Zwischen Empörung und Verständnis

Ausflüge gestrichen: Leser diskutieren heftig über Lehrerprotest

Dienstag, 20. Mai 2025 | 14:29 Uhr

Von: red

Bozen – Kaum ein Thema hat in den vergangenen Tagen auf Südtirol News für so intensive Debatten gesorgt wie die angekündigte Maßnahme vieler Lehrpersonen, freiwillige Schul-Ausflüge und Aktivitäten vorübergehend auszusetzen. In den Kommentaren unter dem entsprechenden Artikel entbrannte eine lebhafte und stellenweise hitzige Diskussion mit Hunderten von Reaktionen.

Die Beiträge lassen sich grob in drei Lager einteilen: Kritiker der Maßnahme, Unterstützer der Lehrerproteste und eine kleinere Gruppe vermittelnder Stimmen.

Kritik: „Nicht auf dem Rücken der Kinder“

Rund die Hälfte der Kommentare zeigt wenig Verständnis für die gewählte Protestform. Vor allem wird kritisiert, dass gerade die Kinder unter der Maßnahme leiden. Nutzerin @Madame12 spricht von einem „pädagogischen Eigentor“, @Andliebe schreibt: „Dann nehmen wir halt den Kindern die paar Ausflüge, auf die sie sich das ganze Jahr freuen.“ Auch der Kommentator @DerForrest1 bezeichnet das Vorgehen als ein schlechtes Vorbild: „Super, wenn selbst die Pädagogen den Kindern zeigen, wie man auf Kosten der Schwächeren seine Interessen durchsetzt.“

Nicht wenige werfen Lehrkräften vor, überdurchschnittlich viele Privilegien zu genießen – von langen Ferien bis zu geringer Wochenarbeitszeit. @BeeHappy etwa fragt kritisch: „Fünf Tage Woche, bezahlte Sommerferien, drei Jahre Elternzeit – denkt mal nach, ob’s euch wirklich sooo schlecht geht!“

Verständnis: „Lehrkräfte haben kaum andere Mittel“

Auf der anderen Seite steht ein ebenso großer Teil der Kommentierenden, die sich hinter die Lehrpersonen stellen. Viele verweisen auf jahrelang ausgebliebene Lohnanpassungen, hohe psychische und organisatorische Belastung sowie mangelnde gesellschaftliche Anerkennung.

Nutzer @N.G., einer der aktivsten Diskutanten, bringt es mehrfach auf den Punkt: „Was bleibt ihnen denn anderes übrig? Streik ist ein verbrieftes Recht.“ Auch @Gitschile meint: „Nach über 20 Jahren Idealismus zum Wohl der Kinder ist es wohl Zeit, auf Missstände hinzuweisen.“

Einige betonen, dass Ausflüge eine freiwillige Zusatzleistung der Lehrkräfte darstellen – rechtlich nicht verpflichtend, oft kaum oder gar nicht vergütet. @RS schreibt dazu: „2,80 Euro brutto pro Stunde Verantwortung, Organisation und Haftung bei Ausflügen – das ist inakzeptabel.“

Vergleich mit anderen Berufen: Die große Gerechtigkeitsfrage

Viele Kommentierende – auf beiden Seiten – ziehen Vergleiche zur Privatwirtschaft. Kritiker wie @Hausgeist oder @Lana2791 fordern Gleichbehandlung mit „normalen Arbeitnehmern“, bei Urlaub, Arbeitszeit und Elternzeit. Andere, wie @soso., entgegnen: „Wer meint, Lehrer hätten es so gut, soll es selbst probieren.“

Ein besonders engagierter Diskutant, @Scheilor, vergleicht das Lehrergehalt mit jenem von Arbeitern oder Staplerfahrern und kommt zum Schluss: „In der Privatwirtschaft fehlt uns wirklich nicht viel…“

Dem hält @Lee entgegen: „Die Anfangsgehälter im Ausland liegen um mindestens 500 Euro höher – während in Südtirol nicht einmal die Inflationsanpassungen ausbezahlt werden.“

Neutral bis vermittelnd: „Die Kinder dürfen nicht verlieren“

Ein kleinerer Teil der Diskussionsteilnehmer versucht, die Lager zu versöhnen. @Borwell84 etwa schreibt: „Was wäre denn der richtige Weg, wenn man nicht einmal symbolisch auf Ausflüge verzichtet?“ @Rotkehlchen erinnert daran, dass viele Lehrer den Beruf „aus Berufung“ gewählt hätten, und mahnt zu mehr Verantwortung und Besonnenheit. @RS plädiert schließlich für eine gesellschaftliche Neubewertung: „Wer gut ausgebildete, engagierte Lehrkräfte will, muss deren Beruf auch entsprechend anerkennen.“

Fazit: Polarisierte Debatte und die Politik in der Pflicht

Die Kommentarspalte zeigt deutlich: Die Diskussion um den Lehrerprotest berührt Grundsatzfragen über Bildung, Gerechtigkeit, gesellschaftlichen Zusammenhalt und Wertschätzung. Viele Eltern sorgen sich um ihre Kinder, viele Lehrkräfte um ihre berufliche Zukunft. Und viele Stimmen machen klar: Die Lösung kann letztlich nur in der Politik liegen, durch klare Entscheidungen, faire Rahmenbedingungen und eine offene Kommunikation.

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Bezirk: Bozen

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