Von: Ivd
St. Ulrich – „Wenn man das im Internet veröffentlichte Dossier zu den Ski-Weltmeisterschaften in Gröden liest, hat man den Eindruck, dass das Organisationskomitee bereits im Vorfeld alle Interessengruppen, allen voran die Bevölkerung und die Gemeinden, einbezogen hat und in engem Kontakt mit ihnen steht. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus“, kritisiert Heidi Stuffer, Gemeinderätin der Grünen in St. Ulrich.
Auf Seite vier des Online-Dossiers heißt es: „Grund: Die Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2029 sind eine einmalige Chance, die Gröden gemeinsam nutzen möchte. Die Einwohner, Institutionen, Unternehmen und Partnerverbände unterstützen geschlossen die Kandidatur, die auf vier Grundpfeilern basiert.“
„Es mutet jedoch zynisch an, das Projekt der Weltmeisterschaften als ‚Gemeinschaftsprojekt‘ zu bezeichnen“, so Stuffer. „Es gab weder ein Referendum noch eine öffentliche Präsentation der Idee zu diesem Event, keinen partizipativen Prozess und nicht einmal eine offene Diskussion in den Gemeinderäten zu diesem Thema. Letztendlich haben die Gemeinderäte nur über die Finanzierung der Kandidatur entschieden (jährliche Beiträge für die Jahre 22-24 gemäß den Beschlüssen des Gemeinderats vom 3. August 2022 Wolkenstein 50.000 Euro, vom 15. September 2022 St. Christina circa 23.740 Euro, vom 27. September 2022 St. Ulrich circa 26.500 Euro), aber es wurde nie ein klares Ja oder Nein zu den Ski-Weltmeisterschaften diskutiert.“
Darüber hinaus gestalte sich auch der Zugang zu Informationen nach wie vor sehr schwierig, so Stuffer. „Die Bürger und ihre Gemeinden wissen daher noch nicht konkret, was sie im Februar 2031 erwarten und wie viel für die Veranstaltung ausgegeben wird.“
Geschlossene Türen
Trotz der Anfrage einiger Mitglieder der Grödner Taskforce – Bürgermeister von St. Ulrich, St. Christina und Wolkenstein, Präsidenten der Tourismusverbände und Vertreter der Aufstiegsanlagen – an den Präsidenten des Organisationskomitees Rainer Senoner, ist das detaillierte Dossier zur Weltmeisterschaft 1931 noch immer nicht öffentlich zugänglich. Es handele sich um „ein internes Dokument zu einer Sportveranstaltung”, so seine Antwort laut Stuffer. Auch das Dokument „Verkehrstechnische Maßnahmen für die Mobilität in Gröden im Hinblick auf die Ski-Weltmeisterschaften 2031” ist noch nicht öffentlich zugänglich. Auch hier wird als Grund laut Stuffer angegeben, dass es sich um ein internes Dokument handelt. „Schließlich ist auch der Name der/des vom Organisationskomitee ernannten Nachhaltigkeitsbeauftragten trotz mehrfacher Anfragen noch immer nicht unbekannt.“
Die (falsch) Richtung
„Seit einigen Monaten häufen sich auf den Seiten der Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz die Projekte zum Skigebiet Gröden/Seiser Alm: Seilbahn Furnes/Seceda, Sessellift Catores, Sessellift Gran Paradiso, Gondelbahn Ruaccia/Sochers, Sessellift Sochers/Ciampinoi, Sessellift Steger Dellai – um nur einige zu nennen. Es sind invasive Erweiterungen mit massiven Kapazitätssteigerungen bis zum Doppelten der derzeitigen Kapazität geplant, die sich einerseits auf die Umwelt und andererseits auf den Gästeansturm auswirken werden“, so die Grüne.
„In diesem Zusammenhang, der an einen Goldrausch erinnert, finden die Ski-Weltmeisterschaften statt. Eine weitere Förderung des Massenskitourismus in den Dolomiten auf Kosten der Umwelt und der Gemeinden.“
Stuffer weiter: „Gemeinschaft entsteht nicht dadurch, dass man sie lautstark in den Medien verkündet, sondern indem man sich aktiv mit den Ängsten, Sorgen und Erwartungen der Bevölkerung auseinandersetzt, sie einbezieht und versucht, einen gemeinsamen Weg für eine konstruktive und positive lokale Entwicklung zu finden. Die Ski-Weltmeisterschaften wurden hinter verschlossenen Türen beschlossen und werden auch heute noch ohne Rücksprache mit der Bevölkerung durchgeführt. Was kollektiv bleibt, sind Zweifel, Ängste und Frustration angesichts der sich verschärfenden Wohnungskrise, des Verkehrschaos, der zu hohen Lebenshaltungskosten, des Verlusts an Lebensqualität im Tal und der rücksichtslosen Ausbeutung der Landschaft und der Umwelt.“
Abschließend fügt die Abgeordnete hinzu: „Es ist Zeit, endlich aus dieser Weltmeisterschaft auszusteigen. Ich appelliere an alle Gemeinderäte von Gröden und Kastelruth, ihre Unterstützung zum Wohle der Bevölkerung und der zukünftigen Generationen zu überdenken.“




Aktuell sind 1 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen