Koler sieht Gesetzesvorhaben aus Rom zwiespältig

„Rauchen ist keine Straftat“

Mittwoch, 08. März 2023 | 16:30 Uhr

Rom – Die italienische Regierung beabsichtigt, das Rauchverbot auch im Freien auszuweiten. Künftig soll das Rauchen an Bushaltestellen und Parks untersagt sein, wenn sich Kinder oder schwangere Frauen in der Nähe aufhalten. Auch im Gastgewerbe soll es weitere Einschränkungen geben. Peter Koler vom Forum Prävention in Südtirol steht dem Vorhaben ambivalent gegenüber.

„Zum Einen ist es sicher positiv, wenn die Räume für das Rauchen eingeschränkt werden, weil die Sichtbarkeit des Rauchens andere animieren kann, auch zu rauchen. Zum anderen muss der Schutz der Nichtraucher garantiert werden“, erklärt Koler gegenüber Südtirol News. Dies gelte zu einem kleinen Teil auch für Verdampfer und Tabakerhitzer.

Gesundheitsminister Orazio Schillaci will mit seinem Vorstoß bekanntlich die Gesundheit der Bevölkerung schützen. Der Gesetzentwurf, der auf dem Tisch liegt, sieht vor, dass die neuen Regeln auch für E-Zigaretten gelten.

Trotzdem gibt es für Koler ein großes Aber. Immerhin gehören 25 Prozent der Bevölkerung zu den Rauchern. Viele davon würden laut Koler nicht freiwillig rauchen, sondern das Nikotin dazu benutzen, um ihren Stress und ihre Anspannung besser zu managen. Sie brauchen demnach das Nikotin, um eine bessere psychische Balance zu finden. „Das ist an sich ja nicht verboten. Das Rauchen ist nicht eine Straftat. Von dem her muss es möglich bleiben, dass Raucherinnen und Raucher einen Platz haben, wo sie rauchen dürfen – auch, weil es bis jetzt viel zu wenig Strategien gibt, um eine Alternative zur Stressreduktion flächendeckend anbieten zu können, die ein idealer Rauchausstieg wären“, erklärt Koler.

Das Vorhaben des Gesundheitsministers sieht laut La Stampa auch Einschränkungen für Gastbetriebe vor. Damit an den Tischen in den Außenbereichen weiter geraucht werden darf, müssen die Lokale eine eigene Raucherzone ausweisen. Zudem soll es an den Flughäfen keine Raucherräume mehr geben. Der italienische Gesundheitsminister will den nun fertig ausgearbeiteten Gesetzentwurf mit den neuen Verboten in Kürze einbringen. Doch nicht das gesamte Regierungsteam ist für die strengen Verbote: Lega-Chef und Infrastrukturminister Matteo Salvini stellt sich dagegen. Die Regelungen gingen zu weit, sagt er.

Saftige Strafen

Geht das Gesetz dennoch durch, muss man mit einem saftigen Bußgeld rechnen, wenn man sich nicht an das Verbot hält. 250 Euro kostet die Strafe demnach, die sich allerdings bei einer Bezahlung innerhalb von 60 Tagen auf 50 Prozent reduziert.

Verkehrspolizisten oder Polizeibeamte können die Strafzettel ausstellen. Die Höhe der Strafe orientiert sich an einem Verstoß beim Rauchverbot in Innenräumen, das in Italien seit 2005 für öffentliche Gebäude, Restaurants und Bars gilt. Im Auto ist das Rauchen seit 2015 verboten, wenn Kinder oder Schwangere mit an Bord sind.

Jugendliche rauchen wieder mehr

Ob Jugendliche wieder vermehrt zur Zigarette greifen, dazu gibt es in Südtirol keine aktuellen offiziellen Daten. Allerdings liegen Beobachtungen aus dem Feld der Jugendarbeit vor. „Die sagen, dass das Rauchen unter Jugendlichen nach Corona wieder zugenommen hat“, erklärt Koler. Rauchen werde wegen des Entspannungs- und Beruhigungseffekts genutzt.

Zudem finden die neuen Tabakerhitzer, die ein modernes Marketing verwenden, nun auch unter Jugendlichen mehr Anklang, wie Koler betont.

Von: mk

Bezirk: Bozen