Petition: Mehr als 3.300 Unterschriften in wenigen Tagen

Gesunde Jause? – Nein zu Plastik und Zucker

Montag, 10. Juni 2019 | 09:37 Uhr

Bozen – Derzeit werden in Südtirols Schulen Äpfel und jüngst auch Köse in Plastiktüten sowie Trinkjoghurts in Fläschchen aus Plastik an die Schüler verteilt. Dies hat zu Ärgernis bei den Eltern geführt. Die Petition für eine echte „Gesunde Jause“ in Südtirols Schulen wurde vor knapp einer Woche erstellt und erhielt innerhalb weniger Tage über 3.300 Stimmen. Das Thema liegt vielen Eltern, Lehrern und Schülern offenbar am Herzen.

Das italienweite Projekt „Gesunde Jause“ bringt Jahr für Jahr Obst, Gemüse und Milchprodukte in die Schulen – auch in Südtirol. Mit dabei sind allerdings auch Berge an Verpackungsmüll aus Plastik und teilweises stark zuckerhaltige Produkte. Das geht auch anders, sind mehrere Eltern, Lehrer und Schüler überzeugt. Mittels einer Petition wurden Südtiroler Entscheidungsträgerinnen und -träger dazu aufgerufen, mit positivem Beispiel voranzugehen und es in Südtirol besser zu machen.

Kindern gesunde Ernährung schmackhaft machen und damit ihre Essgewohnheiten nachhaltig verbessern – das hat sich das italienweit laufende EU-Projekte „Gesunde Jause“ zum Ziel gesetzt. „Was mit Dattelstücken, Kaki, Mandeln und Haselnüssen begann, beliefert unsere Kinder mittlerweile mit Zuckerbomben und führt zu einer Plastikflut in den Schulen“, erklärt Umweltaktivistin Magdalena Gschnitzer, die Initiatorin der Petition.

Das italienweite Projekt gibt es bereits seit vielen Jahren. Es wird von der EU und dem italienischen Landwirtschaftsministerium gefördert. Knapp über eine Million Schülerinnen und Schüler erhalten Obst und Gemüse zur Jause, das meiste davon in kleine, mundgerechte Stücke geschnitten und in sehr viel Plastik verpackt. Die große Menge an Verpackungsmüll wurde bereits 2013 angeprangert, aber auch sechs Jahre später hat sich die Situation nicht viel verbessert.

2018 wurde das Projekt um die Aktion „Latte nelle scuole“ ergänzt, wodurch über 35.000 italienische Schülerinnen und Schüler mit den Milchprodukten der Mila und den dazu passenden Werbeinformationen beliefert werden.

Wirklich „gesund“?

Neben Milch werden auch Joghurt und Käse verteilt, mit dem Ziel „die gesunde Ernährung schon im Kindesalter zu fördern und den Geschmackssinn der Kinder zu schulen“.

Bedenklich findet Gschnitzer, dass durch die Aktion „Latte nelle Scuole“ den Kindern unter anderem auch stark zuckerhaltige Produkte angeboten würden. „Ein Trinkjoghurt der Mila (200 Gramm) enthält 24 Gramm Zucker– das entspricht acht Zuckerwürfeln und somit etwa der Hälfte der empfohlenen Tagesdosis an zugesetztem Zucker für einen Erwachsenen“, erklärt die Umweltaktivistin.

Magdalena Gschnitzer

Übermäßiger Zuckerkonsum stehe im Verdacht Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen zu begünstigen – ein Phänomen, das auch in Südtirol ein weitverbreitetes Problem bei Schulkindern ist. „Auch Diabetes und Übergewicht sind ein großes Problem. Italienweit gelten mittlerweile 46 Prozent aller Erwachsenen als übergewichtig, in Südtirol bereits jedes fünfte Kind. Zahlreiche gravierende Erkrankungen sind die negativen Folgen“, so Gschnitzer.

„Gut“ verpackt?

Ein weiteres Problem, das „sowohl die Gesundheit aller Menschen als auch das weltweite Ökosystem auf unserem Planeten massiv bedroht“, komme durch die Verpackung der „gesunden Jause“ ins Spiel, betont Gschnitzer: Denn einiges an Obst, jedes Joghurt, Parmesanstücke und auch die Trinkjoghurts sind in viel Plastik verpackt.

Magdalena Gschnitzer

Dazu kommen Becher, Besteck und Aufbewahrungsbehälter. Wenn man bedenkt, dass 35.000 Schülerinnen und Schüler diese Jausen erhalten, kommt ein ganzer Müllberg zusammen, der da in die Schulen geschwemmt wird.

Magdalena Gschnitzer

„Dazu kommt, dass teilweise zu viel Lebensmittel oder die Jausen ohne Vorankündigung und fixe Termine an die Schulen verteilt werden, was zur Folge hat, dass einiges wiederum im Mülleimer landet“, erklärt Gschnitzer.

Was nun?

Als Umweltaktivistin ist Magdalena Gschnitzer seit Jahren in Südtirols Schulen unterwegs und setzt sich für eine plastikfreie Zukunft ein. Sie erzählt Kindern davon, wie wichtig es ist, auf Plastik zu verzichten und wie schlimm die Folgen des Plastiks auf die Umwelt sind. „Daraufhin entstehen meistens größere Projekte, Workshops, Upcycleprojekte und mehr. Die Resonanz ist sehr positiv und sowohl die Kinder, als auch Lehrpersonen und Eltern setzen sich mittlerweile in vielen Schulen in ganz Südtirol und darüber hinaus dafür ein, Plastikmüll zu reduzieren und mehr Sensibilität für dieses wichtige Thema zu schaffen“, so Gschnitzer.

Aktionen wie die „Gesunde Jause“ scheinen die Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit, die sie gemeinsam mit Lehrpersonen, Eltern und Vereinen leistet, allerdings wieder zunichte zu machen.

Im Rahmen der Petition wird deshalb gemeinsam mit Gleichgesinnten aus Vereinen, Elternschaft, Lehrpersonal und nicht zuletzt aus Schülerinnen und Schülern eine echte gesunde Jause mit möglichst lokalen und saisonalen Produkten aus biologischem Anbau gefordert. Weiters geht es um einen möglichst weitgehenden Verzicht auf unnötiges Verpackungsmaterial und Einwegprodukte sowie um frische, möglichst unverarbeitete Lebensmittel ohne Zusatz von Zucker, Aromen und Konservierungsmittel.

Die Petition wurde heute auf der Webseite http://chng.it/xsLSW8zLJ9 veröffentlicht und erhielt bereits zwei Updates.

Von: mk

Bezirk: Bozen