Nicht nur Südtirol-Bezug bringt Vorteile

Diskussion über Filmförderung im Landtag

Donnerstag, 06. Oktober 2016 | 12:31 Uhr

Bozen – Der Südtiroler Landtag hat sich heute mit dem Beschlussantrag Nr. 205/14 befasst: Südtirol-Bezug bei geförderten Filmprojekten (eingebracht von den Abg. Leitner, Blaas, Oberhofer, Stocker S. und Tinkhauser am 20.8.2014): Der Landtag möge die Landesregierung verpflichten, die Vergabe von Filmförderungen an die Bedingung zu knüpfen, dass der Südtirol-Bezug zwingend ersichtlich wird.

“Der Werbeeffekt, der für unser Land durch Filmprojekte entsteht, die in Südtirol produziert werden, ist unbestritten”, stellte Pius Leitner (Freiheitliche) fest. “Immer wieder wird allerdings auch kritisch bemerkt, dass viele Filmprojekte zwar in Südtirol entstehen und auch von Südtiroler Seite finanziell gefördert werden, dass der Südtirol-Bezug dabei aber keineswegs ersichtlich wird. In diesem Sinne kann man sich hinter Südtiroler Filmproduzenten wie den jungen Passeirer Regisseur Philipp J. Pamer stellen, der gefordert hatte, dass das Land Südtirol bei der Förderung von Filmprojekten die Bedingung stellt, dass auch in den Filmen selbst der Südtirol-Bezug vorhanden ist und ersichtlich wird. Einfach nur einen Film in Südtirol zu drehen, um in den Genuss von Fördermitteln zu kommen, ist nämlich zu wenig und kann nicht Sinn der Sache sein. Vor allem werden damit die „falschen“ Projekte unterstützt.”

Andreas Pöder (BürgerUnion) unterstützte den Antrag und verwies auf gleichlautende Anträge aus seiner Feder. Komparsenrollen seien zu wenig. Ohne Südtirolbezug gebe es den erwünschten Rückfluss nicht. 200.000 Euro für den guten Film über Lou Andreas Salome, der Südtiroler Landschaften zeigte, aber nicht als solche auswies, seien viel Geld.

Pro Jahr würden rund 4,5 Mio. Euro für die Filmförderung ausgegeben, erklärte Dieter Steger. Es gehe dabei nicht nur um Filmförderung, sondern auch um den Aufbau einer Branche mit neuen Dienstleistern. Inzwischen seien über 500 Dienstleister in diesem Sektor tätig. Der Südtirolbezug sei in den letzten Jahren massiv gestärkt worden, durch klarere Kriterien. Südtirol zu bewerben, sei ein Kollateraleffekt der Filmförderung, Hauptziel sei ein neuer Wirtschaftszweig für Südtirol.

„Der Werbeeffekt, der für Südtirol durch geförderte Filmprojekte entsteht, soll als kollateraler Nutzen gesehen werden und nicht erstes Ziel sein“, erklärte Stege. Für den SVP-Landtagsabgeordneten gehe es um mehr: nämlich um die Entwicklung einer neuen Wirtschaftssparte.

Steger sieht den „Südtirol-Bezug“ immer dann gegeben, wenn Südtirol als Thema kommt oder wenn Bilder unserer Landschaft, unserer Traditionen und Menschen gezeigt werden. Aber eben auch, wenn Filme mit Südtiroler Schauspielern besetzt sind, wenn Filmprojekte von Südtiroler Produzenten gemacht oder durch Südtiroler Regisseure gestaltet werden.  „Man muss nicht zwingend unsere Berge sehen oder unsere Geschichte zeigen, um die Unterstützung eines Filmprojektes zu rechtfertigen. Der ‘Südtirol-Bezug’ ist weiter zu verstehen“, sagt Steger. Er verweist darauf, dass mittlerweile über 500 Südtiroler Unternehmen in diesem Sektor arbeiten. „Das ist ein Erfolgskapitel der Südtiroler Wirtschaftsgeschichte. In den letzten Jahren ist hier ein neuer, kleiner, feiner Wirtschaftszweig entstanden, der uns gut tut. Das Konzept der Landesregierung und die Tätigkeit der ‘Film-Location’ sind deshalb absolut richtig und gut. Wenn wir durch unsere Filmprojekte zusätzlich noch einen Werbeeffekt erzielen, ist das großartig“, sagt Steger.

Hans Heiss (Grüne) zeigte Verständnis für das Anliegen, gab aber auch zu bedenken, dass der zu massive Südtirolbezug auch Nebenschäden verursachen könne, so etwa die Überlastung des Pragser Wildsees. Der wichtigste Südtirolbezug der Filmförderung sei, dass damit junge Südtiroler Kreative zum Zuge kämen. Landschaften wie das Schnalstal im Film “Das finstere Tal” könnten auch im Abspann vermerkt werden.

Ein ausdrücklicher Südtirolbezug hätte durchaus Mehrwert, meinte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit). Aber nicht jeder Film, der in Südtirol gedreht werde, habe inhaltlich einen Südtirolbezug. Problematisch sei es, wenn Südtirol verfälscht oder ins Lächerliche gezogen werde, wie beim “Bozen Krimi”, wo sich Bergbauern gegenseitig mit “Bontschorno” grüßten. Südtirol als reine Kulisse wie in “Das finstere Tal” sollte weiter möglich sein.

Als Landesrat Widmann das Projekt vorgestellt habe, habe es viel Skepsis gegeben, auch im Landtag, erklärte LH-Stv. Richard Theiner. Heute könne man sagen, dass sich die Filmförderung bewährt habe, sie werde von anderen Ländern bestaunt. Auch wenn die Handlung nicht in Südtirol spiele, sei der Gewinn für das Land beachtlich. Ein Vielfaches der Filmförderung fließe in die Südtiroler Wirtschaft.

Ihm gehe es darum, dass der Südtirolbezug auch ersichtlich werde, antwortete Pius Leitner. Natürlich könne man nicht das Drehbuch kontrollieren, damit nichts Negatives über das Land herauskomme. Man müsse verhindern, dass sich Produzenten an der Südtiroler Filmförderung bedienten, ohne dass Südtirol etwas davon habe. Der Antrag wurde mit zehn Ja und 16 Nein abgelehnt.

Beschlussantrag Nr. 206/14: Kochkurse an Südtirols Schulen: Gesunde Ernährung frühzeitig erlernen (eingebracht von den Abg. Stocker S., Blaas, Leitner, Mair, Oberhofer und Tinkhauser am 20.8.2014): Die Landesregierung möge 1. prüfen, ab welcher Schulstufe fixe Kochkurse an Südtirols Schulen angeboten werden sollten und die Kosten dazu errechnet, und 2. innerhalb eines Jahres dem Landtag Bericht erstattet.
Kochkurse seien gut besucht, Kochsendungen beliebt, und das sei gut so, erklärte Sigmar Stocker (Freiheitliche). Aber wenn man wolle, dass die Jugend sich gesund ernährt, dann müsse man diese Kenntnisse in die Schule bringen: “Heutzutage haben viele Menschen keinen Bezug mehr zum Essen. Man kauft einfach ein und isst. Es gibt jedoch auch immer mehr Speisen, welche keine Nahrungsmittel, sondern Essensartikel ohne Nährwert sind. Man ernährt sich heutzutage fast nicht mehr, sondern wird von zahlreichen weltweit agierenden Industriebetrieben durchgefüttert. Und ungesundes Essen ist dem Menschen auch nicht hilfreich, sondern schädlich.” Man sollte das Fach Hauswirtschaft wieder einführen, für Mädchen wie für Buben. Man lerne dabei auch, Essen nicht mehr wegzuwerfen und bekomme einen neuen Bezug zur Landwirtschaft. Südtirol solle ein auch in diesem Sinne Genussland werden.

Andreas Pöder (BU) unterstützte den Antrag vorbehaltlos. In Südtirol gebe es noch eine halbwegs intakte Ess- und Kochkultur, die Kinder wüssten noch, wie eine Erdbeere schmeckt. Es stärke das eigene Wohlbefinden, wenn man kochen könne. Solches Wissen brauche man übrigens nicht getrennt nach Sprachgruppen vermitteln.

Kochen gehöre zur Alltagskompetenz und trage wesentlich zur Lebensqualität bei, meinte Maria Hochgruber Kuenzer (SVP), die auch auf laufende Projekte verwies, die z.B. von Bäuerinnen oder der Fachschule für Hauswirtschaft organisiert wurden. In den Landwirtschaftsschulen sei Kochen bereits Unterrichtsfach. Man sollte zuerst zusammenführen, was es schon gebe, um dann den nächsten Schritt zu machen.

Ulli Mair (F) berichtete von einem Pilotprojekt in Deutschland, bei dem die Schüler für regionale Produkte und gesunde Ernährung sensibilisiert würden. Dabei lerne man auch, Verantwort zu unternehmen, wirtschaftlich zu denken, auch im Team zu arbeiten – die Lehrer seien da nur beraterisch tätig. Dies wäre ein Projekt, das man in Südtirol übernehmen könnte.

Brigitte Foppa (Grüne) begrüßte den Vorschlag, man sollte bei den Forderungen aber konkreter sein und z.B. ob es um Pflicht- oder Wahlfächer gehe usw. Kochen sei lange Zeit eine weibliche Domäne gewesen, aber das sei heute nicht mehr so. Die Schulen könnten da einen wesentlichen Beitrag leisten, übrigens auch die Mensen mit einheimischen Produkten.

Myriam Atz Tammerle (STF) wies darauf hin, dass es nicht nur ums Kochen gehe, wenn man gesunde Ernährung wolle, sondern z.B. auch um den Gemüseanbau, um Kräuter usw. In vielen Schulen gebe es bereits Gemeinschaftsprojekte mit den Bauern, bei denen die Schüler auf dem Hof auch den Anbau kennenlernen könnten.

Es sei erstaunlich, dass die alte Hauswirtschaftsschule gelobt werde, die ja von den linken Ideologen abgeschafft wurde, bemerkte Pius Leitner (F). “Man ist, was man isst”, zitierte er ein altes Sprichwort. Die Investition in diesen Bereich erspare die Folgekosten schlechter Ernährung.

Die Wertschätzung für Lebensmittel sei ein wichtiger Aspekt dieses Antrags, fand Sven Knoll (STF). Gerade in einer Konsumgesellschaft sollte dies wieder wichtig werden. Mit den geforderten Kochkursen könne auch ein Verständnis für die Produktion von Lebensmitteln, vor allem heimischen, geweckt werden.

Alle würden die grundsätzliche Zielsetzung des Antrags teilen, erklärte LR Philipp Achammer. Er sei allerdings etwas eng gefasst, da es nicht nur ums Kochen gehe. Man sollte es den Schulen offen lassen, wie sie die genannten Ziele erreichen wollen, durch Kochkurse oder auch durch andere Initiativen. Vieles sei bereits im Laufen. Den Hauswirtschaftsschulen komme da durchaus eine Vorreiterrolle zu. Kleine Kreisläufe und gesunde Ernährung sollten aber nicht nur für die Schule ein Thema sein, daher sei ihm der Antrag zu eng gefasst. Auch in den Mensen sollte es mehr gesundes und regionales Essen geben. Achammer forderte Stocker auf, den Antrag in diesem Sinne zu erweitern.

Sigmar Stocker zeigte sich damit einverstanden. Es gebe bereits viele Angebote, aber noch kein Gesamtkonzept. Er hätte aber auch den Wunsch, dass gutes Essen und Kochen zur festen Materie in der Schule wird. Wenn heute von der Schule immer mehr gefordert werde, wie Achammer kritisiere, dann hänge das auch damit zusammen, dass die klassische Familie immer mehr in den Hintergrund rücke. Er wundere sich auch, warum kein italienischer Abgeordneter an dieser Debatte teilgenommen habe.
Die Behandlung des Antrags wurde vertagt, da eine neue Formulierung vorgelegt werden soll.

Beschlussantrag Nr. 215/14: Beteiligung Südtirols am “Alpenpanorama” von 3sat (eingebracht von den Abg. Zimmerhofer, Klotz und Knoll am 2.9.2014): Die Landesregierung wird beauftragt, eine stärkere Zusammenarbeit mit dem Sender 3sat zu suchen und sich konkret am “Wetterpanorama” zu beteiligen.

“Da der Sender auf alle deutschsprachigen Gebiete zielt, sollte sich Südtirol um eine verstärkte Zusammenarbeit mit 3sat bemühen”, erklärte Bernhard Zimmerhofer (Süd-Tiroler Freiheit). “Gerade im Hinblick auf die unzuverlässigen und vielbeklagten “Wetter-Apps” wäre eine Beteiligung von Vorteil. Hier könnte ein riesiger Markt an Zusehern angesprochen werden. Der Sender liefert täglich von 7.30 bis 9.00 Uhr Panorama- bzw. Wetterbilder aus touristisch wichtigen Regionen. Die Finanzierung könnte mit Mitteln der Filmförderung des Landes kommen, welche in dieser Form immer wieder Kritik ausgesetzt ist.”

Andreas Pöder (BürgerUnion) plädierte dafür, auch die lokalen Sender mit einzubinden. Das Internet biete heute zu großflächige Wetterinformationen.

Dieter Steger (SVP) bezweifelte, dass das Wetterpanorama heute noch ein modernes Format sei, um sich über das Wetter in Südtirol zu informieren. Es gebe heute genug offen verfügbare und detaillierte Information für das Internet. Im Fernsehen müsste man immer wieder warten, bis die Kamera aus Südtirol drankomme. 3-Sat habe zudem geringe Einschaltquoten. Über die Filmförderung könnte man das Vorhaben laut heutiger Gesetzeslage gar nicht finanzieren. Daher könne man dem Antrag nicht zustimmen.
Derzeit würden zwei Südtiroler Gebiete in 3-Sat beworben, während Südtirol im österreichischen Wetterpanorama überhaupt nicht vorkomme, bemängelte Pius Leitner (F). Er unterstützte den Antrag, dessen Umsetzung wahrscheinlich nicht viel kosten würde.

Das Wetterpanorama des 3-Sat werde auch von ARD oder ORF ausgestrahlt, präzisierte Sven Knoll (STF). Das Medium sei vielleicht eine Generationenfrage, Jugendliche würden sich weniger über das Fernsehen informieren. Andererseits habe das Wetterpanorama hohe Einschaltquoten. Eine Südtiroler Beteiligung würde keine hohen Kosten bedeuten, wahrscheinlich würden sich auch die einzelnen Tourismusgebiete daran beteiligen.

Die einzelnen Betreiber von Aufstiegsanlagen würden entscheiden, wo sie werben wollten und wo nicht, erklärte LR Richard Theiner. 3-Sat habe in Deutschland einen Marktanteil von gerade 1 Prozent. Es gebe wesentlich modernere Instrumente, sich über das Wetter in Südtirol zu informieren, auch eine eigene App. Das Filmförderungsgesetz sei als Finanzierungsschiene für das geforderte Vorhaben nicht geeignet. Bernhard Zimmerhofer bedauerte die Ablehnung. Man hätte mit wenig Geld einen großen Werbeeffekt erreichen können. Der Antrag wurde mit acht Ja, 14 Nein bei fünf Enthaltungen abgelehnt.

Von: mk

Bezirk: Bozen