Von: APA/dpa
Im Iran haben Sicherheitskräfte die Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi und weitere Aktivistinnen Berichten zufolge gewaltsam festgenommen. Neben Mohammadi seien auch weitere bekannte Kritiker wie die politische Aktivistin Sepideh Gholian in Gewahrsam genommen worden, hieß es am Freitag in einer Mitteilung, die auf dem X-Konto der Friedensnobelpreisträgerin veröffentlicht wurde, sowie von iranischen Menschenrechtlern.
Auf Videos in den sozialen Medien war zu sehen, wie Mohammadi vor einer Menschenmenge in der nordöstlichen Millionenmetropole Mashhad sprach. Die Echtheit der Aufnahmen konnte zunächst nicht bestätigt werden. “Tod dem Diktator” war in weiteren Videos zu hören, die im Netz kursierten. Kurz darauf sollen Sicherheitskräfte eingeschritten sein.
Den Angaben zufolge hatten sich die Aktivistinnen bei einer Zeremonie für den vor wenigen Tagen verstorbenen Anwalt Chosrow Alikordi versammelt. Der Tod des Verteidigers, der auch politische Gefangene vertrat, hat große Bestürzung unter iranischen Menschenrechtsaktivisten ausgelöst. Es gab zugleich Spekulationen über die Umstände seines Todes. Die Justiz erklärte in den Staatsmedien, er sei am Arbeitsplatz an einem Herzinfarkt gestorben.
Nobelkomitee war bereits im Sommer um Mohammadi besorgt
Mohammadi war 2023 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden. Sie erhielt ihn für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen und gegen die Todesstrafe im Iran sowie für ihren Einsatz für Menschenrechte und Freiheit. Sie verbüßte zuletzt eine langjährige Haftstrafe im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran. Wegen gesundheitlicher Probleme hatte sie vor gut einem Jahr Hafturlaub bekommen.
Das Nobelkomitee hatte in diesem Juli seine Sorge wegen Berichten zu ernsthaften Drohungen gegen Mohammadi zum Ausdruck gebracht. Der Vorsitzende des Komitees, Jørgen Watne Frydnes, rief die iranischen Behörden damals dazu auf, nicht nur das Leben von Mohammadi und allen weiteren iranischen Bürgern mit kritischer Stimme zu schützen, sondern auch ihr Recht auf die freie Meinungsäußerung. Solche Statements des Nobelkomitees sind äußerst selten – die Angaben des Komitees zeigten somit, wie ernst die Lage von Mohammadi in Oslo betrachtet wurde.




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