Von: APA/dpa/Reuters
Bei einem russischen Drohnenangriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew sind den Behörden zufolge in der Nacht auf Sonntag mindestens elf Menschen verletzt worden. Nach Angaben des Chefs der Militärverwaltung wurden zwei Jugendliche im Alter von 14 und 17 Jahren durch herabfallende Trümmerteile verletzt. Zudem entstand ein Feuer in den oberen Stockwerken eines Wohnhauses und an verschiedenen Orten brannten Autos, wie Tymur Tkatschenko auf Telegram mitteilte.
In einem anderen Bezirk gerieten demnach drei Privathäuser durch die Drohnenteile in Brand. Drei Frauen hätten sich dort außerdem ärztliche Hilfe gesucht wegen akuter Stressreaktionen. Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete in der Nacht von bisher vier Menschen, die medizinische Hilfe in Anspruch genommen hätten. Sie seien vor Ort behandelt worden. In der Nacht auf Sonntag gab es in den östlichen und auch zentralen Landesteilen der Ukraine Luftalarm. In der zentralukrainischen Region Tscherkassy wurde bei einem Drohnenangriff den örtlichen Behörden zufolge ein Mensch verletzt. Auch dort sei es zu Bränden in Wohngebäuden und ziviler Infrastruktur gekommen.
Insgesamt griff Russland die Ukraine in dieser Nacht mit 165 Drohnen an. Davon habe die Luftabwehr 69 Drohnen abgeschossen, teilt die ukrainische Luftwaffe mit. 80 Drohnen seien vom Radar verschwunden, weil sie wohl durch elektronische Störmaßnahmen abgefangen worden seien oder es sich um Drohnen ohne Sprengköpfe gehandelt habe, die Russland zur Ablenkung der Luftabwehr einsetze. Von russischer Seite hieß es, dass 13 ukrainische Drohnen abgefangen worden seien. Sie seien über den russischen Grenzregionen Rostow, Belgorod und Brjansk zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit.
Ukraine bereit für Waffenruhe
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Moskau unterdessen vor, keine Waffenruhe anzustreben. “Im Moment sieht niemand eine solche Bereitschaft von Russland”, sagte der ukrainische Präsident in seiner abendlichen Videoansprache. Im Gegenteil, die interne Rhetorik des Landes werde immer aktiver. “Ohne Druck auf Moskau wird Russland weiterhin Krieg führen”, betonte Selenskyj. Deshalb könnten globale Sanktionen gegen russische Energie, gegen russische Banken sicherlich helfen, Frieden zu schaffen.
Selenskyj betonte, die Ukraine sei bereit, sich ab sofort in Richtung einer Waffenruhe zuzubewegen, wenn Russland bereit sei für Gegenleistungen: einer dauerhaften Waffenruhe von mindestens 30 Tagen. “Das ist ein angemessener Zeitrahmen, um die nächsten Schritte vorzubereiten. Russland muss den Krieg beenden – seine Angriffe und seinen Beschuss.”
Selenskyj sagte, die Schlüsselfrage sei, ob die Partner der Ukraine Russland dazu bewegen könnten, einer vollständigen Waffenruhe zur Beendigung des seit mehr als drei Jahren dauernden russischen Angriffskriegs zuzustimmen. Es brauche ein “dauerhaftes Schweigen, das es uns ermöglichen würde, einen Ausweg aus diesem Krieg zu finden”.
Kreml will von Kiew Klarheit zu vorgeschlagener Feuerpause
Zuletzt hatte Russlands Präsident Wladimir Putin anlässlich des Weltkriegsgedenkens eine dreitägige Feuerpause vom 8. bis 10. Mai angekündigt. Der Kreml forderte eine klare Stellungnahme der Ukraine zu seinem Vorschlag der dreitägigen Waffenruhe. Die bisherige Reaktion sei mehrdeutig und historisch falsch, hieß es aus dem russischen Präsidialamt am Samstag.
Die Ukraine hält den Vorschlag für ein Täuschungsmanöver. Kiew befrüchtet sogenannte “False Flag”-Anschläge auf die Parade von russischer Seite, um der Ukraine die Schuld in die Schuhe zu schieben. Bei der Parade werden Führer aus rund 20 Ländern in Moskau erwartet – darunter auch der chinesische Präsident Xi Jinping und der brasilianische Staatschef Luiz Inacio Lula da Silva.
Die Ukraine beharrt auf eine umfassende 30-tägige Feuerpause. Das wiederum lehnt Russland ab.
Aktuell sind 1 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen