Friedensnobelpreisträgerin zeigt sich der Öffentlichkeit

Friedensnobelpreisträgerin Machado ruft Welt zum Handeln auf

Donnerstag, 11. Dezember 2025 | 15:05 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Die Friedensnobelpreisträgerin María Corina Machado ruft mit Blick auf ihr sozialistisch regiertes Heimatland Venezuela die Welt zum Handeln auf. Auf die Frage, ob in dem lateinamerikanischen Land eine Intervention von US-Präsident Donald Trump nötig sei, antwortete Machado am Donnerstag in Oslo vor der Presse: “Wir rufen die Welt auf, uns zu helfen.” Venezuela sei ein besetztes Land. Venezuela sei von russischen und iranischen Agenten sowie von Drogenkartellen infiltriert.

“Dies hat Venezuela zum kriminellen Zentrum Amerikas gemacht. Was das Regime aufrechterhält, ist ein sehr mächtiges und stark finanziertes Unterdrückungssystem”, sagte sie. “Woher kommt dieses Geld? Aus dem Drogenhandel, dem Schwarzmarkt für Öl, dem Waffenhandel und dem Menschenhandel. Wir müssen diese Geldströme kappen.” Das Regime des sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro sei derzeit schwächer als jemals zuvor, sagte Machado weiter. “Ich glaube, dass die Maßnahmen von Präsident Trump entscheidend waren, um den Punkt zu erreichen, an dem wir jetzt stehen, an dem das Regime schwächer ist als je zuvor”, sagte sie bei einer anschließenden Veranstaltung.

Machado zeigte sich auf Hotelbalkon

Machado war Stunden nach der offiziellen Preisverleihung in Oslo eingetroffen. Die venezolanische Oppositionsführerin zeigte sich in der Nacht auf Donnerstag auf einem Balkon des Grand Hotel in der norwegischen Hauptstadt. Danach begrüßte die Gegnerin des autoritären Staatschefs Nicolás Maduro unten auf der Straße ihre Anhänger. Diese hatten zuvor die venezolanische Nationalhymne angestimmt und “libertad, libertad” (Freiheit) skandiert.

Medienberichten zufolge war Machado von Venezuela zunächst per Boot auf die Karibikinsel Curaçao gebracht worden und dann mit einem Privatflugzeug über die USA nach Norwegen geflogen. Nach ihrem Besuch in Norwegen will sie wieder in ihr Heimatland zurückkehren, in dem sie im Untergrund lebt. “Natürlich kehre ich zurück”, sagte sie am Donnerstag der britischen BBC. Sie sei sich der Risiken, die sie eingehe, vollkommen bewusst. Sie wolle aber an dem Ort sein, “wo ich unserer Sache am nützlichsten sein kann”.

Treffen im Parlament und bei Regierungschef Støre

Später besuchte Machado das norwegische Parlament und traf den norwegischen Regierungschef Jonas Gahr Støre (Störe). Vor Journalisten unterstrich sie im Anschluss ihr Vorhaben, in ihr Heimatland zurückzukehren. Sie werde den Friedensnobelpreis “zum richtigen Zeitpunkt nach Venezuela zurückbringen”, sagte sie. “Ich werde nicht sagen, wann das ist oder wie es sein wird.” Sie wolle “diese Tyrannei sehr bald beenden”, fügte sie hinzu.

Machado berichtete nach ihrer Reise aus dem venezolanischen Versteck von einem emotionalen Wiedersehen mit ihren Kindern. “Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen und habe immer wieder an diesen ersten Augenblick gedacht, als ich meine Kinder gesehen habe”, sagte die 58-Jährige den Tränen nahe. “Ich werde das nie vergessen, denn letztendlich bin ich nur eine von Millionen von venezolanischen Müttern, die sich danach sehnen, ihre Kinder in die Arme zu schließen.”

Auszeichnung in Abwesenheit

Machado war am Mittwoch in Abwesenheit “für ihren unermüdlichen Einsatz für die demokratischen Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie” mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Da sie es nicht pünktlich zu der Zeremonie schaffte, nahm ihre Tochter Ana Corina Sosa Machado den Preis im Osloer Rathaus für sie entgegen.

Die venezolanische Regierung kritisierte die Nobelpreiszeremonie als politische Show. Vizepräsidentin Delcy Rodríguez sagte im staatlichen Fernsehen: “Das sah aus wie eine Totenwache, es war ein totaler Misserfolg. Die Show ist gescheitert, denn die Dame (Machado) ist nicht erschienen.” Die Auszeichnung für die venezolanische Oppositionsführerin bezeichnete Rodríguez als einen “mit Blut befleckten Preis.”

Treibende Kraft der Opposition

Machado ist die wichtigste Vertreterin der venezolanischen Opposition. Sie war im vergangenen Jahr die treibende Kraft hinter dem Wahlkampf des Oppositionskandidaten Edmundo González, der die Präsidentenwahl nach Einschätzung der Regierungsgegner und zahlreicher Drittstaaten gewann. Trotz der Betrugsvorwürfe ließ sich der autoritäre Präsident Maduro allerdings zum Sieger erklären. González ging daraufhin nach Spanien ins Exil. Auch zahlreiche andere Oppositionelle sind längst ins Ausland geflohen.

In Venezuela wird unter anderem wegen Vaterlandsverrats gegen Machado ermittelt. Vor ihrer Reise nach Oslo lebte sie über ein Jahr lang weitgehend im Untergrund. Die Staatsanwaltschaft hatte angekündigt, Machado als flüchtig zu betrachten, sollte sie das Land verlassen. Bei einer Rückkehr nach Venezuela könnte sie demnach festgenommen werden. Denkbar wäre aber auch, dass ihr die Einreise in ihr Heimatland verweigert wird.

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