STF warnt vor längeren Wartezeiten, Chaos und Ärzteflucht

„Komapatient Sanität“

Mittwoch, 19. Juli 2017 | 11:11 Uhr

Bozen – Die Zustände im Süd-Tiroler Sanitätswesen standen im Mittelpunkt der heutigen Pressekonferenz der Süd-Tiroler Freiheit. Die Bewegung wirft der Landesregierung Versagen bei den Wartezeiten vor und untermauert dies mit den neusten Zahlen. Die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit zeigen sich zudem alarmiert, dass fast niemand der Südtiroler Medizinstudenten in Innsbruck nach Südtirol zurückkommen wolle. Ein noch größerer Ärztemangel ungeahnten Ausmaßes drohe, falls nicht weitgreifende Gegenmaßnahmen erhoben werden, warnt die Süd-Tiroler Freiheit.

„Versagen der Landesregierung bei den Wartezeiten“

„60 Tage: Länger soll ein Patient künftig nicht mehr auf eine nicht-dringliche medizinische Behandlung warten müssen“, das war die große Ankündigung der Landesregierung vor sechs Jahren. „Davon sind wir aber meilenweit entfernt! Von den 50 angebotenen ärztlichen Visiten des Sanitätsbetriebes haben sich in 32 Fällen die Wartezeiten verlängert und in nur 18 Fällen verkürzt. Dies ist das ernüchternde Ergebnis einer Auswertung der Wartezeiten zwischen Mai 2016 und Mai 2017“, erklärte die Bewegung auf der Pressekonferenz

Die wichtigsten Ergebnisse im Vergleich zwischen 2016 und 2017 im Überblick seien: Die mittlere Wartezeit für einen Termin habe sich um weitere vier Tage von 65 auf 69 Tage erhöht. Bei 32 von 50 Gesundheitsleistungen häten sich die Vormerkzeiten verlängert. Die längste Wartezeit herrsche bei einer rheumatologischen Visite in Bozen: Dabei warte man 280 Tage. Von den 50 untersuchten Gesundheitsleistungen liege in 36 Fällen die maximale Wartezeit weiterhin über 60 Tagen.

Die Süd-Tiroler Freiheit weißt in diesen Zusammenhang hin, dass die Patienten bei längeren Vormerkzeiten Anspruch auf einen Zuschuss von 50 Euro bei der Behandlung durch einen privaten Facharzt haben. Der Zuschuss könne beantragt werden, wenn die Wartezeit mehr als 60 Tage auf eine nicht-dringliche medizinische Behandlung in den Südtiroler Krankenhäusern beträgt.

„90 Prozent der Südtiroler Jungärzte wollen nicht zurückkehren“

Im Frühjahr 2017 hat die ÖH-Innsbruck eine Umfrage über die Bedürfnisse, Pläne und Erwartungen von Medizinstudenten im letzten Studienabschnitt durchgeführt, die vor wenigen Tagen veröffentlicht wurde. Befragt seien dabei auch die Südtiroler Medizinstudenten worden. „Das Ergebnis ist erschreckend und zeigt deutlich, dass die Landesregierung mit ihrer Gesundheitspolitik völlig gescheitert ist“, erklärt die Bewegung. Für 90 Prozent der Jungärzte komme eine Rückkehr nach Südtirol derzeit nämlich nicht in Frage. Im Vergleich dazu hätten zwei Drittel der österreichischen Jungärzte angegeben, in Österreich bleiben zu wollen.

„Einige Jungärzte hatten bereits zu Beginn des Jahres auf die Missstände im Südtiroler Gesundheitswesen aufmerksam gemacht. Anstatt die Warnungen ernst zu nehmen, hat man diese jedoch ignoriert und die Jungärzte als Querulanten abgestempelt. Die ÖH-Studie zeigt nun, dass es noch viel schlimmer ist“, betont die Süd-Tiroler Freiheit.

In den nächsten Jahren stünden große Pensionierungswellen unter Südtirols Ärzteschaft bevor. „Wenn aber nur mehr zehn Prozent der Jungärzte nach Südtirol zurückkehren, wird die flächendeckende Gesundheitsversorgung in Südtirol schon in kurzer Zeit nicht mehr aufrecht zu erhalten sein. Südtirol kann sich die Untätigkeit der Landesregierung und deren völlig chaotische Gesundheitspolitik nicht länger leisten“, erklärt die Bewegung.

Umfassende Maßnahmen gefordert

Die Süd-Tiroler Freiheit fordert von der Landesregierung daher endlich wirkungsvolle Maßnahmen und finanzielle Anreize für Jungärzte, damit diese nach ihrer Ausbildung nach Südtirol zurückkehren. Vor allem aber müsse die Landesregierung endlich dafür Sorge tragen, dass die Facharztausbildung in Südtirol reibungslos funktioniere und die in Österreich erworbenen Studientitel automatisch anerkannt würden.

„Die Anwerbung ausländischer Mediziner hat die erhofften Erwartungen nicht erbracht und erfüllt in keiner Weise die Bedürfnisse Südtirols. Von den 134 Bewerbern kommen nämlich nur drei Prozent, also vier Personen, aus dem deutschen Sprachraum. Der allergrößte Teil stammt aus Nord- und Mittelitalien und spricht somit kein einziges Wort Deutsch“, erklärt die Süd-Tiroler Freiheit.

„Anstatt Unsummen für die Anwerbung ausländischer Ärzte auszugeben, sollte die Landesregierung besser die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Jungärzte nach ihrer Ausbildung wieder nach Südtirol zurückkehren. Insbesondere die aufwendigen Bewerbungsverfahren in Südtirol wirken abschreckend. So wie in den Nachbarländern sollten auch in Südtirol Arbeitsverträge durch Direktanstellungen befristet ermöglicht werden. Notwendige Ausschreibungs- bzw. Bewerbungsverfahren sollten unkomplizierter und unbürokratischer gestaltet werden“, betont die Bewegung abschließend.

Von: mk

Bezirk: Bozen