Anerkennung für Zivilcourage und Engagement

„Fridays for Future“ ist Politische Persönlichkeit des Jahres 2019

Sonntag, 10. Mai 2020 | 20:40 Uhr

Bozen – Die Bewegung „Fridays for Future South Tyrol“ wurde von politika, der Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft, als Politische Persönlichkeit des Jahres 2019 ausgezeichnet. Aufgrund der COVID-19-Beschränkungen erfolgte die Diplomübergabe am Freitag, den 8. Mai, nicht wie ursprünglich vorgesehen im Alten Bozner Rathaussaal, sondern virtuell im Rahmen einer Videokonferenz. Stellvertretend für die tausenden Sympathisanten der „Fridays for Future“-Bewegung in Südtirol nahm die 18-jährige Aktivistin Nausicaa Mocellin die Auszeichnung entgegen. „Fridays for Future ist eine Bewegung, die von unten kommt und von Zivilcourage und zivilgesellschaftlichem Engagement getragen ist“, nennt Harald Knoflach, Vorstandmitglied von politika, einen der Gründe für die Auszeichnung. Mocellin betonte in ihren Dankesworten, dass die Schulstreiks auch trotz der Coronakrise weitergingen und dass die Bewegung ihren Kampf für einen wirksamen Klimaschutz fortsetzen werde. Der Präsident der Gesellschaft, Günther Pallaver, sieht in dem Engagement der Jugendlichen einen Beleg für ein starkes politisches Bewusstsein: „Die FfF-Bewegung zeugt von einer äußerst hohen zivilgesellschaftlichen Verantwortung, die lokal agiert und global wirkt.“

DE IT LA Diplom

Begründung der Jury

Die Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft / Società di Scienza Politica dell’Alto Adige / Sozietà de Scienza Pulitica de Sudtirol hat beschlossen, die Bewegung „Fridays for Future“ als politische Persönlichkeit des Jahres 2019 zu ehren.

Ab Sommer 2018 hat sich Greta Thunberg, eine damals 15-jährige Schülerin aus Schweden, jeden Freitag vor das Parlament in Stockholm gesetzt, um für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu demonstrieren. Dank der internationalen Aufmerksamkeit, die ihre Initiative gewonnen hat, ihren Auftritten bei der UN-Klimakonferenz in Katowice 2018 (COP24) und bei Weltwirtschaftsgipfeln und anderen internationalen politischen und ökonomischen Zusammenkünften hat sie die politischen Eliten unmissverständlich zum Handeln aufgefordert, denn „our house is on fire!“

Dem Beispiel von Greta Thunberg folgend, fanden globale Fridays-for-Future-Kundgebungen statt, die zunächst vor allem die Jugend auf der ganzen Welt bewegten, für einen möglichst umfassenden, schnellen und effizienten Klimaschutz zu demonstrieren.

Auch in Südtirol sind die Schülerinnen und Schüler diesem Beispiel gefolgt und demonstrieren seit Februar 2019 für eine radikale Konversion der Klimapolitik, die ihre Zukunft sichern soll. Damit war die FfF-Bewegung in Südtirol Vorreiterin für die Protestbewegung in Italien.

Die Gründe für ihre Ehrung sind:

Die FfF-Bewegung zeugt von einer äußerst hohen zivilgesellschaftlichen Verantwortung, die lokal agiert und global wirkt.
Die Bewegung ist authentisch und Ausdruck der Gleichheit aller Menschen, da alle von demselben Schicksal des Klimawandels betroffen sind. Es ist für die Südtiroler Bewegung selbstverständlich, sprachübergreifend zu wirken.
Die Bewegung schließt alle Menschen mit ein und schließt im Einsatz um die Rettung der gemeinsamen Welt niemanden aus. Sie ist deshalb Ausdruck der enschenwürde.
Die Bewegung ist pazifistisch und lehnt jede Art von Gewalt ab. Ihre Kraft ist der Massenprotest und das Wort sowie die „Unschuld der Jugend.“
Die Bewegung zieht alle anderen Generationen, vor allem die ältere, zur politischen Verantwortung.
Die Bewegung hat der jungen genauso wie der älteren Generation wieder Vertrauen in ihrem Einsatz um eine klimaverträgliche Welt gegeben, die Heimat für alle Menschen ist. Damit setzt sich die Bewegung auch für die Demokratie ein, da Vertrauen eine Grundkategorie der Demokratie ist.
Die Bewegung steht für eine Kehrtwende im Umgang mit der Umwelt und den gegebenen Resourcen. Sie tritt ein gegen die Ausbeutung der Welt. Denn Ausbeutung bedeutet die Negation des Lebens, letztlich der gesamten Welt.
Die Bewegung hat die Angst um die Zukunft in zukunftsorientiertes Handeln verwandelt. Sie ist vom „Prinzip Hoffnung“ getragen.
Die Bewegung kommt von unten und hat sich nicht von Parteien, anderen Organisationen oder Interessensvertretungen vereinnahmen lassen.
Die Bewegung ist von der Zivilcourage getragen, die sich selbst ermächtigt hat, für radikale Maßnahmen zugunsten des Klimawandels einzutreten.
Die Bewegung wirkt über Generationen und Kontinente hinweg. Sie hat in der Zwischenzeit neben den Jugendlichen zahlreiche Bündnispartner/-innen im weltweiten Einsatz für den Klimaschutz gewonnen.

Dies sind die wesentlichen Gründe, weshalb die Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft / Società di Scienza Politica dell’Alto Adige / Sozietà de Scienza Pulitica de Sudtirol „Fridays for Future“ als „Politische Persönlichkeit des Jahres 2019“ würdigt und auszeichnet.

Von: ka

Bezirk: Bozen