell“ zu kopieren.

Facebook/Miran Trocker

„Wir Jugendliche gehören auch dazu. Infolge der sinkenden Geburtenraten sind auch wir eine gefährdete Spezies. Außerdem sorgen wir dafür, dass Millionen von Menschen arbeiten. Wir haben viel unter der Einsamkeit gelitten. Es ist nur gerecht, uns zu schützen und uns die Bewegungsfreiheit zu lassen. Bald werden wir diejenigen sein, die das Land am Laufen halten“, so Marco Gigliotti gegenüber „La Repubblica“. Marco Gigliotti, der erst in vergangenen Februar 18 Jahre alt geworden war, gelang es, eine der vom Land Südtirol zur Verfügung gestellten 4.600 Impfdosen zu erhaschen. Er wird bald zu den jüngsten italienischen Geimpften gehören.

ANSA/GIUSEPPE LAMI

Vor allem wird es aber nicht ein einfacher Impfvorgang, sondern ein wahres „Fest der Wiedergeburt“ sein. „Wir haben an sechs auf junge Leute zugeschnittene Abende gedacht. Einige DJs werden bis Mitternacht ihre Lieblingssongs auflegen. Es ist aber keine Disco, in der man zwischen der einen und der anderen Impfung tanzen kann. Die Musik wirkt jedoch Wunder und wer geimpft ist, hat endlich das Anrecht, sich zu entspannen“, betont Luca Armanaschi, der für den Sanitätsbetrieb diese „Impfevents“ koordiniert. Nach den „Open Vax Day&Night“- Abenden in Brixen und Sterzing war am Donnerstag die in eine Diskothek verwandelte Bozner Messe an der Reihe.

Facebook/DJ Egon Santoni

„Das Pilotprojekt ist bereits jetzt ein Erfolg. Innerhalb weniger Stunden haben wir die Dosen aufgebraucht, die in den ersten Impfsessionen für die Jugendlichen in den wichtigsten Zentren Südtirols zur Verfügung stehen. Ohne die über 60-Jährigen zu vergessen, die jetzt persönlich für einen Termin kontaktiert werden, werden wir die Aktion in der nächsten Woche wiederholen müssen“, so der Generaldirektor des Südtiroler Sanitätsbetriebs, Florian Zerzer.

Sich zu Musikrhythmen impfen zu lassen, wird aber nicht nur dazu beitragen, die mehr als 30.000 Dosen AstraZeneca ihrer Verwendung zuzuführen, sondern ist laut den Verantwortlichen des Sanitätsbetriebs auch der Schlüssel dazu, innerhalb des Sommers und vor der Öffnung der Schulen und Universitäten die jungen Leute zu immunisieren.

ANSA/LUCA ZENNARO

Anstatt im Stillen die viertelstündige Beobachtungszeit abzuwarten, werden die jungen Leute dabei mit stimmiger Musik unterhalten. Für das musikalische Wohl werden dabei zwei sehr beliebte DJs von der Seiser Alm – Egon Santoni und Miran Trocker – sorgen. „Ich werde dazu einen passenden Hit – Wake Me Up von Avicii – auflegen. „Weck mich auf, wenn alles vorbei ist“ scheint mir ein gutes Omen für eine Generation zu sein, die plötzlich erlebt hat, wie Beziehungen und Freundschaften, die für die Entwicklung und das Erwachsenwerden sehr wichtig sind, durch ein Virus zerstört wurden“, so Egon Santoni.

Facebook/DJ Egon Santoni

Das neue Dekret von Ministerpräsident Mario Draghi wartet zudem mit einem besonderen Zuckerle auf. „Nach dem letzten Dekret bekommen diejenigen, die sich mit AstraZeneca impfen lassen, tatsächlich innerhalb von 14 Tagen den Grünen Pass. Dabei genügt die Verabreichung der ersten Dosis, die zweite werden sie nach zehn bis zwölf Wochen erhalten. Die „Astra-Night-Jugendlichen“ werden sich bis ins nächste Jahr hinein frei bewegen und alle öffentlichen Plätze betreten können. Es war nicht länger hinnehmbar, die jungen Leute, die am wenigsten gefährdet sind, eine geringere Bewegungsfreiheit als ihren Eltern einzuräumen“, meint Luca Armanaschi. Andernfalls würde das Risiko bestehen, den gleichen Fehler wie im Sommer des letzten Jahres zu begehen.

Facebook/MIRAN

Die „Open Vax Day&Night“- und AstraZeneca-Abende sind aber nicht nur für die jungen Leute von Interesse. Für viele jüngere Arbeitnehmer, die sich ansonsten für die Impfung extra Stunden freinehmen oder gar einen Urlaubstag opfern müssten, ist das Angebot, am Abend den eigenen Impftermin wahrnehmen zu können, äußerst interessant. Werden alle Vorteile zusammengezählt, ist es keine Überraschung mehr, dass sich allen Kritikern und Impfgegnern zum Trotz die musikbegleiteten „Impfevents“ als großer Erfolg erweisen.

Viele italienische Städte und Regionen überlegen inzwischen, das Südtiroler „Jugendimpfmodell“ zu kopieren. Dank der „Open Vax Day&Night“- und AstraZeneca-Abende steht einem „Sommer des Lichts und der Hoffnung“ nicht mehr im Wege.

Von: ka

Bezirk: Bozen