Brutale Rekrutierungsmethoden

Russland heuert Afrikaner für Shampoo-Fabrik an und schickt sie an die Front

Freitag, 13. Juni 2025 | 07:56 Uhr

Von: mk

Moskau – Russland rekrutiert offenbar afrikanische Staatsbürger unter dem Vorwand, ihnen zivile Arbeitsplätze anzubieten, nur um sie dann gegen die Ukraine in die Schlacht zu schicken. Wie die britische Zeitung The Telegraph berichtet, kommen einige dieser Rekruten dabei ums Leben, während andere in Gefangenschaft geraten.

Einer dieser Betroffenen ist Jean Onana. Eine Stellenanzeige für eine russische Shampoo-Fabrik schien die perfekte Gelegenheit für den 36-Jährigen aus Kamerun zu sein, der arbeitslos war und drei Kinder zu ernähren hatte. Im März 2025 machte er sich auf den Weg nach Moskau. Doch gleich nachdem er in Russland gelandet war, wurden Onana und zehn weitere Männer aus Bangladesch, Kamerun, Simbabwe und Ghana festgenommen.

Die Russen erklärten ihnen, es gebe keine Arbeit. Stattdessen sollten die Männer einen Einjahresvertrag mit der russischen Armee unterzeichnen und gegen die Ukraine kämpfen. Nach einer kurzen Kampfausbildung wurden ihre Handys konfisziert – kurz, bevor sie an die Front geschickt wurden.

Nach dem Training sei er sofort zu einem umkämpften Unterschlupf geschickt worden, wo Kämpfer der Russen Zuflucht gesucht hatten, erklärt Onana. Er habe als einziger von neun Soldaten überlebte. Nachdem er sechs Tage lang in den Trümmern gelegen habe, sei er von den ukrainischen Streitkräften gefangen genommen worden.

Der 25-jährige Malik Diop aus dem Senegal erzählte unterdessen, er sei als Geschirrspüler in Luhansk mit einem Gehalt von 5.700 US-Dollar angeworben worden. Eine Woche später befand er sich jedoch mit einem Sturmgewehr an der Front. Als er die Toten im Wald sah, desertierte er und wurde zwei Tage später in Donetsk von Ukrainern gefangen genommen.

In den letzten Monaten sind in sozialen Medien in Kamerun Dutzende Berichte über Vermisste aufgetaucht. Angehörige posteten Fotos der Männer in Militäruniform und baten um Hilfe. Einige der Beiträge wurden in der Folge aktualisiert. Darin hieß es, die Betroffenen seien in der Zwischenzeit tot aufgefunden worden. Auf einem populären Social-Media-Account wurden bereits 67 Todesanzeigen veröffentlicht.

Afrikaner, die sich nach höheren Löhnen umschauen, zieht es oft nach Russland. Das monatliche Grundgehalt für einen einfachen Soldaten in Kamerun beträgt etwa 90 US-Dollar, während Russland Rekruten aus Afrika angeblich über 2.000 US-Dollar pro Monat bietet. Die Regierung in Kamerum verfolgt die Entwicklung offenbar und hat im März die Ausreise von Armeeangehörigen aus dem Land eingeschränkt.

Bereits im Herbst 2024 berichtete die Associated Press, dass Frauen aus Afrika mit falschen Versprechungen nach Russland gelockt wurden. Anzeigen in sozialen Medien stellten den jungen Frauen kostenlose Flugtickets, Geld und die Möglichkeit in Aussicht, in Europa Erfahrungen zu sammeln. Stattdessen fanden sich die Frauen in Tatarstan wieder, wo sie Drohnen für den Krieg gegen die Ukraine zusammenbauen mussten.

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