Umweltbündnis wirft Unternehmen Verzögerung der Wärmewende vor

Südtirolgas und Selgas in der Kritik

Mittwoch, 09. Juli 2025 | 17:04 Uhr

Von: luk

Bozen – Das Umweltbündnis Climate Action South Tyrol übt scharfe Kritik am Einspruch der Unternehmen Südtirolgas und Selgas gegen das Dekret zur Gebäudeeffizienz (Nr. 6-2025), das von Landeshauptmann Arno Kompatscher erlassen wurde. In einer Stellungnahme bezeichnet das Bündnis die rechtlichen Schritte der beiden Energieversorger als verantwortungslos und kurzsichtig. Es gehe um nichts weniger als rund 20 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Südtirols und um die energiepolitische Zukunft des Landes.

Hintergrund des Konflikts ist das Ziel der Landesregierung, die fossile Wärmeerzeugung in Gebäuden schrittweise zurückzudrängen. Der Einspruch gegen das entsprechende Dekret gefährde laut Climate Action eine sozial gerechte Wärmewende und sei nicht im Interesse der Allgemeinheit, sondern von wirtschaftlichen Einzelinteressen geleitet.

Besonders kritisch sehen die Umweltschützer die Verflechtungen der Unternehmen mit der öffentlichen Hand: 112 von 116 Südtiroler Gemeinden halten Anteile an der Selfin GmbH, die wiederum Mehrheitsaktionärin von Südtirolgas ist. „Viele Gemeinden wissen offenbar nicht, dass mit ihrer Beteiligung ein Rekurs gegen ein klimapolitisches Maßnahmenpaket unterstützt wird“, heißt es in der Mitteilung.

Auch wirtschaftlich sei die Abhängigkeit von fossilen Importen problematisch. Die Organisation verweist auf steigende Kosten durch den kommenden Emissionshandel ab 2027 sowie auf die geopolitischen Risiken durch Gasimporte, etwa aus Russland. Fossile Energie sei nicht nur ein Klimaproblem, sondern auch ein sicherheits- und sozialpolitisches Risiko.

Das Bündnis fordert die Gemeinden auf, sich aus Beteiligungen an der fossilen Energieversorgung zurückzuziehen und gemeinsam mit Land und Gesellschaft an einem sozial gerechten Klimagesetz zu arbeiten. Nur so könne die Energiewende in Südtirol gelingen. Gleichzeitig spricht sich Climate Action für einen konstruktiven Dialog über die Ausgestaltung der Wärmewende aus. Ein gerichtlicher Einspruch sei nicht der richtige Weg.

„Ohne Wärmewende kein Klimaland Südtirol“, so das Fazit der Organisation. Man brauche jetzt klare politische Entscheidungen, ein tragfähiges Gesetz und einen umfassenden Wärmeplan. Die Zeit dränge.

Bezirk: Bozen

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