Von: mk
Bozen – Was für ein bitterer Zufall: Toni Morrison, die erste Afroamerikanerin, die mit dem Literaturnobelpreis gekrönt worden war, ist in der vergangenen Nacht im Alter von 88 Jahren verstorben. Die Schriftstellerin galt als moralisches “Gewissen Amerikas”. Erst am Samstag hat hingegen in El Paso ein 21-jähriger Weißer in einem Einkaufszentrum 22 Menschen erschossen, darunter mehrere Mexikaner.
Das Rassismus-Thema war bei Toni Morrison stets dominant. “Ich will sehen, wie ein schwarzer Polizist einen unbewaffneten weißen Teenager in den Rücken schießt. Und ich will sehen, wie ein weißer Mann verurteilt wird, der eine schwarze Frau vergewaltigt hat. Und wenn man mich dann fragt: ‘Ist es vorbei?’, dann sage ich: ‘Ja.’” Mit Worten wie diesen wollte sie aufrütteln – Worte, die für Europäer im ersten Moment vielleicht befremdlich und sogar angsteinflößend klingen, die aber doch zeigen, wie präsent der Rassismus in der amerikanischen Gesellschaft ist.
Wie die Bluttat in Texas, die gleichzeitig grausames Zeugnis des Waffenkults in den USA ablegt. Die Ermittler gehen von einem rassistischen Tathintergrund aus.
Am Samstagabend eröffnete dann ein 24-Jähriger in Dayton vor einer Bar das Feuer; er tötete neun Menschen.
In Europa kommt man zwar schwerer an Waffen ran. Doch auch in Deutschland steigt etwa die Angst vor rassistisch motivierten Attentaten – spätestens nach dem Mord an dem nordhessischen Regierungspräsidenten Walter Lübcke.
Mit dem Aufstieg von rechtspopulistischen Parteien ist die Sprache in der politischen Auseinandersetzung verroht, politische Gegner und Menschen mit anderer Meinung, anderer Hautfarbe oder sexueller Orientierung werden herabgesetzt und sogar bedroht.
Diese Spirale führt nur nach unten. Doch jeder kann dazu beitragen, sie zu stoppen.