Synode ist kein Parlament

Papst dämpft zum Weltsynode-Auftakt Reformhoffnungen

Mittwoch, 04. Oktober 2023 | 17:41 Uhr

Zu Beginn der Weltsynode in Rom hat Papst Franziskus Hoffnungen auf konkrete Reformen in der katholischen Kirche gedämpft. “Wir sind nicht hier, um eine parlamentarische Sitzung oder einen Reformplan voranzubringen”, stellte der 86-Jährige am Mittwoch zu Beginn der Kirchenkonferenz klar. Viele Gläubige hatten sich konkrete Reformen erhofft, etwa was den Zugang von Frauen zu Weiheämtern oder den Umgang mit Homosexuellen betrifft.

Der Pontifex und sein luxemburgischer Synoden-Koordinator Jean-Claude Hollerich hatten jedoch schon im Vorfeld immer wieder betont, es gehe bei der Weltsynode zunächst noch nicht um konkrete Veränderungen, sondern darum, wie Katholiken künftig innerhalb der Kirche miteinander umgehen und Entscheidungen treffen wollten. Man wolle also eher über das “Wie” als über das “Was” reden. Das komme erst später in weiteren Schritten an die Reihe.

Die Weltsynode gilt als eines der wichtigsten Reformprojekte von Papst Franziskus in seiner bisher gut zehnjährigen Amtszeit. Der Pontifex stellt die Synode als großes Mitbestimmungsprojekt dar. An der Konferenz vom 4. bis zum 29. Oktober nehmen etwa 365 stimmberechtigte Mitglieder teil. Die große Mehrheit sind Bischöfe, es sind aber auch andere Geistliche und Laien – Nicht-Kleriker – dabei. Erstmals in der Geschichte der katholischen Kirche wurden auch 54 Frauen als stimmberechtigte Mitglieder zugelassen.

Kritik an Franziskus’ Weltsynode wurde bereits von beiden Seiten des katholischen Spektrums laut. Reformer erwarten etwa, dass auch die Weltsynode keine greifbaren Veränderungen bringen werde. Das vorher in den Ortskirchen erarbeitete Arbeitspapier sei dafür viel zu vage, bemängeln sie. Konservativen hingegen geht der gesamte Prozess schon viel zu weit. So sagte der frühere Präfekt der römischen Glaubenskongregation, der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller, es bestehe die Gefahr, dass die Synode das eigentlich Katholische aus dem Blick verliere und in eine allgemeine Soziologie abgleite.

Angesichts solcher Auseinandersetzungen mahnte der Pontifex beim Eröffnungsgottesdienst am Mittwoch alle Teilnehmer, dass ideologische Kämpfe bei der Versammlung keine Rolle spielen dürften. Auch sollten politische Überlegungen nicht ins Gewicht fallen. “Dass die Synode diese oder jene Erlaubnis erteilt, diese oder jene Tür öffnet – das braucht es nicht.” Er wünsche sich von den Teilnehmern, dass sie das Bild einer Kirche abgäben, die sich im “Innern nicht spaltet und nach außen hin niemals herb ist”. Bei der Synode gehe es auch nicht um Strategien – und vor allem dürfe man die Versammlung nicht als Parlament missverstehen, stellte Franziskus klar.

In seiner Ansprache in der ersten Plenarsitzung am Nachmittag zielte Franziskus wieder auf die Erwartungen an die Weltsynode ab. “Die Synode ist kein Treffen von Freunden, um gewisse Probleme zu lösen oder Meinungen zu äußern. Es ist etwas anderes.” Man dürfe nicht vergessen, dass der Protagonist der Synode nicht die Teilnehmer, sondern der Heilige Geist sei, sagte Franziskus in der großen Vatikanischen Audienzhalle.

Unter den Synodalen befanden sich Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien, und der Salzburger Erzbischof Franz Lackner. Unter den nicht stimmberechtigten theologischen Beratern der Versammlung war auch die Linzer Pastoraltheologin Klara Csiszar mit dabei.

Von: APA/dpa