Von: luk
Bozen – Was Gesundheitsministerin Giulia Grillo von der Fünf-Sterne-Bewegung in einem bisher unveröffentlichten Interview mit dem „Corriere dell’ Alto Adige“ sagt, dürfte bei den Verantwortlichen für das Südtiroler Gesundheitswesen und bei Landeshauptmann Arno Kompatscher Stirnrunzeln auslösen.
Sie hält den Anaao-Rekurs zur Einstellung von Jungärzten, die nach österreichischem Modell die Facharzt-Ausbildung absolvieren, für angebracht.
Zum Fall von Dr. Thomas Müller und dessen Ausschluss aus der Ärztekammer wagt sich die Ministerin im Interview auf dünnes Eis, wenn sie sagt: „Um in Südtirol als Arzt zu arbeiten, muss man Deutsch und Italienisch beherrschen – das ist alles.“ Dabei scheint der Ministerin entgangen zu sein, dass in Südtirol Hunderte Ärzte arbeiten, die kein Deutsch sprechen. Laut Grillo sei es „unabdingbar“, dass Ärzte, die in Italien tätig sind, die italienische Sprache beherrschen.
Was Grillo zu den niedrigen Durchimpfungsraten meint, lest ihr in der heutigen „Dolomiten“-Ausgabe!
“Keine Kompromisse beim Recht auf deutsche Sprache im Gesundheitswesen”
Die ehemalige Landtagsabgeordnete der Bewegung Süd-Tiroler Freiheit, Eva Klotz, warnt vor der Aufweichung des Rechts auf Gebrauch der deutschen Muttersprache im Gesundheitswesen.
“Sanitätsdirektor Dr. Thomas Lanthaler sagte im Rai-Radio -Mittagsmagazin am 2. August 2019 in Zusammenhang mit der Stellungnahme von Gesundheitsministerin Grillo zur Facharztausbildung nach österreichischem Muster und zur Haltung der Gewerkschaft Anaao, wörtlich: ‘Ein Arzt muss in Südtirol eine Landessprache können”. Diese Aussage ist deshalb gefährlich, weil so die vielen Ärzte, die bis heute nur Italienisch sprechen, keine Veranlassung mehr hätten, in Zukunft Deutsch zu lernen und mit den Patienten auch zu sprechen. Dem von der Ärztekammer ausgeschlossenen Primar Dr. Thomas Müller ist es zumutbar, einen Italienisch-Kurs zu besuchen. Es ist davon auszugehen, dass er die italienische Sprache in kurzer Zeit besser beherrschen wird als viele italienische Ärzte, die in den letzten Jahren in den Gesundheitsdienst außerhalb von Proporz und Sprachbestimmungen aufgenommen worden sind. Es muss sichergestellt werden, dass Ärzte aus dem EU-Raum, die nicht Italienisch können, nicht diskriminiert werden, und dass die italienischen Ärzte, die sich bis heute weigern, endlich Deutsch lernen und sprechen'”, so Klotz.