Kritik an Personallandesrätin Amhof

Lehrergehalt: Initiativen sprechen von „irreführender Darstellung“

Mittwoch, 21. Mai 2025 | 07:15 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Debatte um die Gehälter von Lehrpersonen reißt nicht ab – vor allem seit viele Lehrpersonen angekündigt haben, freiwillige Schul-Ausflüge und Aktivitäten vorübergehend auszusetzen. Nun sorgt Personallandesrätin Magdalena Amhof mit einer weiteren Aussage für Zündstoff. Demnach hätten Lehrpersonen in Südtirol in den letzten 25 Jahren eine Gehaltssteigerung von 77 Prozent erfahren. Diese Zahl halte dem Realitätscheck nicht Stand, erwecke ein verzerrtes Bild und trage nicht zur sachlichen Diskussion über die Zukunft des Bildungssystems in Südtirol bei, sind die Initiativen „Bildung am Abgrund“ und „Qualität Bildung Südtirol“ überzeugt.

„Die genannte Berechnung bezieht sich nur auf die niedrigste Gehaltsstufe und bezieht sich auf den Zeitraum zwischen dem Jahr 1999 – vor Einführung des Euro – und 2023, in dem es eine einmalige Sonderzahlung gegeben hat. Diese Einmalzahlung wurde in die Berechnung als Lohnelement mit einbezogen. Dass genau das Jahr 2023 herangezogen wurde, obwohl die Zahlen von 2024 und 2025 vorliegen, zeugt nicht von einem ehrlichen und sachlichem Umgang, sondern zeigt, dass hier die Anliegen des Personals nicht ernst genommen werden“, erklären die Vertreter der Initiativen in einer Aussendung.

Verwende man korrekterweise den Zeitraum 1999-2025 für den Vergleich, ergebe sich ein Gehaltszuwachs von 68,6 Prozent für die Grundschule und 51,6 Prozent für die Mittel- bzw. Oberschule. „Auch ist hier klar zu erwähnen, dass die genannten Werte jeweils ausschließlich die niedrigste Gehaltseinstufung betreffen, demnach resultieren für die erfahreneren Lehrpersonen entsprechend geringere prozentuale Lohnzuwächse“, so die Vertreter der Initiativen.

Zur Einordnung genannter Prozentwerte: Laut ASTAT beträgt der Verbraucherpreisindex ohne Tabakwaren für Haushalte von Arbeitern und Angestellten im selben Zeitraum 82,8 Prozent.

„Die Darstellung der Landesrätin blendet weiters wichtige Faktoren aus: etwa die Inflation, steigende Lebenshaltungskosten und nicht zuletzt den zunehmenden Umfang und die Komplexität der Aufgaben, die Lehrerinnen und Lehrer heute täglich zu bewältigen haben“, so die Initiativen.

Rechne man die Inflation der letzten 25 Jahre etwa mit dem ASTAT-Wert gegen, erhalte man effektiv einen Kaufkraftverlust. Damit ist der Reallohn de facto nicht nur nicht gestiegen, sondern sogar gesunken.

„Realität sieht anders aus“

„Die Lehrergehälter sind etwa auch im Vergleich zu anderen Sektoren oder dem benachbarten Ausland zurückgefallen“, so die Initiativen. Dabei wird auf einen Vergleich in Tabellenform verwiesen, der vom Tagblatt Dolomiten aufgestellt wurde.

Die Darstellung der Gehaltsentwicklung von Lehrpersonen geht auch aus einer Antwort auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Andreas Leiter-Reber vom 14.01.2025 hervor:

Screenshot

„Gestiegen sind dagegen die Anforderungen im Klassenzimmer: Digitalisierung, Individualisierung, Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit physischen und psychischen Erkrankungen, Integration, Inklusion und ein wachsender Verwaltungsaufwand stellen das pädagogische Personal vor große Herausforderungen“, so die Vertreter der Initiativen.

Ihnen zufolge brauch es jetzt eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Fragen:

Welches Bildungssystem wollen wir für die Zukunft unseres Landes?

Und vor allem auch: Was brauchen Lehrpersonen, um ihren Auftrag gut erfüllen zu können?

Laut den beiden Initiativen gehören dazu unter anderem:

  • Den Anforderungen und der Ausbildung angemessene Entlohnung
  • Ausreichende personelle Ressourcen
  • Arbeitsbedingungen, die pädagogische Qualität ermöglichen

Die öffentliche Darstellung von vermeintlich hohen Gehaltszuwächsen sei nicht nur ungenau und basiere auf irreführenden Zahlen, sondern sie sei auch demotivierend für jene, die „tagtäglich engagiert für die Bildung unserer Kinder und Jugendlichen arbeiten“, so die Initiativen.

„Wir sehen uns nach dieser Aussage der Personallandesrätin darin bestärkt, dass Protestmaßnahmen dringend nötig sind! Wir fordern eine faktenbasierte, faire Diskussion über die Zukunft von Bildung und Schule – und die Wertschätzung, die das Personal in diesen Berufen verdient“, so die Vertreter der Initiativen „Bildung am Abgrund“ und „Qualität Bildung Südtirol“.

Bezirk: Bozen

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