Auch Kiew wurd in der Nacht beschossen

Tote bei russischen Luftangriffen auf die Ukraine

Donnerstag, 21. September 2023 | 13:03 Uhr

Bei russischen Luft- und Artillerieangriffen auf die Ukraine sind nach ukrainischen Angaben am Donnerstag zwei Menschen getötet und mindestens 18 Menschen verletzt worden. Die ukrainischen Streitkräfte griffen nach eigenen Angaben in der Nacht den russischen Luftwaffenstützpunkt Saky auf der annektierten Halbinsel Krim massiv aus der Luft an.

In der Nacht und am Morgen gab es Explosionen in der Hauptstadt Kiew und in den Regionen Charkiw im Nordosten sowie Chmelnyzkyj, Iwano-Frankiwsk, Lwiw, Riwne und Winnyzja im Westen, wie das Innenministerium und Regionalbehörden mitteilten.

Nach Angaben des Energiekonzerns Ukrenergo wurde Versorgungsinfrastruktur in Teilen der Ukraine beschädigt. In der Hauptstadtregion und in vier weiteren Gebieten sei es zu Stromausfällen gekommen..

In Cherson starben durch russischen Beschuss eines Wohnheims zwei Menschen, wie Gouverneur Olexander Prokudin mitteilte, 18 wurden verletzt. In der Region Lwiw seien drei Raketen in der Stadt Drohobytsch 60 Kilometer von der polnischen Grenze eingeschlagen, erklärte Gouverneur Maxym Kosyzkyj.

In der Hauptstadt Kiew habe es im südöstlichen Bezirk Darnyzkyj eine Explosion gegeben, herabfallende Trümmerteile hätten Wohngebäude beschädigt, berichteten ukrainische Medien. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von sieben Verletzten. Auf Fotos war zu sehen, wie Verwundete in Sicherheit gebracht wurden. Auch aus anderen Stadtteilen von Kiew wurde von Schäden berichtet; es gab einige Stromausfälle.

In der zentralukrainischen Tscherkassy wurde Angaben des ukrainischen Innenministers Ihor Klymenko zufolge ein Hotelgebäude getroffen. Auch hier seien sieben Menschen verletzt und zehn weitere in Sicherheit gebracht worden, teilte Klymenko auf Telegram mit. In Charkiw im Osten des Landes gab es demnach zwei Opfer. Auch aus Lwiw (Lemberg) im Westen wurde Raketenbeschuss gemeldet.

Die ukrainische Luftwaffe fing nach eigenen Angaben bei dem massiven Angriff 41 russische Marschflugkörper ab. Sie seien von strategischen Bombern über der Wolga-Region gestartet worden. Es war das erste Mal seit dem vergangenen Winter, dass auch das ukrainische Energiesystem attackiert wurde. Aus der westukrainischen Großstadt Riwne berichtete Gebietsgouverneur Witalij Kowal, Objekte der Energieinfrastruktur seien getroffen worden. In und um Riwne gebe es Stromausfälle.

Russland hatte im vergangenen Winter versucht, die Ukraine durch systematisches Bombardement auf das Energiesystem in die Knie zu zwingen. Das angegriffene Land hielt die Versorgung der Menschen mit Strom, Heizung, Gas und Wasser nur unter größter Mühe aufrecht.

Ukrainische Medien berichteten unter Berufung auf Quellen im Geheimdienst SBU, der Angriff auf die russische Luftwaffenbasis Saky auf der Krim sei eine gemeinsame Aktion von SBU und Marine gewesen. Das russische Verteidigungsministerium teilte lediglich mit, über dem Schwarzen Meer und der Krim seien nachts 19 ukrainische Kampfdrohnen abgeschossen worden.

Nach ukrainischen Angaben war der Plan, mit den Drohnen die Flugabwehr auf der 2014 von Russland annektierten Halbinsel zu überfordern. Danach sei der Militärflugplatz mit umfunktionierten Anti-Schiffs-Raketen vom Typ Neptun beschossen worden. Ähnlich schilderten russische Militärblogger die nächtliche Attacke.

Auf dem Flugplatz Saky (Saki) im Westen der Krim bei Jewpatorija sei der russischen Technik “ernsthafter Schaden” zugefügt worden, hieß es aus dem SBU. Verwiesen wurde darauf, dass in Saky russische Kampfbomber stationiert seien. Es gebe auch ein Ausbildungszentrum für die Bedienungsmannschaften von Kampfdrohnen iranischer Bauart.

Mit schweren Explosionen in Saky hatte die Ukraine im August 2022 die Kampfhandlungen auf die Krim ausgedehnt. In den vergangenen Wochen gelangen den Ukrainern mehrere Treffer gegen die russische Flugabwehr auf der Halbinsel.

Die Ukraine wehrt seit fast 19 Monaten eine russische Invasion ab. Sie will alle besetzten Gebiete einschließlich der Krim zurückholen.

Von: APA/AFP/dpa/Reuters