Von: luk
Bozen – Ein mögliches Disziplinarverfahren für die Direktorin der Bozner Goethe-Grundschule, Christina Holzer, sorgt für große Aufregung. Sie hatte bekanntermaßen eine eigene Klasse für Kinder ohne Deutschkenntnisse geplant. Das Schulamt soll deshalb jetzt ein Disziplinarverfahren eingeleitet haben. Dafür hagelt es harsche Kritik von mehreren Seiten.
STF: “Trauriges Südtirol”
Die Süd-Tiroler Freiheit Bozen Stadt/Land zeigt sich tief betroffen und entrüstet über die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen die Direktorin der Goetheschule in Bozen, Christina Holzer. „Man wähnt sich im falschen Film“, äußert sich Peter Brachetti, Sprecher der Süd-Tiroler Freiheit Bozen Stadt/Land, zur Angelegenheit.
„Welches Vergehen wird Frau Holzer vorgeworfen?“, fragt sich Brachetti. Die Antwort liefert er im selben Atemzug: „Frau Holzer hat nichts anderes getan, als für die Schüler, deren Muttersprache Deutsch ist, die bestmögliche Lösung zu finden. Gleichzeitig wollte sie jenen Kindern, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, durch gezielte Maßnahmen die Integration in die regulären Klassen erleichtern. Statt Anerkennung für dieses Engagement zu erhalten, sieht sie sich nun mit einem Disziplinarverfahren konfrontiert.“
Die Einleitung des Disziplinarverfahrens empfindet die Süd-Tiroler Freiheit Bozen Stadt/Land als “skandalöses Vorgehen gegen pädagogisches Engagement”. „Es ist ein beunruhigendes Signal, wenn eigenständige und verantwortungsbewusste Maßnahmen im Sinne der Kinder bestraft werden“, so Brachetti weiter. „Es scheint, dass Stimmen, die sich gegen die Doktrin der Schulamtsleiterin, des zuständigen Landesrates Philipp Achammer, sowie des Landeshauptmannes Arno Kompatscher richten, zum Schweigen gebracht werden sollen.“
„Das Vorgehen der Bildungsbehörden entbehrt jeglicher Grundlage und schürt den Eindruck, dass eigenständige Lösungen und kreatives Denken im Schulwesen nicht erwünscht sind“, kritisiert Brachetti. Die Süd-Tiroler Freiheit Bozen Stadt/Land spricht Direktorin Christina Holzer ihre volle Solidarität aus und fordert eine sofortige Rücknahme der Disziplinarmaßnahmen.
Die Süd-Tiroler Freiheit betont, dass das Bildungswesen Freiraum für innovative und flexible pädagogische Entscheidungen benötige, um auf die Bedürfnisse der Schüler bestmöglich eingehen zu können. „Die Bildung von Kindern sollte niemals den Interessen politischer Doktrinen untergeordnet werden“, warnt Brachetti. „Wir müssen den Mut und die Entschlossenheit von Menschen wie Frau Holzer unterstützen, die sich für das Wohl der Kinder einsetzen, statt sie mit Disziplinarmaßnahmen zu bestrafen.“
Die Süd-Tiroler Freiheit fordert die zuständigen Behörden auf, eine transparente Klärung der Vorwürfe herbeizuführen und die Diskriminierung pädagogischen Engagements zu beenden. „Die Zukunft unserer Kinder darf nicht durch politische Spielchen oder die Angst vor Repressionen gefährdet werden“, so Brachetti abschließend.
Freiheitliche: “So nicht, Frau Falkensteiner!”
Die Freiheitlichen kritisieren die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen die Direktorin der Goetheschule.
„Die Dienstanweisung der Landesschuldirektion, mit der sich diese in die Klassenbildung an der Bozner Goetheschule eingemischt hat, ist nicht nur politisch fragwürdig, sondern steht auch rechtlich auf wackeligen Beinen. Das Thema ‘Klassenbildung’ wird derzeit im Koalitionsausschuss der Landesregierung diskutiert, denn es braucht einen Schutz der deutschen Kinder, wenn in einer Grundschule die Mehrheit der Eingeschriebenen die Unterrichtssprache nicht beherrscht. Wenn Frau Falkensteiner nun mit der Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen eine politisch missliebige Entscheidung einer Direktorin droht, so ist dies skandalös, denn die Direktorin hat zum Wohle aller Kinder gehandelt. Anstatt in sich zu gehen und die eigene Position zu überdenken, prescht die Landesschuldirektorin nun einseitig vor und bedroht die Schulleiterin mit Disziplinarmaßnahmen”, so der freiheitliche Vizeobmann Otto Mahlknecht.
„Wir Freiheitlichen fordern Frau Falkensteiner dazu auf, von einem Disziplinarverfahren gegen Frau Dr. Holzer abzusehen, denn sie hat nichts falsch gemacht“, so Mahlknecht.
Leiter Reber: “Schulamt hat mit Disziplinarverfahren gegen Direktorin Tiefpunkt erreicht”
Als fatales Zeichen nach Außen und noch mehr nach Innen sei das von Schulamtsleiterin Sigrun Falkensteiner gegen die Direktorin der Bozner Goetheschule eingeleitete Disziplinarverfahren, schreibt der Freie Abgeordnete Andreas Leiter Reber in einer Aussendung.
„Wenn das alles ist, was den höchsten Schulführungskräften als Antwort auf die komplexe Realität an der Goethe-Schule einfällt, dann hat Südtirols deutsches Schulamt einen beschämenden Tiefpunkt erreicht. Und der ansonsten redselige Landesrat Achammer schweigt auch noch zu diesen dreisten Vorgängen“, so Leiter Reber. Er fordert Schulamt und Landesregierung auf, “dieses Disziplinarverfahren umgehend einzustellen, sich endlich hinter die Anliegen der Lehrkräfte und Eltern zu stellen und an Schulen mit großer Sprachkomplexität und einem herausfordernd hohen Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund neue Schulmodelle zu unterstützen.”
„Die Problemfelder, wie sie von der Bozner Goetheschule nun landesweit bekannt geworden sind, sind nicht über Nacht hereingeschneit. Seit mindestens zwei Jahrzehnten sind die Herausforderungen an vielen städtischen Schulen bekannt und ständig größer geworden“, erinnert der Freie Abgeordnete.
„Einzelne Schulen bemühen sich schon längst den verschiedenen Zielgruppen innerhalb der Klassen gerecht zu werden und bieten einen differenzierten Unterricht und verschiedene Formen der Sprachförderung an. Dass das heute an einzelnen wenigen Schulen gut funktioniert, liegt aber nicht an der Politik, sondern an couragierten Schulführungskräften und engagierten Lehrpersonen und Mitarbeitern für Integration, die hier längst Realitäten geschaffen haben. Realitäten, denen Schulamt und Landespolitik hinterherhinken“, so Leiter Reber.
„Vielen Verantwortungsträgern innerhalb der SVP, aber auch in den Oppositionsparteien war es sehr recht und bequem, dass Kinder mit Migrationshintergrund lange Zeit vermehrt die italienischen Schulen besuchten. Somit war es vordergründig ein Problem ‘der Italiener’. Das war real- und besonders autonomiepolitisch völlig falsch, da dies mittelfristig die Sprachgruppenstärken verzerren und die Identifikation mit Land und Landesautonomie schwächen wird“, hält Leiter Reber fest.
Er fordert die Landesregierung auf, mehr Gelder und Ressourcen für das Lehrpersonal und das Bildungsniveau im Land bereitzustellen und die längst notwendig gewordenen Sprachprojekte und neuen Unterrichtsmodelle gesetzlich zu begleiten und zu fördern. Ein entsprechender Antrag dazu liegt bereits im Landtag auf und kommt im Oktober zur Behandlung.
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