Von: mk
Bozen – Wer den Neptunbrunnen auf dem Obstplatz in Bozen in der Nacht auf Montag verunstaltet hat, wird derzeit von der Ortspolizei ermittelt. Zwei der insgesamt 170 gemeindeeigenen Überwachungskameras haben das Geschehen festgehalten. Während Bürgermeister Renzo Caramaschi Anzeige erstatten will, versucht Landeshauptmann Arno Kompatscher, die Wogen zu glätten.
Wie berichtet, wurden an der Neptunstatue unzählige leere Dosen, Plastikflaschen, Metallschachteln und andere Abfälle mit Klebestreifen befestigt. Der Brunnen stammt aus dem Jahr 1777.
Bislang hat sich noch keine spezifische Gruppe in den sozialen Netzwerken als Urheber der Aktion geoutet. Allerdings wurde eine Art Bekennerschreiben sichergestellt. Am Brunnen fand man ein Schild, auf dem angedeutet wurde, dass die Abfälle von drei Freunden innerhalb einer Stunde auf der Talferpromenade eingesammelt worden seien. Konkret stand: „3 Freunde, 6 Müllsäcke, 1 Talfer, 1 Stunde.“
Innerhalb 48 Stunden wolle man den Müll wieder entfernen. Am Vormittag hat die Freiwillige Feuerwehr die Statue allerdings gesäubert.
Den Aufnahmen der Überwachungskamera zufolge haben sich neun Jugendliche an der nächtlichen Klebeaktion beteiligt, berichtet die Zeitung Alto Adige. Weil sie Mützen und Kappen trugen, konnte man ihr Gesicht allerdings kaum erkennen. Allerdings könnte es sich nur um eine Frage der Zeit handeln, bis die Beteiligten identifiziert werden.
Bislang steht lediglich fest, dass die Aktion geplant war. Die Jugendlichen sind mit Leitern und geeigneter Ausrüstung angerückt. Der Statue wurde ihr „Kleid“ aus Müll innerhalb kürzester Zeit angelegt, ohne dass sich jemand verletzt hat.
Während die einen die Aktion als Vandalismus bewerten, wollen andere darin einen Weckruf zugunsten der Umwelt erkennen. Auch in der Politik scheidet der Vorfall die Geister: Bürgermeister Renzo Caramaschi will heute Anzeige gegen Unbekannt erstatten. Falls es sich bei den Verantwortlichen um Minderjährige handelt, müssen wohl die Eltern dafür geradestehen.
Landeshauptmann Arno Kompatscher versuchte am Dienstag bei der Pressekonferenz nach der Sitzung der Landesregierung hingegen zu beschwichtigen: Wenn durch die Aktion keine Schäden an der Statue entstanden seien und wenn es sich um eine kreative Art handle, um auf das Problem aufmerksam zu machen, gebe es wohl Schlimmeres, erklärte der Landeshauptmann. „Ich muss zugeben, ich kenne nicht alle Details und ich weiß nicht, ob es zu irgendwelchen Problemen oder zu einer Belastung für die Gemeinde gekommen ist“, fügte er hinzu. Deshalb mache er hier einen Punkt.
Falls sie identifiziert werden, könnten auf die jungen Öko-Aktivisten allerdings trotzdem Unannehmlichkeiten zukommen.
Gelobt hat Kompatscher hingegen die Aktivisten von Extinction Rebellion, die das Aquarium im Naturmuseum mit schwarzer Farbe übermalt hatten. Die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair hatte die Aktion, die mit dem Museumsdirektor abgesprochen war, im Nachhinein scharf kritisiert.
„Die Klimakrise und die Zukunft unseres Planeten geht alle an. Was würde sich da eher für eine Protestaktion anbieten als das Naturmuseum“, erklärte Kompatscher. Wenn man so etwas abspreche, sei es eine gute Performance.