41 Euro Bußgeld pro Ortsschild

DNA-Aktion der Schützen könnte teuer werden

Montag, 19. August 2019 | 11:37 Uhr

Meran – Seine jüngste Provokation könnte dem Südtiroler Schützenbund teuer zu stehen kommen. Bekanntlich haben die Schützen bei rund 600 Ortstafeln im Land die deutschen Namen mit dem Spruch “DNA – deutsch nicht amtlich” überklebt. Sie wollen damit an die Machtübernahme durch die Faschisten vor nahezu 100 Jahren erinnern. Zudem prangern die Schützen an, dass das Toponomastik-Problem seit 97 Jahren immer noch ungelöst ist.

Neben einer Untersuchung seitens der Staatsanwaltschaft wird nun auch die Meraner Ortspolizei aktiv. Kommandant Fabrizio Piras hat seine Männer beauftragt, in der Passerstadt und in den umliegenden Gemeinden Kontrollen durchzuführen, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.

Anschließend werden Strafen fällig: Das Bußgeld reicht von mindestens 41 bis maximal 168 Euro pro Schild, wobei laut Aussagen der Stadtpolizei die Mindeststrafe angewandt werden soll. Multipliziert man 41 Euro mit 600, kommt man trotzdem noch auf die stolze Summe von 24.600 Euro.

Grundlage für die Strafen ist der Artikel 15 vom Straßenkodex. Laut dem zweiten Komma ist es „auf allen Straßen“ untersagt, die „Straßenbeschilderung und jedes andere dazugehörige Artefakt zu beschädigen, zu verstellen oder zu beschmieren“.

Laut Alto Adige hat die Stadtpolizei in Meran, in Schenna und in Marling bislang mehrere Übertretungen festgestellt. Auch im Vinschgau sollen zwei verklebte Schilder entdeckt worden sein.

Wie die Meraner Ortspolizei feststellt, gehe es bei den Kontrollen einzig und allein um die Einhaltung des Gesetzes, das für alle gelte. „Es ist unsere Aufgabe, zu überprüfen, ob eine Verletzung des Straßenkodex vorliegt“, betont Piras. Eine politische Bewertung falle nicht in die Zuständigkeit der Stadtpolizei.

Dass es Sanktionen geben wird, damit dürften wohl auch die Schützen gerechnet haben. Trotzdem scheint es ihnen, die Sache zu wert sein, und sie haben die Aktion durchgezogen. Fraglich bleibt außerdem, ob die einzelnen „Täter“ ausfindig gemacht werden können.

„Seit 97 Jahren ist das Toponomastik-Problem ungelöst. Man befindet sich auf einer Schaukel, man ist zwar in Bewegung, kommt aber keinen Schritt weiter“, erklärte Jürgen Wirth Anderlan, der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbund. „In diese offene Wunde unserer Landesgeschichte wird dann auch noch von Tourismusverbänden und Wirtschaftstreibenden Salz gestreut, indem man das Werk des Wahl-Montaner Tolomei, mit weiteren pseudoitalienischen Neuerfindungen weiterführt.“

Die Schützen verweisen auf das Beispiel in der Schweiz, wo man die Italiener Italiener sein lasse, die Deutschen Deutsche und die Ladiner Ladiner. Dort würden keine Namen willkürlich übersetzt und man greift auch nirgends auf willkürlich geschaffene Namen zurück.

„Respektieren wir uns gegenseitig und sind wir stolze Südtiroler. Um diese Ziele zu erreichen brauchen wir Politiker, die den Mut haben in Zukunft Entscheidungen zu treffen, wo Kulturverbrechen und Faschismus keinen Platz haben und die aus DNA (deutsch nicht amtlich) ein RM (respektvolles miteinander) machen“, erklärt Wirth Anderlan.

Von: mk

Bezirk: Bozen, Burggrafenamt

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