Von: bba
Bozen – Anlässlich der anstehenden Gemeinderatswahlen hat sich eine Delegation der Bozner SVP-Arbeitnehmer mit dem ASGB getroffen. Sinn und Zweck des Treffens war es, gemeinsam die sozialen Baustellen in Bozen zu diskutieren und eventuelle Lösungsansätze zu erörtern.
Für die SVP-Arbeitnehmer haben an der fast zweistündigen Sitzung Christoph Buratti, Judith Kofler-Peintner, Egon Anranter, Hannes Unterkofler, Karin Berger, Stefan Stauder und Ludwig Nössing teilgenommen, der ASGB wurde vom Vorsitzenden Tony Tschenett und vom Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit Alexander Wurzer vertreten.
Wenig überraschend nahm das Thema Wohnen in Bozen im Laufe des Gesprächs einen breiten Raum ein. Die unverhältnismäßig hohen Kauf- und Mietpreise, verbunden mit Löhnen, die nur dem nationalen Durchschnitt entsprechen, seien die Achillesferse für die Kaufkraft der Bozner, so die SVP-AN-Delegation unisono. Lösungsansätze, die die Situation zumindest verbessern sollten – Allheilmittel gebe es natürlich keines – könnten einerseits eine klarere Regelung bei der Vergabe von Beiträgen, sowie eine rigidere Kontrolle derselben sein, andererseits aber auch eine Reform bei der Vergabe der Wobi-Wohnungen. Es könne nicht sein, dass diese vielfach quasi als Erbe an die Nachkommen weitergegeben werden. Besorgniserregend sei auch die Vermietung von leerstehenden Wohnungen durch Airbnb und ähnlichen Online-Marktplatzunternehmen für Ferienwohnungen. Der knappe Wohnraum würde dadurch nämlich weiter dezimiert und als Resultat die Wohnpreise ansteigen.
Einen massiven Nachholbedarf, darin waren sich alle Teilnehmer einig, gibt es unter anderem bei Strukturen für das Wohnen im Alter. Auch Bozen muss sich den Anforderungen des demographischen Wandels stellen und eine angemessene Betreuung für Senioren gewährleisten, wobei man sich nicht ausschließlich auf externe Strukturen fixieren soll, sondern auch auf das Konzept „Betreutes Wohnen“ zurückgreifen sollte. Einerseits wäre damit gewährleistet, dass die zu betreuende Person in ihrer gewohnten Umgebung wohnen kann, andererseits wäre diese Form der Betreuung nicht so personalintensiv wie in externen Strukturen.
Tony Tschenett hat anlässlich des Treffens von unzähligen Nachrichten seitens ASGB-Mitgliedern berichtet, wonach Familien während des epidemiologischen Notstandes Covid-19 massive Probleme mit der familieneigenen IT-Hardware bekommen haben: Eltern im Home-Office und Kinder, die Fernunterricht in Anspruch nehmen mussten, seien in Ermangelung an ausreichenden digitalen Kommunikationsmitteln in Konkurrenz zueinander getreten, was die bereits angespannte Situation noch stärker befeuert hätte. Im nationalen Vergleich sei die regionale Unterstützung bei der Beschaffung notwendiger Computer oder Tablets weit größer gewesen.
Immer hinsichtlich Covid-19 gab der ASGB-Chef auch zu bedenken, dass vor allem Mütter im Home-Office während des verhängten Lockdowns eine schier unzumutbare Belastung zu tragen hatten. Die Kombination Haushalt, Erziehung und Arbeit hätte bei vielen Betroffenen ihren Tribut gezollt. Die Teilnehmer des Treffens waren alle der Meinung, dass man deshalb vorsichtig sein sollte, das Home-Office als die Arbeitsform der Zukunft zu definieren. Unabhängig von Unsicherheiten wie Datenschutz oder kaum vorhandener normativer Vereinbarungen würde vor allem der soziale Kontakt leiden und Arbeitszeit und Freizeit zunehmend miteinander verschwimmen. Deshalb sollte die Entscheidung die Arbeit im Home-Office zu erledigen, egal ob in der Privatwirtschaft oder im öffentlichen Dienst, immer auf Freiwilligkeit beruhen und nicht auf Druck des Arbeitgebers.
Genauso notwendig sei es, Frauen auf die Auswirkungen von Teilzeit aufzuklären. An sich sei Teilzeitarbeit natürlich eine tolle Form trotz reduziertem Stundenplan weiterhin beruflichen Tätigkeiten nachzugehen. Viele Betroffene würden sich aber nicht im Klaren darüber sein, inwieweit sich der reduzierte Stundenplan auf die zu erwartende Rente auswirkt. Deshalb sollte man eine Aufklärungskampagne initiieren.
Die Zukunft der Lehre war ein weiteres brisantes Thema, mit dem sich die beiden Delegationen beschäftigt haben. Es sei nämlich zu befürchten, dass viele Betriebe aufgrund der aktuell prekären ökonomischen Situation auf die Anstellung von Lehrlingen verzichten könnten. Dieses Loch könnte durch die Implementierung der berufsspezialisierenden Lehre oder der traditionellen Lehre im öffentlichen Dienst geschlossen werden. Ein staatliches Gesetz sieht diese Möglichkeit bereits vor, was noch fehlt, ist die entsprechende Durchführungsverordnung. Vor allem für eine Großgemeinde wie Bozen sei diese Möglichkeit der Ausbildung von zukünftigen Gemeindeangestellten interessant.
Weiteres wurden die zu erwartenden Fahrverbote für Euro vier Diesel, die Probleme mit der Agentur der Einnahmen aufgrund der massiven Rückforderungen der Steuerbegünstigungen für die Rückkehr von Akademikern und die Unterrichts- und Betreuungssituation in Schulen und Kindergärten während des Covid-19-Notstandes angesprochen.
Die SVP-Arbeitnehmer in Bozen und der ASGB sind überzeugt davon, Lösungsansätze für wesentliche Probleme in Bozen aufgezeigt zu haben und hoffen auf eine Umsetzung derselben. Besonders die Landespolitik sei gefordert die Voraussetzungen in ihren Zuständigkeitsbereichen zu schaffen, damit die Gemeindepolitik in vielen wichtigen sozialen Bereichen tätig werden kann.