Von: mk
Brixen – Der Verein des Artenschutzzentrums St. Georgen, die Gesellschaft für Biodiversität, geleitet von Petra Steiner und Martin Hilpold, nimmt zum Thema Auwald in Brixen Stellung.
„Auwälder in Südtirol nehmen nur 0,6 Prozent der gesamten Waldfläche Südtirols ein und es gibt in Südtirol fast keine Auwälder mehr. Der Auwald ist in allen Karten zur Vegetation Südtirols als Auwald eingezeichnet und als Auwald einfach an den vorherrschenden Baumarten erkennbar“, erklären Petra Steiner und Martin Hilpold. Erlen und Pappeln würden den Wald prägen und viele weitere Laubbäume (Weidenarten, Ulme, Ahorn) und Sträucher würden mit Hopfen und Waldrebe einen dichten Auwald bilden.
„Die als ‚AuwaldÄ eingetragenen Flächen sind Überreste wertvollster Naturlebensräume mit einer bedrohten, aber sehr vielfältigen Flora und Fauna“, stehe in der Durchführungsbestimmung zum Landschaftsplan der Gemeinde Brixen.
Auwälder seien wichtige Lebensräume zum Erhalt der Biodiversität und der Auwald sei für zahlreiche Vogelarten Lebensraum, für Zugvögel und für Brutvögel. „Insgesamt konnten bei Bestandserhebungen im Waldstück 64 Vogelarten gezählt werden. Von 29 Arten konnte eine Brut im Gebiet nachgewiesen werden und der Auwald ist damit ein wichtiges Brutgebiet für Vögel. Von diesen Brutvögeln scheinen auch Arten in der Roten Liste auf: Gefährdet sind der Grauschnäpper, der Wendehals, der Grauspecht, die Nachtigall, der Waldlaubsänger und der Wiedehopf. Auch der in Südtirol sehr seltene Kleinspecht wurde im Auwald beobachtet“, so Hilpold und Steiner.
Es seien noch Reste ehemaliger Flusslebensräume in Brixen vorhanden, durch welche sich ein relativ hohes ökologisches Potenzial ergebe. Allerdings würden die für das Überleben von Populationen notwendigen Mindestflächen bereits vielfach unterschritten. „Der Kleinspecht ist in Südtirol stark gefährdet und verschwindet der Auwald, droht diese Art im Eisacktal auszusterben. Brixen hat keine größeren Auwälder mehr und im Auwald in der Industriezone brütet z.B. auch der Grauspecht, der Laubwälder mit Altbaum- Totholzbestand braucht und der Auwald in Brixen ist ein idealer Spechtlebensraum. Bemerkenswert ist auch das Brutvorkommen der Nachtigall im Auwald. Der Bestand ist in den letzten zwei Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen, durch weitere Verluste an Auwaldflächen, Entfernung von uferbegleitenden Gehölzen und des strauchreichen Unterholzes in den Laubwäldern“, betonen Hilpold und Steiner.
Der Auwald berge zahlreiche weitere Schätze, wie den Großen Erlenprachtkäfer (Dicerca alni). 2015 wurde diese Art für den Auwald in der Industriezone erstmals für ganz Südtirol beschrieben. „In Südtirol sind schon 427 Käferarten ausgestorben und vor allem die Arten, welche auf alte absterbende Bäume angewiesen sind, sind davon betroffen. Der Auwald in Brixen ist für solche Käferarten ein unersetzbarer Lebensraum. Freilich ist auch damit zu rechnen, dass viele andere gefährdete und geschützte Tierarten dort vorkommen, nach denen jedoch nicht gesucht wurde, wie z.B. Fledermäuse, Schmetterlinge usw. Ein Kuhhandel ist geplant. Als Ausgleich für die Zerstörung des Auwaldes soll das Biotop Millander Au vergrößert werden. Doch die Vergrößerung der Millander Au kann niemals einen Auwald ersetzten, schon alleine deshalb, weil dort niemals ein neuer Auwald entstehen kann. Der Damm des Eisack trennt das Biotop vom Fluss und Auwälder können nur dort entstehen, wo Flächen von Flüssen überflutet werden“, erklären Hilpold und Steiner.
Die Millander Au soll für Laubfrösche erweitert werden. Das sei unsinnig, da es nur mehr einen Laubfrosch gebe, erklären die Umweltschützer. „In der Millander Au sind bereits sehr viele Gewässer für Laubfrösche in den letzten Jahren angelegt worden. Der letzte Laubfrosch braucht nicht noch mehr Platz.“
Ein neu angelegtes Feuchtgebiet oder andere Ausgleichsmaßnahmen könnten einen bestehenden Auwald niemals ersetzten. „Der Brixner Auwald ist der Rest einer einst ausgedehnten Aulandschaft und entwickelte sich über Jahrhunderte zu dem, was er heute ist. Er brauchte viel Zeit, um seine heutige Form zu bekommen. Den Faktor Zeit und den Wert eines alten naturnahen Waldes kann man niemals ersetzen. Tierarten, wie der Große Erlenprachtkäfer oder Spechte brauchen einen Wald mit alten und absterbenden Bäumen und viele andere Tierarten sind auf naturnahe Wälder mit alten Bäumen angewiesen. Solche Natur kann nicht von Menschenhand gemacht werden und muss zuallererst geschützt werden“, erklären Hilpold und Steiner.
So wie man eine 2000 Jahre alte Urlärche in Ulten nicht fällen dürfe, auch wenn sie noch so alt und kränklich sei, so könne man auch den alten Auwald nicht sterben lassen. Die Urlärchen könnten niemals durch die Pflanzung junger Lärchen ersetzt werden und ebenso könne der Auwaldrest niemals ersetzt werden, heißt es in einer Assendung