Vorwurf: "Zu extrem und zu wenig patriotisch"

Russland verbietet Zeugen Jehovas

Freitag, 21. April 2017 | 18:28 Uhr

Moskau – Der Oberste Gerichtshof in Russland hat die Zeugen Jehovas als Glaubensgemeinschaft verboten, nachdem ihnen vorgeworfen worden, zu radikale Ansichten zu vertreten und zu wenig patriotisch zu sein. Laut dem Anwalt des russischen Justizministeriums stelle die Gruppierung eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit dar.

Außerdem wurde der Organisation vorgeworfen, Menschen in die soziale Isolation zu treiben.

Bereits am Anfang des Monats trug das Justizministerium die Glaubensgemeinschaft in eine Liste extremer Gruppen ein, wo neben der Terrormiliz IS auch Al Kaida aufscheint. Nun hat der Oberste Gerichtshof diese Entscheidung bestätigt.

Die Zeugen Jehovas weisen die Anschuldigungen zurück. Allerdings wird das Hauptquartier in Petersburg geschlossen – neben insgesamt 395 weiteren Versammlungsorten, die im ganzen Land verstreut sind. Der Anwalt der Glaubensgemeinschaft kündigte an, das Urteil bei der Berufungssektion des Obersten Gerichtshofs anzufechten. Außerdem wolle er den Fall nach Straßburg vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte bringen.

Das italienische Pressebüro der Zeugen Jehovas, dass der Fall in Russland nicht nur ein Angriff auf eine religiöse Gemeinschaft, sondern auf grundlegende Menschenrechte sei. Ein Gesetz, das ursprünglich den Terror bekämpfen sollte, sei innerhalb kurzer Zeit zu einem Instrument verkommen, womit man alles bekämpfen und vernichten wolle, was nicht traditionellen Vorstellungen entspricht. Nun könnten die Zeugen Jehovas wie Extremisten und dadurch auch wie Terroristen behandelt werden.

Von: mk