Entnahme darf kein Tabu sein – ein Kommentar

Römischer Wolfshoffnungsträger

Donnerstag, 10. November 2022 | 01:29 Uhr

Bozen/Rom – Bisher verband man den Nachnamen Lollobrigida mit einer Schauspielerin – Gina Lollobrigida – die wie kaum eine andere der „La Dolce Vita“-Zeit des italienischen Films der 50-er und 60-er Jahre ihren Stempel aufdrückte. Ihre Rivalität und ihre „Duelle“ mit der anderen weiblichen Größe dieser Glanzzeit des italienischen Kinos – Sophia Loren – sind legendär.

Dem römischen Landwirtschaftsminister, der den gleichen Nachnamen trägt – Francesco Lollobrigida –, hingegen gelingt es besonders unter den einheimischen Bauern, die unter den immer häufigeren Wolfsrissen zu leiden haben, zu einem wahren Hoffnungsträger zu avancieren.

lpa/Amt für Jagd und Fischerei

Angesichts der starken Vermehrung dieses Raubtiers, der Tatsache, dass die Wölfe nicht mehr die Nähe der Höfe und Dörfer scheuen, und der für die Bauern bitteren Verluste von Nutztieren wird der Druck auf die Verantwortlichen, der Wolfsplage endlich Herr zu werden, immer größer.

Da die bisherigen Methoden wie etwa die Vergrämung der Wölfe oder das Aufstellen von Herdenschutzzäunen selbst dort, wo sie wie etwa in der Schweiz seit Jahren praktiziert werden, nur bedingt erfolgreich sind, und da vor allem die rasche Vermehrung dieser Großraubtiere ein schier unüberwindbares Problem darstellt, ist es an der Zeit über die Entnahme von Problemwölfen nachzudenken.

Messe Bozen/Marco Parisi

 

Bisher galt die Entnahme – sprich das Erlegen – der international unter Schutz stehenden Wölfe als Tabu. Allerdings wurde dieser Schutzstatus – damals vollkommen zu Recht – in einer Zeit geschaffen, als der Wolf in Europa vom Aussterben bedroht war. Dies ist heute nicht mehr der Fall. Die Wolfspopulation erfreut sich über Ländergrenzen hinweg bester Gesundheit.

Heute hingegen sind es vielmehr jene, die unter den Wolfsrissen am meisten zu leiden haben, die Bergbauern, die immer stärker unter Druck geraten. Das Zusammentreffen gleich mehrerer Probleme – hohe Energie- und Futtermittelkosten, eher schmale Milcherlöse und die Sorge, dass Wölfe die eigenen Tiere anfallen und töten – lässt manch Bergbauern am Fortbestand des eigenen Betriebs und allgemein an der Zukunft der Berglandwirtschaft zweifeln.

sbb

Mit Francesco Lollobrigida steht dem Landwirtschaftsressort endlich ein Minister vor, der dazu bereit ist, nach pragmatischen Lösungen zu suchen. Für den Südtiroler Bauernbund war es eine schöne Überraschung, dass sich Francesco Lollobrigida beim Verband über die Lage erkundigte und sich mit den Funktionären und der Bauernjugend austauschte. Die kundgetane Devise des Landwirtschaftsministers ist, mit Hausverstand zu handeln. Den Versprechungen von Francesco Lollobrigida folgend, hegt der Bauernbund die Hoffnung, dass Problemtiere, die Schaden anrichten, in Zukunft entnommen werden könnten.

Wohlgemerkt geht es nicht um die Ausrottung des Wolfes, sondern darum, sowohl Schäden von den Bauern als auch Gefahren von der Bevölkerung abzuwenden. Dazu ist es auch notwendig, an Tabus zu rütteln und Ideologien abzuschütteln.

Von: ka

Bezirk: Bozen