Von: luk
Bozen – Die Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller begrüßt den von der Landesregierung geplanten Massentest für 25.000 Oberschülerinnen und Oberschüler: „Die Schulen sind die letzten, die geschlossen werden dürfen. Der Fernunterricht ist eine Übergangslösung, kann den Präsenzunterricht aber keinesfalls ersetzen, denn auch wenn er noch so gut geplant ist, fehlt der persönliche Kontakt zu Mitschülern und Lehrern. Immer mehr junge Menschen ziehen sich sozial zurück und können nicht so leicht aufgefangen werden.“
Der Alltag der Jugendlichen sei durch die Pandemie auf den Kopf gestellt: “Der Tagesrhythmus ist durcheinandergeraten, die Zeiten, welche am PC oder vor elektronischen Geräten verbracht werden, nehmen zu und es fehlt die Bewegung. Aktuell werden soziale Kontakte, die in der Schule und in der Freizeit möglich waren, auf die digitale Welt verlagert und auch der Unterricht findet teilweise vor dem Bildschirm statt. Besonders jungen Menschen, die bereits ein kritisches Konsumverhalten in Bezug auf die Internetnutzung zeigen, schadet es, wenn die computerfreien Zeiten noch seltener werden. Durch die Coronapandemie wird sich die Internetsucht auch deshalb ausweiten, weil viele Kinder und Jugendliche das Spielen am PC und die sozialen Medien als Stressabbau nutzen. Bereits vor der Pandemie sind junge Menschen in die virtuelle Welt geflohen, mit den Einschränkungsmaßnahmen haben sich viele nicht nur zu Hause eingesperrt, sondern auch selbst der Außenwelt verschlossen und sind damit in einem gefährlichen Teufelskreis. Meine Gedanken sind beim 9-jährigen Buben aus Bari und beim Mädchen aus Palermo, das ersten Erkenntnissen zufolge bei einer Internet-Mutprobe ums Leben gekommen ist. Hier tragen auch wir als Gesellschaft ganz klar die Verantwortung“, so die Kinder- und Jugendanwältin.
Schulen, die bei Beachtung der Schutzmaßnahmen laut einer US-Studie kein erhöhtes Risiko aufweisen sich zu Infektionsherden zu entwickeln, seien für viele Kinder und Jugendliche ein sicherer Ort, der es ihnen ermöglicht, in Ruhe und unter angemessenen Bedingungen lernen zu können. “Nicht alle Familien verfügen über die notwendigen technischen Mittel und strukturellen Rahmenbedingungen, um dies zu ermöglichen”, so Höller.
“Auch die Problematik von Jugendlichen mit sozialen Ängsten oder Schulangst verhärtet sich aufgrund der Tatsache, dass sie die Schule nicht mehr regulär besuchen dürfen. Nach so einer langen Pause ist der Schritt wieder die Schule zu betreten oft eine große Hürde, die umso größer erscheint, je länger sie zu Hause bleiben müssen.” Die Kinder- und Jugendanwältin begrüßt daher die geplanten Screenings, die die Offenhaltung der Schulen und damit das Recht auf Bildung und Sozialisierung sicherstellen. „Eine weitere Schließung der Oberschulen würde die psychische Gesundheit unserer Jugendlichen massiv gefährden,“ fasst Höller zusammen.