Von: luk
Bozen – „Es ist unzumutbar, unerträglich und unverantwortlich, was die Menschen entlang den inoffiziellen Rennstrecken so mancher Südtiroler Urlaubsgäste mittlerweile aushalten müssen, weil diese mit ihren Sportwagen und Motorrädern durch unsere Dörfer rasen“, Das schreiben die Eggentaler Bürgermeister Albin Kofler (Karneid), Markus Dejori (Welschnofen), Berhard Daum (Deutschnofen) und Gernot Psenner (Tiers) in einer Aussendung nachdem sich bereits in den vergangenen Tagen der Bürgermeister von Wolkenstein und Livinallongo im Belluno über die Situation auf den Passstraßen der Dolomiten beklagt hatten. Die Bürgermeister fordern ein radikales Umdenken in Sachen Verkehr. „Das kann so nicht weitergehen.“
„Dass die Südtiroler Pässe ein beliebtes Ausflugsziel für Urlaubsgäste sind, zeigen die vielen Blechlawinen, die gerade in diesen Wochen tagtäglich zu den Hot Spots der Dolomiten fahren“, ist sich der Karneider Bürgermeister Albin Kofler durchaus bewusst. „Wir haben mittlerweile aber mehr als lediglich ein Problem mit dem ‚Spaßverkehr‘, den Menschen, die aus Langeweile durch unsere Dörfer fahren und im Grunde nichts als Dreck und Lärm hierlassen“, denkt Kofler an die unzähligen Motorräder und Sportwagen, die tagtäglich mit Karacho über die Steineggner und Gummerer Straße rauschen. „Es ist schon klar: Mit der vielgepriesenen Nachhaltigkeit hat beides nichts mehr zu tun, aber gerade Letzteres ist nicht nur unzumutbar und unerträglich für die Menschen in unseren Dörfern, sondern zum einen auch respektlos und nicht zuletzt saugefährlich“, so Kofler, der dabei weniger an die Autofahrer und mehr an die Familien mit Kleinkindern und Senioren denkt, die an den „Rennstrecken“ spazieren gehen oder aber eine Straße überqueren wollen. „So kann es nicht weitergehen“, fordert der Karneider Bürgermeister gemeinsam mit seinen Eggentaler Amtskollegen von Gästen und Touristikern im Lande ein Umdenken ein – und verspricht schärfere Kontrollen.
Dejori: „Ohne Unterstützung des Straßendienstes geht es nicht“
In dieselbe Kerbe schlägt der Welschnofner Bürgermeister Markus Dejori. „Grundsätzlich ist es ja so, dass wir den Menschen nicht verbieten können, durch unsere Dörfer zu fahren, ein Foto am Karersee zu schießen, ihren Müll auszuleeren und dann weiterzufahren“, stellt Dejori fest, „auch wenn wir davon nichts haben. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Verkehrsteilnehmer aber hält sich dabei nicht an die Straßenverkehrsordnung und das ist nicht ok.“ In der Gemeinde Welschnofen fährt der Verkehr in Richtung Karerpass aus Steinegg/Gummer, dem Eggental, Lavazè/Jochgrimm und Deutschnofen durch bewohntes Gebiet, „wir sollten mit den Polizeikräften entsprechend harte Kontrollen durchführen, können aber nicht 24/24-Stunden neben der Straße stehen“, erklärt Bürgermeister Dejori die Hindernisse durch die aktuellen Regelungen. Radarkontrollen können nur in Anwesenheit der Polizei durchgeführt werden. Indes versucht die Gemeindeverwaltung die Parkplätze zu regeln und im geschlossenen Gebiet die Straße so umzubauen, dass die Verkehrsteilnehmer automatisch langsamer fahren müssen und nicht mehr überholen können. „Damit auf der Straße zum Karerpass aber künftig nicht mehr Autorennen gefahren werden können und sich auch die Autohäuser bei den Tests für ihre Prototypen respektvoller verhalten, bräuchte es einige Schritte mehr“, weiß Dejori, „und das geht nicht ohne Unterstützung des Straßenbetreibers.“
Psenner: „Die hohen Geschwindigkeiten und riskanten Überholmanöver sind gefährlich“
Ähnlich sieht es auch der Tierser Bürgermeister Gernot Psenner, der vor allem die vielen lauten Motorräder als eine „Riesenplage“ empfindet, vor allem wenn sie in „Horden“ von 20 bis 25 Fahrern auftreten. „Gefühlt sind es in diesem Jahr mehr als andere Jahre“, meint Bürgermeister Psenner. Dabei fahren diese nicht nur entlang der Hauptstraße durch die Ortskerne zum Nigerpass, sondern nutzen auch die alte Tierser Straße und wagen immer wieder gefährliche Überholmanöver „Das mag für Motorradfahrer ein wahrer Genuss sein, aber für die Einheimischen auf der engen Straße und in den Ortskernen ist es einfach nur gefährlich. Durch die hohen Touren und die hohen Geschwindigkeiten heben die Motorräder den Lärmpegel gerade in der Zeit, in der auch unsere Menschen gerne ein paar entspannte Stunden in ihren Gärten oder in der Natur verbringen möchten. Das geht dann von Christi Himmelfahrt bis in den Herbst – da reichen die autofreien Sonntage bei weitem nicht aus, wenngleich das ein erster kleiner Schritt ist“, so Psenner. „Ein Fixradar wäre hilfreich, bei dem wir kein Personal für die Kontrolle abstellen müssen, denn mit der derzeitigen Regelung ist es als Gemeinde organisatorisch und personaltechnisch einfach nicht zu stemmen, mehr Kontrollen durchzuführen“, sieht es Psenner ähnlich wie sein Bürgermeisterkollege Dejori.
Daum: „Versuchen die Kontrollen zu verstärken“
Die Gemeinde Deutschnofen indes liegt etwas abseits von der Hauptverkehrsachse und ist in der glücklichen Situation, dass die Hauptstraße nicht direkt durch den bewohnten Ortskern führt. Dennoch unterstützt Bürgermeister Bernhard Daum seine Kollegen, zumal auch er mehr Verkehr und mehr Unfälle beobachtet. „Wir wissen leider auch nicht immer genau, welche Maßnahmen wir als Gemeinde hier setzen können und versuchen, soweit als möglich die Kontrollen unserer Gemeindepolizei zu verstärken“, berichtet Bürgermeister Daum.
“Einen Eindruck davon, was auf den Straßen des Eggentales passiert, könne man sich unter https://www.youtube.com/watch?v=Y0KAZDdb4Po (ab Minute sieben auf der Strecke von Birchabruck nach Gummer) verschaffen”, merken die Bürgermeister an.
Tatsächlich sind dort Driftmanöver und überhöhte Geschwindigkeit zu sehen, obwohl andere Verkehrsteilnehmer ebenfalls die Straße benutzen.