Von: mk
Bozen – Die Südtiroler Kinder- und Jugendanwaltschaft (KIJA) hat in ihrem Tätigkeitsbericht 2024 ein beunruhigend hohes Maß an Problemen bei Kindern und Jugendlichen offengelegt. Mit über 10.000 Kontakten und der Bearbeitung von fast 1.600 Akten hat die Ombudsstelle ein arbeitsreiches Jahr hinter sich. Die Fälle reichen von Mobbing und Gewalt bis hin zu komplexen familiären Situationen.
Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller präsentierte die Zahlen im Plenum des Landtags und hob die direkte Kontaktaufnahme durch Minderjährige hervor. Rund elf Prozent der Anfragen stammten direkt von Kindern und Jugendlichen, ein Trend, der durch Projekte wie die KIJA-Box in Schulen verstärkt wurde. Bei diesen Vorträgen können Schülerinnen und Schüler anonym ihre Sorgen auf Kärtchen hinterlassen und werden anschließend in einem geschützten Rahmen kontaktiert.
Psychische Belastungen
Die Hauptprobleme, mit denen die Kinder- und Jugendanwaltschaft konfrontiert ist, sind der Kinder- und Jugendschutz, Schwierigkeiten in der Schule, sowie Trennung und Scheidung. Ein wachsender Anteil der Fälle betrifft sogenannte Mehrfachproblematiken, bei denen ein Kind beispielsweise unter den Folgen einer Scheidung leidet, gleichzeitig Schulschwierigkeiten hat und psychisch angeschlagen ist. Höller betonte, dass fast 40 Prozent der jungen Menschen seelisch belastet seien.
In der anschließenden Debatte im Landtag wurden weitere drängende Fragen aufgeworfen. Abgeordneter Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) kritisierte, dass in Fällen von Fremdunterbringung deutschsprachige Kinder in italienischsprachige Heime geschickt würden. Er forderte, dass das Recht auf die Muttersprache auch in solchen Situationen gewährleistet sein müsse. Landesrat Philipp Achammer hob den Mangel an Pflegefamilien in Südtirol hervor, während Madeleine Rohrer (Grüne) fragte, ob auch in Südtirol ein Anstieg von Kindesmisshandlungen, wie in Italien, zu verzeichnen sei.
Soziale Medien als Chance und Risiko
Die Kinder- und Jugendanwaltschaft nutzt zunehmend soziale Medien wie Instagram und Facebook, um junge Menschen mit kurzen Videos über ihre Rechte zu informieren – von den Rechten bei Trennung der Eltern bis hin zur psychischen Gesundheit. Gleichzeitig wurden Bedenken zu den Risiken des digitalen Raumes geäußert. Waltraud Deeg (SVP) erkundigte sich, welche gesetzlichen Maßnahmen zum Schutz vor Cybermobbing getroffen werden könnten.
Daniela Höller erklärte, dass die Corona-Pandemie die psychische Belastung bei vielen Kindern verstärkt habe, die Themen jedoch weit darüber hinausgingen und auch durch den allgemeinen Druck und globale Krisen verursacht würden. Sie betonte, wie wichtig es sei, klare Abläufe für den Umgang mit Mobbing zu schaffen und die Zusammenarbeit im Netzwerk mit anderen Fachdiensten zu verstärken.
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