Von: luk
Brenner – Mit dem heutigen Durchstich des ersten Tunnels beim Brennerbasistunnel (BBT) wird ein symbolträchtiger Meilenstein erreicht. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft würdigen das Jahrhundertprojekt, verbunden mit teils sehr unterschiedlichen Forderungen für die Zukunft.
Der Unternehmerverband Südtirol sprach von einem „wesentlichen Schritt für nachhaltigere Mobilität“. Präsident Alexander Rieper betonte, dass der BBT die Verlagerung von Güter- und Personenverkehr auf die Schiene künftig deutlich erleichtern werde. Voraussetzung sei jedoch der Bau der Zulaufstrecken sowie moderne Verladebahnhöfe entlang der gesamten Trasse. Gleichzeitig mahnte er Investitionen auch in die Straßeninfrastruktur und sprach sich gegen „Verbote und einseitige Maßnahmen“ aus.
Der Bayerische Industrie- und Handelskammertag (BIHK) bezeichnete den Durchstich als Beginn einer „neuen Ära der europäischen Verkehrspolitik“. Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl erklärte, Nord- und Südeuropa rückten damit enger zusammen. Auch er machte aber klar, dass das Projekt nur mit den geplanten Zulaufstrecken erfolgreich sein könne: Deutschland müsse nun verbindliche Zusagen und Mittel für den Brenner-Nordzulauf bereitstellen.
Kritischer äußerten sich die Grünen in Südtirol, Tirol, Trentino und Bayern. Sie erinnerten daran, dass ohne eine verbindliche Verlagerungspolitik von der Straße auf die Schiene der BBT Gefahr laufe, ungenutzt zu bleiben. Eine klare Obergrenze für den Lkw-Transit sowie der zügige Ausbau der Zulaufstrecken seien notwendig, ebenso der Erhalt bestehender Schutzmaßnahmen wie des nächtlichen Fahrverbots in Nordtirol. „Der Brennerbasistunnel allein löst das Problem nicht“, so die Grünen.
Während die Feierlichkeiten am Brenner den Durchstich würdigten, machten die Stellungnahmen deutlich: Die Erwartungen an das Projekt reichen von Entlastung für Mensch und Umwelt bis hin zu wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit. Einig sind sich jedoch alle Seiten, dass der Brennerbasistunnel nur dann seine volle Wirkung entfalten kann, wenn die politischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen stimmen.
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