Kritik der STF

“Greift Palermo deutsche Lehrerstellen an?”

Donnerstag, 23. Februar 2017 | 15:05 Uhr

Bozen – „Mit Befremden muss man den Vorstoß des Parlamentariers Francesco Palermo zur Aufweichung des Artikels 19 des Autonomiestatutes bewerten“, erklärt Peter Brachetti, Hauptausschussmitglied der Süd-Tiroler Freiheit, in einer Presseaussendung.

Er führt fort: „Doch es ist nicht nur der altbekannte Angriff auf eine Säule der Südtirolautonomie, der hier befremdet. Es verwundert auch so manch unheilige Allianz, die sich hier abgespielt haben könnte. Verwunderlich ist vor allem die Tatsache, dass auf der Internetseite www.gebi.bz.it (genitori per il bilinguismo) der Gesetzesentwurf von Palermo vollinhaltlich wiedergegeben wird. Auf der offiziellen Seite des Senates findet man bis dato noch kein Dokument, das man herunterladen könnte. Frage Nummer 1: Warum kann vorgenannte Internetseite bereits ein Dokument zur Verfügung stellen, das auf gesamtstaatlicher Ebene nicht abrufbar ist? Frage Nummer 2: Wer ist der Verantwortliche der Homepage www.gebi.bz.it? Nach kurzer Recherche – dem digitalen Zeitalter sei Dank – fällt einem als ‚Admin Contact‘, also als Verantwortlicher, der Name Enrico Hell ins Auge. Dies ist um so brisanter, zumal ein gewisser Dr. Enrico Hell als stellvertretender Amtsdirektor im Amt für Aufnahme und Laufbahn des Lehrpersonals tätig ist. Dieser Name – und vor allem das Amt des Namenträgers – berechtigt zu Spekulationen, weil Francesco Palermo sofort im Anschluss der Tagung des Landesbeirates der Eltern ‚Mehrsprachigkeit in Südtirol. Was ist möglich?‘ seinen Reformvorschlag deponiert hat. Werbetreibender dieser Veranstaltung war unter anderem die Internetseite www.gebi.bz.it. Die Tatsache, dass im Gesetzestext von Palermo festgehalten ist, dass in den Immersionsklassen die Lehrer in ihrer jeweiligen Muttersprache unterrichten müssen, zeigt, worum es wirklich geht: um die Anstrengung, den schwindenden Bedarf an Italienischlehrern zu halten und nach Kräften auszubauen. Die sinkenden Zahlen der Italienischlehrer sind damit zu erklären, dass die Eltern italienischsprachiger Kinder es vorziehen, Selbige in deutsche Schulen schicken. Wie könnte man dieser Tendenz am besten entgegenwirken? Natürlich, indem man neue Stellen für italienischsprachige Lehrer schafft! Eine mögliche Allianz zwischen Palermo und Hell ist daher durchaus naheliegend. So gesehen, ist dieser Vorstoß ganz klar zum Schaden der deutschen Volksgruppe: zum einen wird dadurch der Minderheitenschutz in einer zentralen Frage, jener des muttersprachlichen Unterrichts, untergraben. Zum anderen dürfte es klar sein, zu wessen Lasten etwaige Stellenerhöhungen für italienische Lehrer gehen: zu Lasten der deutschen Lehrkräfte! Unter dem Untertitel ‚mehrere Sprachen lernen‘ firmieren jene Kräfte, die den Minderheiten den Garaus machen wollen. Fakt ist, dass in mehrsprachigen Kindergärten und vielleicht bald auch in Schulen das leichter zu erlernende Italienisch als Kommunikationssprache eingesetzt wird. Fakt ist außerdem, dass zu frühzeitiges Erlernen von Fremdsprachen von der Bildung einer eigenen, der Muttersprache zugehörigen Kultur ablenkt und dies langfristig zum Verlust der eigenen Identität führt. Vor derartigen Entwicklungen, die bereits eingesetzt werden, kann nicht oft genug gewarnt werden!“

 

Von: luk

Bezirk: Bozen