Ein Konzert von Pop-Diva Swift war Gegenstand von Anschlagsfantasien

Swift-Anschlagspläne – 18-Jähriger am Freitag vor Gericht

Mittwoch, 23. Juli 2025 | 12:03 Uhr

Von: apa

Im Landesgericht Wiener Neustadt muss sich am Freitag ein junger Mann verantworten, der als enger Vertrauter von Beran A. gilt – jenem 20-Jährigen, der mutmaßlich einen Anschlag auf das am 9. August 2024 vorgesehene Taylor Swift-Konzert im Wiener Ernst-Happel-Stadion geplant haben dürfte. Der 18-jährige Luca K. wurde zwei Tage vor dem Konzert festgenommen, seitdem sitzt er in U-Haft. Angeklagt sind die Vorwürfe der terroristischen Vereinigung und der kriminellen Organisation.

Dazu wird sich der 18-Jährige auch schuldig bekennen, wie Verteidiger Michael Dohr am Mittwoch im Gespräch mit der APA erklärte. Luca K. habe Propagandamaterial der Terror-Organisation “Islamischer Staat” (IS) geteilt und dem Wien-Attentäter gehuldigt, der am 2. November 2020 im Namen des IS in der Bundeshauptstadt vier Menschen erschossen hatte. Inzwischen sehe er ein, “dass es ein Wahnsinn war, den Attentäter zu loben”. Vom IS habe sich Luca K. inzwischen losgesagt. “Er sieht auch ein, dass der IS keine Berechtigung hat. Er hat sich durch das Hafterlebnis entradikalisiert”, sagte Dohr.

Anschlagspläne gegen Swift-Gig kein Thema in Anklageschrift

Kein Thema in der 22-seitigen Anklageschrift ist eine Luca K. zunächst unterstellte Beteiligung an Anschlagsplänen gegen den zweiten von insgesamt drei vorgesehenen Auftritten von Taylor Swift im Happel-Stadion im vergangenen August. Luca K. habe in seiner Vernehmung vehement versucht, sich von Beran A. zu distanzieren, heißt es dazu in der Anklage.

“Es gibt überhaupt keinen Hinweis, dass er an Anschlagsplänen beteiligt gewesen wäre”, bekräftigte Verteidiger Dohr. Sein Mandant habe zwar beim Bühnenaufbau im Vorfeld der Swift-Termine mitgearbeitet, “aber nicht aus terroristischen Motiven, sondern weil das einfach sein Job war”. Luca K. sei auch nicht der engste Freund von Beran A. gewesen, gegen den die Staatsanwaltschaft Wien nach wie vor wegen Terror-Verdachts ermittelt: “Der war einer von mehreren in einem Freundeskreis, dem er sich angeschlossen hatte.”

Über TikTok zum Islam gefunden, über Moschee in Wien-Meidling radikalisiert

Aufgewachsen war Luca K. in keinem ausgeprägten religiösen Umfeld. Seine Mutter ist Katholikin, der 18-Jährige hatte laut seinem Anwalt ursprünglich gar kein religiöses Bekenntnis. “Über TikTok ist er dann zum Islam gekommen und hat angefangen, sich für die Religion zu interessieren”, schilderte Dohr. Radikalisiert habe sich Luca K. dann über die Tewhid-Moschee in Wien-Meidling, die er ab 2023 regelmäßig aufgesucht hätte. Dort seien zwar keine extremen Inhalte gepredigt worden. Es hätten sich in der Moschee aber etliche Jugendliche im Alter zwischen 14 und 18 dort getroffen, “die fast alle radikalisiert waren”. Einer von ihnen sei Beran A. gewesen.

Radikales Gedankengut “wie eine Droge, von der man nicht leicht loskommt”

“Er wollte Teil dieser Gruppe sein, in der es einen engen Zusammenhalt gegeben hat”, bemerkte der Anwalt. IS-Propagandamaterial sei untereinander geteilt worden, persönlich und über verschiedene soziale Plattformen habe man sich ausgetauscht und Gedanken mit Gleichgesinnten geteilt: “Es war ein Gruppenzwang. Das war wie eine Droge, von der man nicht leicht loskommt.” Der islamistische Freundeskreis, mit dem der 18-Jährige nun nichts mehr zu tun haben wolle, habe sich “gegenseitig aufgeputscht”.

Die Anklage wirft dem 18-Jährigen konkret vor, über verschiedene Messenger-Dienste unter anderem Bilder von Kämpfern, der IS-Flagge sowie ein Video verschickt zu haben, in dem Beran A. während einer Autofahrt ein längeres Messer mit IS-Symbol auf der Klinge in der Hand hält, während im Hintergrund ein Nasheed (islam. Sprechgesang, Anm.) zu hören ist. Den Wien-Attentäter dürfte Luca K. regelrecht angehimmelt haben. So existiert laut Anklage ein Video, in dem er den Treueschwur auf den Kalifen des IS ablegt und dabei dieselbe Pose einnahm wie sein Vorbild bei seinem Bekenntnis-Posting kurz vor dem Anschlag. Auch gab er in Sprachnachrichten an, dass der Attentäter kein Kafir (Ungläubiger, Anm.) sei, weil er Polizisten töte und dass das Töten von Polizisten erlaubt sei.

Lediglich den inkriminierten Treueschwur wird der Angeklagte in dem bis 15.30 Uhr anberaumten Prozess abstreiten. Zum Rest ist laut seinem Rechtsvertreter eine umfassend geständige Verantwortung zu erwarten.

Luca K. maßregelte Beran A. wegen “westlicher Werte”

Inzwischen soll Luca K. auch zur Ansicht gelangt sein, dass westliche Werte nicht bekämpft werden müssen. Noch im April vergangenen Jahres soll er Beran A. mitgeteilt haben, dass dieser nicht in eine Moschee des türkischen Moscheeverbandes ATIB gehen solle, da diese “westliche Werte wie Wahlen und Polizei” erlauben würde, ist der Anklage zu entnehmen. Beran A. soll sich auch öfter in religiösen Fragen an den um zwei Jahre Jüngeren gewandt haben.

Nachdem er konvertiert war, soll Luca K. in erster Linie Zeit mit Personen verbracht haben, die dieselben Ansichten wie er vertraten. So listet die Anklage über zehn Namen auf, die allesamt entweder ein Verfahren laufen haben oder bereits wegen Terrordelikten verurteilt worden sind. Dazu zählt auch jener 18-Jährige, der im September 2023 einen Anschlag am Hauptbahnhof geplant hatte, dann in letzter Sekunde aber davon absah.

Luca K. dürfte stark radikalisiert gewesen sein

Luca K. dürfte wohl stark radikalisiert gewesen sein. So befahl er etwa einer Freundin, sich an die Kleidervorschriften des IS zu halten und “ihm zu gehorchen”, im Verlauf der Konversation habe er angegeben, “sich eine Zweitfrau nehmen zu wollen”, so die Staatsanwaltschaft. Damals war er gerade 16 Jahre alt. Weiters existiert ein Foto von ihm mit ausgestrecktem Finger. Diese sogenannte Tauhid-Geste wird seit Jahren von Islamisten als Erkennungszeichen benutzt. Aus all dem – der Angeklagte weist auch eine einschlägige Vorstrafe auf – ergibt sich für die Staatsanwaltschaft, dass es sich bei ihm um ein Mitglied des IS handeln muss.

Damit habe er nun nichts mehr am Hut, ist sein Verteidiger überzeugt. “In Zukunft will er ein ordentliches Leben führen”, bemerkte Dohr abschließend.

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