Von: bba
Bozen – Gewalt an Frauen macht keine Pause: Besonders jetzt, wo Familien isoliert sind, sind Gewaltexzesse von Männern gegenüber Frauen noch problematischer als sonst schon. Wie bekannt, sind Frauen Zuhause in den heimischen Wänden einem weit höheren Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewalt zu werden, als auf der Straße. Verwandte, Partner und dergleichen sind weit mehr zu fürchten, als der fremde Mann, dem Frauen zufällig begegnen. Nun fordert Unterberger: „Nicht für gewaltbetroffene Frauen, sondern für gewalttätige Männer müssen Strukturen geschaffen werden.“
“Es kann nicht sein, dass die Coronakrise zu Rückschritten in der Frauenpolitik führt und hart erkämpfte Errungenschaften von Frauenrechtlerinnen in Frage stellt. Daher ist es nicht zielführend, neue Einrichtungen für von Gewalt betroffenen Frauen zu schaffen”, heißt es in einer Aussendung der SVP-Senatorin Julia Unterberger.
“Mit Gesetz Nr. 154/2001 sind die Möglichkeit der raschen Wegweisung des gewalttätigen Familienmitgliedes, sowie Näherungsverbote an bestimmte Orte, an denen sich die gewaltbetroffenen Frauen aufhalten, durch die Gerichte eingeführt worden. Die Ratio des Gewaltschutzgesetzes ist, dass im Falle von Gewaltvorfällen die Täter gehen müssen und nicht die Opfer. Bekanntlich ist die derzeitige Situation des erzwungenen Zuhausebleibens aufgrund der Covidepidemie der ideale Nährboden für Gewaltvorfälle. Um diese in den Griff zu bekommen, müssen Frauen darin bestärkt werden, die Hilfe eines Rechtsbeistandes oder der Ordnungskräfte in Anspruch zu nehmen und ein Gewaltschutzverfahren einzuleiten. Für die Einhaltung der Gewaltschutzmaßnahmen sollen endlich die mit Gesetz Nr. 132/2018 dafür vorgesehenen elektronischen Armbänder benutzt werden”, so Unterberger. Die Einrichtung neuer Frauenhäuser sei hingegen der falsche Weg und vor allem die falsche Botschaft.
“Wennschon, sollen Strukturen und ein Antigewalttraining für die Täter vorgesehen werden. Die gewaltbetroffenen Frauen müssen hingegen in ihren Wohnungen bleiben dürfen”, so Unterberger.
Ein großes Problem sollte jedoch nicht vergessen werden: Oft befinden sich Frauen in einer Situation finanzieller Abhängigkeit vom Mann; auch hier muss angesetzt werden. Stellen wir uns nur eine Frau mit Kindern vor, die kein eigenes Einkommen hat und vom “Ernährerlohn” ihres Partners abhängig ist. Es gilt auch hier anzusetzen und diese patriarchale Abhängigkeit gesellschaftlich-politisch aufzulösen, ansonsten bleibt die Emanzipation aus untragbaren Lebenslagen ein schwer realisierbares Ziel. Weiters sollte das Thema Gewalt schon früh thematisiert werden und zwar in Form von Präventionsprogrammen.