Von: Ivd
Brixen – Die Landeskommission für Raum und Landschaft hat am 23. Oktober 2025 eine Bauleitplanänderung der Gemeinde Brixen zum Projekt „Progress“ genehmigt. Damit wird ein Teil des Auwaldes in der Industriezone für eine Bebauung freigegeben. Gleichzeitig wurde ein Antrag mehrerer Umweltorganisationen auf eine weitergehende Unterschutzstellung des Gebiets abgelehnt. Die Entscheidung sorgt bei Naturschutzinitiativen und Teilen der Bevölkerung weiterhin für deutliche Kritik.
Konkret sieht die genehmigte Variante vor, dass rund ein Drittel der insgesamt 3,2 Hektar großen Fläche – darunter etwa 9.000 Quadratmeter Auwald und 7.000 Quadratmeter Wiesenfläche – in Industriezone umgewandelt werden kann. Der verbleibende Teil soll unter Schutz bleiben. Nach Angaben der Kritiker betrifft die geplante Rodung insbesondere ökologisch besonders wertvolle Bereiche mit Weichholz-Auwald und alten Schwarzpappeln.
Umweltgruppen wie das „Team Auwald“, der WWF Trentino-Südtirol und das Artenschutzzentrum St. Georgen sprechen von einem nur scheinbaren Kompromiss. Sie verweisen darauf, dass in den Projektunterlagen eine zweite Bauphase für das Jahr 2035 vorgesehen sei, in der weitere Flächen bebaut werden könnten. Dies gehe aus dem Umweltbericht zur Bauleitplanänderung hervor, in dem zwei Bauabschnitte ausgewiesen sind.
Bereits im Jänner 2024 hatten die Initiativen einen Antrag auf Ausweisung des Gebiets als Biotop eingebracht. Dieser wurde von der zuständigen Landesabteilung mit dem Hinweis abgelehnt, der Auwald sei bereits durch den Landschaftsplan geschützt und benötige keinen zusätzlichen Schutzstatus. Kritiker bemängeln nun, dass dieser bestehende Schutz durch die genehmigte Bauleitplanänderung relativiert werde.
Zudem wird beanstandet, dass mehrere Fachgutachten, die den Auwald als ökologisch hochwertig einstufen, in der Entscheidung der Landeskommission nicht ausreichend berücksichtigt worden seien. Darunter befinden sich unter anderem ein Gutachten einer Biologin aus dem Jahr 2025 sowie eine vergleichende Bewertung aus dem Jahr 2021, die auch mögliche Ausgleichsmaßnahmen untersucht. Letzteres wurde im Auftrag der Gemeinde Brixen erstellt, ist jedoch bislang nicht öffentlich zugänglich.
Aus Sicht der Initiativen steht das Projekt im Widerspruch zu übergeordneten Zielen des Natur- und Klimaschutzes sowie zu Grundsätzen der Innenentwicklung. Sie verweisen auf alternative, bereits versiegelte Flächen und Leerstände im Süden von Brixen, die aus ihrer Sicht für eine betriebliche Erweiterung besser geeignet wären. Auch das Gemeindeentwicklungsprogramm, das sich derzeit in der Endphase befindet, sieht vor, neue Bodenversiegelung möglichst zu vermeiden.
Die Bauleitplanänderung wird nun weiter im Gemeinderat und anschließend auf Landesebene behandelt. Die Entscheidung darüber, ob und in welchem Ausmaß der Auwald künftig erhalten bleibt, liegt damit bei den politischen Gremien. Laut den Initiatoren einer Petition haben sich bislang über 4.200 Bürger für den Schutz des Gebiets ausgesprochen.




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