Appell an Land, Gemeinde und Privatunternehmen

Erneuter Aufruf zur Rettung des letzten Auwaldes von Brixen

Samstag, 05. August 2023 | 10:08 Uhr

Von: mk

Brixen – WWF, Team Auwald, Artenschutzzentrum St. Georgen und Initiative für ein lebenswertes Brixen erneuern ihren Aufruf zur Rettung des letzten Auwaldes von Brixen. Die Naturschutzvereine befürworten die Erweiterung des Biotops Millander Au, lehnen jedoch den Bau des Industriegebäudes auf dem Grundstück ab, in dem sich der letzte große Auwald des Eisacktales befindet. „Es handelt sich dabei um einen einzigartigen Lebensraum, der für den Naturschutz in Südtirol von großer Bedeutung ist. Es ist unbedingt notwendig, die nur mehr wenig verbliebene Natur im Talboden zu schützen und die verloren gegangene Natur wieder herzustellen“, erklärend die Vereine in einer Aussendung.

Die Nachricht von der Vereinbarung zwischen der auf Betonbauten spezialisierten Brixner Firma Progress und dem örtlichen Umweltverein Hyla stammt von der letzten Woche. Die Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und dem Verein umfasst die Erweiterung des Biotops Millander Au auf dem von der Firma Progress erworbenen Grundstück. Im Gegenzug ersucht die Firma auf dem Areal, wo sich der letzte Auwald von Brixen befindet, ein Industriegebäude errichten zu dürfen. „Es handelt sich dabei um einen einzigartigen Lebensraum mit hoher Artenvielfalt, bestehend aus hohen Bäumen und reich an natürlichen Baumhöhlen, in denen sich zahlreiche Vogelarten vermehren. Jedes Jahr nisten neun bis dreizehn Graureiherpaare (Ardea cinerea) auf den Wipfeln der Fichten. In diesem Wald wurden 64 Vogelarten beobachtet, von denen 29 Arten dort auch brüten. Darunter sind auch sieben Vogelarten, die in der Roten Liste der gefährdeten Tierarten aufscheinen. Im Wald wurden auch sieben Arten von Fledermäusen (Chiroptera) nachgewiesen“, so die Naturschutzvereine.

Die beobachteten Reptilien würden zu drei verschiedenen Arten gehören, die im Anhang IV der europäischen Richtlinie 92/43 EWG angeführt sind. Es gehe dabei um Tier- und Pflanzenarten von gemeinschaftlichem Interesse, die streng zu schützen seien. „Zudem leben im Auwald unzählige Insekten, darunter Käfer, Schmetterlinge, Wildbienen und Hummeln. Im Wald gibt es weiters 66 Pflanzenarten, von denen einige in die Liste der ‚geschützten Pflanzen‘ der Abteilung Natur und Landschaft der Autonomen Provinz Bozen aufgenommen wurden“.

Im Laufe der vielen Jahre habe sich der Brixner Auwald zu einem komplexen Ökosystem mit umgestürzten Bäumen entwickelt, das einen Mikrolebensraum biete, der das Leben von Pilzen, Flechten und bestimmten Insekten begünstige, die von Totholz leben und sich davon ernähren. Die in den Baumstämmen lebenden Insekten würden insektenfressenden Vögeln als Nahrung, darunter auch dem sehr seltenen Kleinspecht (Dryobates Minor) dienen.

„Das Grundstück beherbergt nicht nur einen der letzten Auwälder am Eisack, sondern ist zugleich auch die ‚grüne LungeÄ der Brixner Industriezone in einem Talboden, der durch den Einsatz von Beton und Asphalt leider zunehmend menschengerecht umgestaltet wird“, so die Naturschutzvereine. Auch aus diesem Grund fordern sie, den Wald zu schützen.

Die Zerstörung dieses Auwaldes stehe unter anderem im krassen Widerspruch zu dem kürzlich vom Europäischen Parlament verabschiedeten Renaturierungs-Gesetz, das darauf abzielt, die Biodiversität wiederherzustellen und stark beeinträchtigte Naturgebiete wiederherzustellen, heißt es einer der Aussendung weiter.

Auch im Namen der über 4.000 Personen, die die Petition zur Rettung des Auwaldes unterstützt hätten, wiederholen die Naturschutzvereine ihren Appell, den Auwald vor Verbauung zu schützen, und ersuchen das Land Südtirol, die Gemeinde Brixen und die Firma Progress, für den Bau des neuen Industriegebäudes einen alternativen Standort zu suchen, der keinen natürlichen Bodenverbrauch erfordert.

Bezirk: Eisacktal