Von: mk
Meran – Nach der Versteigerung der in Konkurs gegangenen Solland Silicon in Sinich hat sich Bürgermeister Paul Rösch in einem offenen Brief rief an die maßgeblich beteiligten Minister Luigi Di Maio und Riccardo Fraccaro gewandt.
„Der Konkurs der Solland Silicon war eine historische Gelegenheit, die Meran nicht nutzen konnte: sich von einem Industriekomplex zu trennen, der seit jeher nicht nur ein Fremdkörper für diese Stadt war, sondern auch eine offensichtliche Gefahrenquelle für die lokale Bevölkerung und den gesamten Bezirk“, so Rösch in seinem Brief.
„Der Wohlstand Merans beruht seit jeher auf seinem Status als Kurort: Die wichtigsten Ressourcen Merans sind die Umwelt, das Klima, die Gastfreundschaft und der kosmopolitische Geist der Menschen, die hier leben. Die Wirtschaft der Stadt basiert in erster Linie auf Tourismus, Handwerk, Dienstleistungen und Landwirtschaft. Meran war noch nie ein geeigneter Standort für Schwerindustrie oder eine Chemiefabrik. Und das wird es auch nie sein“, so Rösch weiter.
Im Gegenteil sei ein chemischer Industriekomplex ein echte Bedrohung für die Stadt: „Jeder Unfall in der Fabrik, die unter die Seveso-Richtlinien fällt, hätte dramatische Auswirkungen nicht nur auf die Bewohner, sondern auch auf den Ruf, den die Kurstadt in aller Welt genießt.“ Er wolle nicht grundlos eine Polemik schüren oder Panik verbreiten, so Rösch: „Doch die Stadt und ihre Bewohner erinnern sich noch an 1998, als ein Feuer in der Fabrik einen Alarm auslöste und allen Bürgerinnen und Bürgern empfohlen wurde, in ihren Häusern zu bleiben und die Fenster zu schließen. Gott sei Dank gab es keine Opfer – aber das Trauma sitzt immer noch tief, und in einem solchen Fall ist auch der Schaden für das Image einer Stadt enorm, die ein Ort der Entspannung, der Erholung und der Natur ist und bleiben will.“
Daher sei es sehr schwer zu verstehen, warum die Regierung am Ende zahlreicher erfolgloser Versteigerungsversuche sich so sehr für eine erneute Versteigerung eingesetzt und sogar die Pflicht zur Bonifizierung des Areals aus den Bedingungen gestrichen habe. Dies sei nur zu verstehen, weil man in Rom die Realität von Meran nicht ausreichend kenne und sich Sorgen über die Auswirkungen auf die Beschäftigungszahlen gemacht habe. „Aber der Arbeitsmarkt in Meran und ganz Südtirol ist ganz anders als im restlichen Italien. Arbeitslosigkeit gibt es hier praktisch nicht. Für viele Unternehmen ist es sogar schwierig, die benötigten Mitarbeiter zu finden, da die Anzahl der Stellenangebote höher ist als die Anzahl der Arbeitssuchenden.“
„Wenn mir die Möglichkeit dazu gegeben worden wäre, hätte ich Ihnen und den beteiligten Ministerien den tatsächlichen Stand der Dinge gerne erläutert, bevor eine Entscheidung fällt“, so Rösch. „Jetzt aber möchte ich Sie, die anderen Ministerien und die Regierung auch an die Verantwortung erinnern, die Sie übernommen haben, indem Sie sich für eine weitere Versteigerung eingesetzt haben: eine Verantwortung für die Sicherheit von Meran und seinen Menschen, die auch in Zukunft unbedingt gewährleistet sein muss. Der neue Eigentümer muss dafür sorgen, dass er die strengsten Vorschriften einhält und stets darauf achtet, dass die Anlagen in keiner Weise die Gesundheit und Sicherheit der Bevölkerung oder die Qualität der Luft, des Wassers, des Bodens und der sonstigen Umwelt rund um das Fabrikgelände beeinträchtigen. Ich appelliere daher an Ihr Verantwortungsbewusstsein und fordere Sie auf, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, damit Meran auch weiterhin das kleine Paradies bleiben kann, das es bereits ist: eine sichere Stadt, ein Kurort, reich an Kultur und in engem Kontakt mit der Natur.“