Von: mk
Bozen – Die sozialen Organisationen in Südtirol haben die Haushaltsrede von Landeshauptmann Kompatscher aufmerksam verfolgt. Die Mittel für das Sozialwesen in Südtirol müssen dazu reichen, angemessene Antworten zu bieten und auch jene neuen Bedürfnisse decken können, die durch die Coronakrise mit Sicherheit auftreten werden, lautet die Forderung.
Im Folgenden ein Offener Brief im Wortlaut:
angesichts der schwierigen Voraussetzungen, auch für das kommende Haushaltsjahr eine ausgewogene Zuteilung der zu erwartenden Mittel zu bestimmen, haben wir als soziale Organisationen aufmerksam die öffentliche Diskussion und die verfügbaren Daten verfolgt. Bei der Haushaltsrede am heutigen Freitag, 11.12. hat der Landeshauptmann auf die besondere Notwendigkeit verwiesen, mit den vorhandenen Ressourcen – und angesichts der außerordentlichen Entwicklungen durch Corona – diesmal auch auf Basis von Verschuldungen vorausschauend und nachhaltige zu handeln.
Wir schließen uns dieser Einschätzung an und betonen den hohen Wert des in Südtirol immer wieder spürbaren Zusammenhalts in der Bevölkerung, wenn es um das Gemeinwohl geht. Dieser ist ganz besonders für jene Bevölkerungsgruppen wichtig, die aus verschiedensten Gründen nicht imstande sind, allein aus eigener Kraft am Gesellschaftsleben so wie andere teilzunehmen. Es geht dabei um essentielle Bedürfnisse, wie einen sicheren Arbeitsplatz bzw. ein regelmäßiges Einkommen, oder ein würdevolles Wohnen. Es geht darüber hinaus aber auch um Hilfestellungen für Familien, für die Sorge um Angehörige mit Pflegebedarf oder um das soziale Netz für alle Menschen, die am Rande der Gesellschaft gestrandet sind.
Die Mittel für das Sozialwesen in Südtirol müssen dazu reichen, angemessen Antworten zu bieten und auch jene neuen Bedürfnisse decken können, die durch die Coronakrise mit Sicherheit auftreten werden. Eine Krise ist immer auch Chance, so hat es der Landeshauptmann in seiner heutigen Rede unterstrichen. Auch das Soziale muss dazu in die Lage versetzt werden, um die Rechnung tragen zu können. Die laufenden Arbeiten zur Sozialforschung, zum Sozialplan und zur Anpassung der seit 30 Jahren festgeschriebenen Sozialdienste bilden dazu einen guten Ausgangspunkt und müssen mit aller Kraft und in breiter Vernetzung vorangetrieben werden. Vor allem aber muss vermieden werden, dass angesichts der nötigen Einschränkungen jene Budgets angetastet werden, ohne die sich soziale Verwahrlosung und Vereinsamung ausbreiten und zusätzliche Bevölkerungsschichten treffen könnten. Corona hat die Zerbrechlichkeit unseres Wohlstandslandes und auch die Ungleichheiten in der Bevölkerung zu deutlich aufgezeigt.
In Vertretung der zahlreichen Organisationen des Sozialwesens, mit denen wir in diesem Anliegen eng verbunden sind, fordern wir dazu auf, mit dem Landeshaushalt zum Jahr 2021 deutliche Zeichen zu setzen, dass Südtirol gerade deshalb Vorzeigecharakter in Italien und Europa haben kann, weil es durch Leistungen und Dienste eines breiten Netzwerks mit den entsprechend nötigen öffentlichen Mitteln dafür sorgt, allen Menschen im Land ein würdevolles, respektvolles und zukunftssicheres Leben sichern zu können.