Jugendvereine in Sorge

“Die Sommerbetreuungen steht auf der Kippe”

Dienstag, 02. Dezember 2025 | 15:53 Uhr

Von: luk

Bozen – Die neuen Kriterien der Familienagentur reichen nicht aus, um qualitativ hochwertige, sichere und vielseitige Sommerangebote für Kinder und Jugendliche zu gewährleisten. Die Jugendeinrichtungen, die diese Betreuungen seit Jahren organisieren, befürchten große Schwierigkeiten. Den Eltern drohen höhere Kosten. Das schreibt der Dachverband netz | Offene Jugendarbeit in einer Aussendung.

“Die neu ausgearbeiteten finanziellen Rahmenbedingungen für die Sommer- und Ferienbetreuung sollen Erleichterungen und neue Möglichkeiten bringen – so das Konzept der Familienagentur.” Die Realität sehe jedoch anders aus: “Besonders die Deckelung der vorgeschriebenen Lohnkosten von 22 Euro für Betreuungspersonal und 30 Euro für pädagogisch qualifiziertes Personal ist nicht ausreichend. Dabei sprechen wir nicht von den Bruttogehältern, die den Arbeitnehmern zustehen, sondern von den Gesamtkosten. Es ist es sehr wichtig, dass wir qualifizierte Fachkräfte beschäftigen können, die ein entsprechendes Programm konzipieren. Mit den neuen Kriterien ist das nicht möglich. Die Folge ist, dass entweder die Angebote reduziert werden müssen oder die teilnehmenden Familien erheblich höheren Teilnahmegebühren gegenüberstehen werden“, betont Wolfram Nothdurfter, Präsident vom Dachverband netz | Offene Jugendarbeit.

Viele Organisationen der Offenen Jugendarbeit stehen den neuen Kriterien mit großer Sorge entgegen: „Der viel zu niedrige Stundenlohn steht in keinem realistischen Verhältnis zu den tatsächlichen Anforderungen, der hohen Verantwortung sowie den deutlich gestiegenen Personal- und Betriebskosten. Qualifizierte und engagierte Fachkräfte können unter diesen Bedingungen kaum angemessen entlohnt werden. Dies gefährdet langfristig die Qualität, Stabilität und Attraktivität der Tätigkeiten in der Kinder- und Jugendarbeit. Noch gravierender wirkt sich die vorgesehene Wochenpauschale von 250 Euro aus, die unter anderem Betriebskosten, didaktische Materialien, Ausflüge, externe Expert*innen, Verwaltungsspesen und vieles mehr beinhaltet. Mit diesem Betrag ist es faktisch unmöglich, abwechslungsreiche, pädagogisch wertvolle und erlebnisreiche Wochenprogramme zu planen, die Ausflüge, Materialien, Transport und eine sichere Betreuung abdecken“, betont Martina Pareiner, Geschäftsführerin vom Jugendzentrum Loop.

VKE-Direktorin Angelika Stuefer hat ebenso große Bedenken: „Als Organisationen der offenen Kinder- und Jugendarbeit, die sich seit jeher für hochwertige, verlässliche und angemessen finanzierte Sommerprojekte für Kinder und Jugendliche einsetzen, sehen wir im neuen Finanzierungssystem nach wie vor wesentliche Punkte, die einer Anpassung bedürfen. Damit auch im Sommer 2026 weiterhin ausreichend Projektwochen angeboten werden können – und Familien keine höheren Belastungen oder Einbußen bei Qualität und Planbarkeit erfahren – braucht es rasch eine praktikable Überarbeitung der vorgesehenen Regelungen.“

Die Offene Jugendarbeit stemmt bekanntermaßen einen großen Teil der Sommerbetreuungen, dementsprechend sind sie für die Jugendeinrichtungen wichtig. „Die Sommerbetreuungen werden gebraucht. Mit den neuen Kriterien wird es sicher nicht leicht, aber aufgeben möchten wir die Angebote nicht. Wir hoffen, dass es noch ein Einlenken von Seiten der Politik gibt. Wir würden es sehr schade finden, wenn durch die unzureichende Finanzierung Sommerprojekte für Kinder und Jugendliche nicht mehr interessant genug gestaltet werden können“, sagt Burgi Trogmann, Geschäftsführerin vom Algunder Jugendtreff Iduna.

„Die Überarbeitung der Kriterien wurde überhastet, ohne wirkliche Einbeziehung der Trägerorganisationen entwickelt. Sie bringen neben den wirtschaftlichen Problemen zudem keine Vereinfachungen in der Abwicklung. Die Landesregierung ist aufgefordert, den Beschluss zurückzunehmen und neue Kriterien zusammen mit den Anbietern zu definieren, welche der Zielsetzung einer qualifizierten Betreuung und Begleitung der Kinder und Jugendlichen zur Stärkung und Unterstützung der Familien gerecht werden,“ schließt Wolfram Nothdurfter.

Bezirk: Bozen

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