Diskussion über neue Durchführungsbestimmungen

“Jagd ist Wildmanagement”

Freitag, 25. November 2016 | 12:58 Uhr

Bozen – Landeshauptmann Kompatscher und Forstlandesrat Schuler haben heute über Inhalte und Auswirkungen der neuen Durchführungsbestimmungen informiert.

“Die Südtiroler Jagd”, unterstrich Landeshauptmann Arno Kompatscher, “ist vorbildhaft und schützt die Fauna”. Dieses Argument habe auch das italienische Umweltministerium anerkannt  und deshalb einer “ausweitenden Durchführungsbestimmung” zugestimmt. Gemeinsam mit Forstwirtschaftslandesrat Arnold Schuler und den Südtiroler Parlamentariern in Rom habe er mehrmals im Ministerium verhandelt, berichtete der Landeshauptmann, und richtete seinen Dank an alle daran Beteiligten, auch an die Jäger selbst. “Durch diese Durchführungsbestimmungen”, betonte Landesrat Arnold Schuler, besteht nun nach langen Verhandlungen größere Rechtssicherheit”. Die Genehmigung der Durchführungsbestimmungen zur Jagd am gestrigen späten Nachmittag bewertete er, wie auch der Landeshauptmann, als “autonomiepolitisch großen Erfolg und sehr wichtig für die Jagd”.

In Südtirol, führte Landesjägermeister Berthold Marx aus, gilt das Revierjagdsystem, das sich vom System im Großteil Italiens wesentlich unterscheidet. “Die Jagd in Südtirol hat sich immer durch sorgsamen Umgang mit Wildtieren ausgezeichnet”, wies er hin. Auch die Art der Jagdausübung ist wesentlich anders. Südtiroler Jäger bejagen vorwiegend Schalenwild und Federwild; die Jagd mit dem Vorstehhund spielt eine völlig untergeordnete Rolle. Die Jagd auf Schalenwild unterliegt einer starken Reglementierung. Im Unterschied zum restlichen Staatsgebiet wird hier flächendeckend eine “caccia controllata” – die Auslesejagd – ausgeübt mit dem Hauptziel, die ökologischen Gleichgewichte aufrechtzuerhalten. Diese Auslesejagd stimmt in ihren wesentlichen Punkten mit den Vorgaben für die Regulierung der Wildtierfauna laut dem staatlichen Jagdrahmengesetz überein. “Jagd ist Wildmanagement”, schloss der Landesjägermeister.

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“Wenn sich der Mensch zurückzieht, leidet die Artenvielfalt”, führte der Geschäftsführer des Südtiroler Jadgverbandes Heinrich Aukenthaler aus und legte Zahlen zur Jagd in Südtirol dar: Derzeit gibt es in Südtirol 6085 Jäger, was 1,3 Prozent der Bevölkerung entspricht, davon sind 335 Frauen, also 5,5 Prozent der Jägerschaft. Die Revierfläche umfasst 607.523 Hektar, rund 4200 pro Revier. Die Schalenwildabschüsse pro Jäger und Jahr belaufen sich laut Statistik, die seit 1953 geführt wird, auf 2,5, die Niederwildabschüsse auf 3,2. Der Schalenwildbestand wird auf 35.000 Rehe, 12.000 Stück Rotwild, 20.000 Exemplare Gamswild und 1500 Steinwild geschätzt. Wenn nicht gejagt wird, nehmen die Verbissschäden überhand, schloss Geschäftsführer Aukenthaler. Die Jagd sei für die Natur und nicht gegen die Natur, fügte der Direktor des Landesamtes für Jagd und Fischerei Luigi Spagnolli an.

Nach langen und schwierigen Verhandlungen durch Landeshauptmann Kompatscher und Landesrat Arnold Schuler und die Südtiroler Parlamentarier in Rom sind nun in den Durchführungsbestimmungen zum Autonomiestatut zwei Bestimmungen eingefügt: eine erlaubt es der Südtiroler Landesverwaltung, die Jagd in den Naturparks innerhalb der europäischen und internationalen Normen zu regeln.

Weiters gilt nun eine Bestimmung, die es zulässt, bei den jagdbaren Arten zweifelsfrei von den staatlichen Vorschriften abzuweichen. Italienweit geschützte Wildarten können in der Region Trentino-Südtirol als jagdbar erklärt werden, sofern es ein positives Gutachten des staatlichen Institutes ISPRA (Istituto Superiore per la Protezione e la Ricerca Ambientale) gibt. Diese Abweichungsmöglichkeit ist einzigartig in Italien; sie könnte für einige Wildarten wie etwa Murmeltiere in Erwägung gezogen werden, also für häufig auftretende Arten, die auch in Südtirol einer Regulierung bedürfen, da sie große Schäden verursachen. Die derzeitige Handhabung mit Sonderabschüssen ist zwar möglich, bedeutet aber einen großen Verwaltungsaufwand. Der Schutzstandard wird aufgrund dieser Neuregelung nicht sinken.

SVP: “Erfolg für beharrlichen Weg der Autonomie”

Laut SVP-Obmann Philipp Achammer beweise die am gestrigen Donnerstag vom Ministerrat verabschiedete Durchführungsbestimmung zur Jagd, dass allen Unkenrufen zum Trotz “die Autonomie weiterentwickelt und schrittweise ausgebaut werden kann, wenn dieser Weg konsequent und beharrlich beschritten wird.” Die jahrelangen Verhandlungen der SVP um die Jagd hätten Früchte getragen.

Parteiobmann Achammer gratuliert Landeshauptmann Arno Kompatscher und den SVP-Abgeordneten in Rom zu dem so wichtigen Verhandlungserfolg: “Jahrzehntelang war es das Bemühen der Südtiroler Volkspartei in Rom, den Jagdbereich endlich autonom und den lokalen Bedürfnissen und Erfordernissen entsprechend regeln zu können. Gerade deshalb ist es ein beachtlicher Erfolg, dass dies nun nach langwierigen Verhandlungen gelungen ist.”

All jene politische Parteien, die ständig behaupten würden, dass die Autonomie nur eine “Rückwärtsentwicklung” sei, seien wiederholt eines Besseren belehrt worden. “Aus diesem Grund sind wir davon überzeugt, dass wir jedes Instrument für uns nutzen sollten, das Weiterentwicklung und ein Mehr an Selbstständigkeit ermöglicht. Das in der neuen Verfassung erzielte Einvernehmen für die Abänderung des Autonomiestatutes kann zu so einem Instrument werden!”, so Achammer.

Von: luk

Bezirk: Bozen