Von: luk
Bozen – Der Heimatpflegeverband Südtirol sieht die Gemeinden bei der Umsetzung nachhaltiger Mobilität in der Pflicht. Der motorisierte Individualverkehr soll laut Klimaplan und Landesplan für nachhaltige Mobilität bis 2040 um 30 Prozent sinken, innerorts gar um 34 Prozent. “Für die Gemeinden heißt das, dass sie zum großen Teil dafür verantwortlich sind, dass innergemeindliche Fahrten mit Pkw, Motorrad und Lieferwagen grundsätzlich abgebaut und anders organisiert werden.” Der Heimatpflegeverband ruft die Gemeinden dazu auf, diese Verantwortung wahrzunehmen und appelliert an das Land, die Gemeinde darin intensiv zu unterstützen.
“Das Landesgesetz für Raum und Landschaft verpflichtet die Gemeinden, eigene Pläne für nachhaltige Mobilität zu erstellen oder Mobilitäts- und Erreichbarkeitskonzepte vorzulegen. Bozen und Meran gehören zu den wenigen Gemeinden, die bereits entsprechenden Konzepte erstellt haben. Der neue Landesmobilitätsplan gibt nun spezifische Ziele für die Konzepte vor und will vor allem die kleineren Gemeinden bei der Erstellung unterstützen. Aktuell machen die innergemeindlichen Bewegungen 42 Prozent des Verkehrs in Südtirol aus. Gerade diese Bewegungen sollen wesentlich – um 34 Prozent – reduziert werden. Es sollen neue Fahrradwege entstehen, durch lokale Güterumschlagstellen der innerörtliche Güterzustellverkehr reduziert und die Pkw-Mobilität durch kommunales Parkplatzmanagement begrenzt werden. Das sind ganze wesentliche und wichtige Ziele“, findet auch der Heimatpflegeverband.
Luftqualität und Lärmschutz als wichtige Aspekte
Eine Reduzierung des motorisierten Verkehrs sei ein zentrales Klimaziel, habe aber auch kurzfristig positive Auswirkungen auf Luftqualität und Lärmschutz. „Vor allem die Ozonwerte und die Stickoxid- und Stickstoffdioxidwerte liegen in einzelnen Gebieten Südtirols noch über den Grenzwerten. Beim Lärmschutz ist auch auf Gemeindeebene noch Luft nach oben“, so Heimatpflegeobfrau Claudia Plaikner. Südtirol verfüge zwar über eine Lärmkartierung und einen „Lärmaktionsplan“, aber nur für Straßen mit einem Aufkommen von mehr als drei Mio. Fahrzeugen im Jahr, also die A22 und die MeBo. Der Heimatpflegeverband fordert daher, dass in Sachen Lärmbelästigung bei Straßen mit weniger als drei Millionen Fahrzeugen im Jahr neue Studien und Messungen erfolgen, die in der Folge zu Maßnahmen der Lärmeindämmung führen.
Anreize für Gemeinden schaffen und Güterverkehr optimieren
Um die Gemeinden verstärkt in Bezug auf den Verkehr zu aktivieren, sieht der Landesmobilitätsplan Anreize für jene Gemeinden vor, die Mobilitäts- und Erreichbarkeitskonzepte erstellen. “Allerdings bleibt der Plan in Bezug auf die Gestaltung dieser Anreize und die finanzielle Unterstützung klimafreundlicher Mobilitätsprojekte vage. Der Heimatpflegeverband fordert daher eine rasche Ausarbeitung entsprechender Förderrichtlinien durch das Land”, heißt es weiter. “Gemeinden sollten diese Gelegenheit nutzen und mit Bürgerbeteiligung geeignete Konzepte umsetzen. Verschiedene Vorschläge zur Reduzierung des Pkw-Verkehrs liegen bereits auf dem Tisch, darunter auch der Ausbau der Busverbindungen und des Fahrradwegenetzes, Verkehrsbeschränkungen für sensible Zonen und Passstraßen und die Reduzierung der Parkplätze im urbanen Raum.”
Eine immer wichtigere Rolle beim lokalen Verkehrsaufkommen spiele die Optimierung und Dekarbonisierung des lokalen und regionalen Güterverkehrs. „Leerfahrten müssen unbedingt vermieden und die Nutzung von E-Fahrzeugen, auch Fahrrädern, bei der Warenzustellung im urbanen Bereich muss gefördert werden“, ist sich Plaikner sicher. „Die Gemeinden haben hierfür die Karten in der Hand. Durch die Schaffung der notwendigen Infrastruktur für den Warenumschlag kann die Lärm- und Luftbelastung durch den Zustellverkehr gesenkt und das vom Klimaplan gesetzte Ziel bis 2040 erreicht werden.“