Von: mk
Bozen – Dass gegen den überbordenden Verkehr in Rentsch in Bozen zu Stoßzeiten etwas unternommen werden sollte, darüber sind sich die meisten einig. Die Frage ist nur: Welche Maßnahmen sind sinnvoll? Mobilitätsstadtrat Stefano Fattor will – zumindest an bestimmten Tagen – Fahrverbote einführen. Sasa-Präsidentin Astrid Kofler, die selbst im Stadtviertel lebt, kann dem Vorschlag zum Teil etwas abgewinnen. Allerdings müsse man die Frage weiter denken, wie sie im Gespräch mit Südtirol News erklärt.
Südtirol News: Was braucht es ihrer Ansicht nach, um dem intensiven Verkehrsaufkommen in Rentsch beizukommen?
Astrid Kofler: Grundsätzlich bin ich dafür, dass sich alle an einen Tisch setzen und an einem gut strukturierten Konzept arbeiten, und zwar nicht nur für Rentsch, sondern für Bozen insgesamt. Ich habe fast zehn Jahre in Mailand gelebt und konnte irgendwann mit der Einführung der „Area C“ meine Wohnung mit dem Auto teils gar nicht mehr erreichen, und anschließend nur bei Zahlung einer ordentlichen Taxe. Es braucht ein Umdenken. Wenn große Metropolen so etwas schaffen, sollte das in Bozen doch auch möglich sein.
Das heißt: Der Individualverkehr sollte also so weit wie möglich aus der Stadt draußen bleiben und im Inneren sollten öffentliche Verkehrsmittel verwendet werden?
Das gilt nicht nur für Bozen allein, sondern auch für die umliegenden Gemeinden. Von Waidbruck, das unter anderem an Gröden angebunden ist, bin ich mit dem Zug in 16 Minuten im Zentrum von Bozen. Wir haben hier in Südtirol ein gut ausgebautes und funktionierendes öffentliches Verkehrsnetz, doch die Bevölkerung muss mehr sensibilisiert werden, damit dieses auch besser genutzt wird. Das Land leistet hier bereits gute Vorarbeit. Auch bei SASA sind wir täglich darum bemüht, immer mehr Menschen zum Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel zu bewegen. Klarerweise sollte man schon unterscheiden, warum jemand mit dem Auto in die Stadt muss.
Gleichzeitig fahren viele Pendler durch Rentsch mit dem Pkw in die Stadt…
Zwischen kurz nach 7.30 Uhr und 8.00 Uhr ist die Situation in Rentsch echt „heavy“. Das Verkehrsaufkommen ist besonders intensiv. In jedem Auto sitzt vielfach nur ein Mensch. Dies ist im Übrigen zum Beispiel auch im Überetsch zu beobachten. Vielfach kommt es dadurch zu Staus im Busverkehr mit all dem, was das dann wiederum mit sich bringt. So kann es in Zukunft sicher nicht weiter gehen. Vor allem Kinder verstehen das heutzutage viel besser. Ihr Umweltbewusstsein ist viel ausgeprägter als jenes von einigen Erwachsenen. Dabei benötigt man zum Beispiel mit der Rittner Seilbahn hinunter in die Stadt nur zwölf Minuten.
Was halten Sie vom Vorschlag von Mobilitätsstadtrat Stefano Fattor, an Tagen mit Regen oder Schneefall von 10.00 bis 18.00 Uhr auf bestimmten Straßen Fahrverbote einzuführen?
Grundsätzlich kann ich dem Vorschlag einiges abgewinnen. Vor allem wenn es regnet, ist die Stadt pumpvoll. Dass sich Fattor um das Problem kümmert, begrüße ich. Nicht nachvollziehen kann ich hingegen die Bedenken der Wirtschaftstreibenden. Denn auch wenn Fahrverbote in Kraft sind, kommen Touristen trotzdem in die Stadt. Doch wie gesagt: Meiner Ansicht nach braucht es ein strukturiertes Gesamtkonzept, bei dem auch die umliegenden Gemeinden mit einbezogen werden. Denkbar sind etwa Modelle wie Car-Sharing, mehr Sensibilisierung, eine Taxe für Personen, die mit dem Pkw ins Zentrum wollen, und vor allem die stärkere Nutzung der bereits vorhandenen öffentlichen Verkehrsmittel.
Was finden Sie noch am Vorschlag gut?
Für Stefano Fattor ist auch immer eines wichtig: Durch den vielen motorisierten Individualverkehr sind die Straßen verstopft und der öffentliche Verkehr bzw. der Bus kommt nicht mehr weiter, was dann die Öffis auch wiederum weniger attraktiv macht. Weniger Autos in der Stadt heißt daher auch “freiere Fahrbahn” für die Busse und damit ein höheres Maß an Zuverlässigkeit bei der Einhaltung der Fahrtzeiten. Die Öffis gewinnen dadurch auch für die Fahrgäste wieder mehr an Attraktivität.
Manche finden, dass zu viele Überlandbusse durch Rentsch fahren. Was sagen Sie dazu?
Ja, natürlich wäre besser, wenn es weniger solcher Busse gäbe. Doch ich denke: Würde ein strukturiertes Gesamtkonzept vorliegen, wäre das schon ein Riesenfortschritt.