Hingehen und wählen – ein Kommentar

Schwierige Corona-Wahlen

Donnerstag, 17. September 2020 | 10:28 Uhr

Bozen – Nur daran, dass sie in ihren Postkästen wieder Flyer wahlwerbender Parteien finden, erkennen die Südtiroler, dass an diesem Wochenende in fast allen ihrer Heimatgemeinden Wahlen stattfinden.

Aber so sehr sich die politischen Bewerber auch abmühen, scheint heuer das Interesse der heimischen Bürger daran, wer sie in den nächsten Jahren in den Gemeindestuben vertreten und wer ihnen an der Spitze der Gemeinde als Bürgermeister vorstehen wird, eher gering zu sein.

Aber das ist einerseits verständlich. In Zeiten, in denen Handwerker und Kleinunternehmer um ihre Existenz und viele Südtiroler um ihren Arbeitsplatz bangen, in denen jederzeit die Schließung der Schule und der Grenzen oder gar ein neuer Lockdown droht und viele Landsleute mit schweren finanziellen Einbußen zu kämpfen haben, reißen Sachfragen wie der Bau eines Gehsteigs und einer Umfahrung oder die Ausweisung einer Wohnbauzone niemanden vom Hocker.

lpa

Im Jahr 2020 ist es leider unser Schicksal, dass all unser Denken und Fühlen vom Coronavirus und den damit einhergehenden Folgen beherrscht wird. Trotzdem ist es wichtig, dass wir uns mit den Bewerbern um einen Sitz im Gemeinderat und um das Amt des Bürgermeisters beschäftigen und zur Wahl gehen. Gerade die Corona-Notlage hat uns gezeigt, dass die Gemeinden in Corona-Fragen etliche Spielräume besitzen und sie im besten Fall auch im Sinn und Interesse ihrer Bürger zu nützen wissen. Zudem werden der Rat und der Erste Bürger der Gemeinde auch noch jahrelang im Amt bleiben, wenn vielleicht in einem oder zwei Jahren das Virus nur mehr eine untergeordnete Rolle spielen wird.

Zuletzt ist die Gemeinde jene politische Institution, die dem Bürger am nächsten steht. Allein schon zum Zweck, die Demokratie zu stärken, ist es wichtig, dass sich so viele Südtiroler wie möglich an den Gemeinderatswahlen beteiligen. Und ganz am Ende sind Wahlen natürlich auch ein psychologisch wichtiges Zeichen für die Rückkehr zur Normalität.

Lassen wir nicht zu, dass das Virus unser ganzes Leben über den Haufen wirft. So wie die Öffnung der Schulen ist auch die Öffnung der Wahllokale ein starker Fingerzeig, dass die Südtiroler sich nicht unterkriegen lassen.

Von: ka

Bezirk: Bozen