US-Vizepräsident als Podcast-Moderator

Vance moderierte “Charlie Kirk Show” aus dem Weißen Haus

Montag, 15. September 2025 | 22:44 Uhr

Von: APA/AFP/dpa/Reuters

US-Vizepräsident JD Vance hat eine Episode des Podcasts von Charlie Kirk moderiert, um an den getöteten rechten Aktivisten zu erinnern. Seine Gäste und er stellten das Vermächtnis Kirks ins Zentrum, das sie stark religiös aufluden. Zugleich machten sie erneut deutlich, wen das Lager von US-Präsident Donald Trump für das Attentat als verantwortlich ansieht: die politische Gegenseite. Das FBI sah indes den Verdacht gegen den 22-jährigen mutmaßlichen Täter als erhärtet an.

Die im Weißen Haus aufgezeichnete Sonderausgabe des Podcasts wurde auf der bei US-Konservativen populären Plattform Rumble übertragen. Vance erklärte darin, man setze alles daran, die Hintergründe der Tat aufzuklären – und gegen “das Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen” vorzugehen, das seiner Darstellung nach Gewalt fördere.

FBI-Chef Kash Patel teilte am Montag im Sender Fox News mit, die DNA auf der Tatwaffe stimme mit der des mutmaßlichen Schützen überein. Zudem sei im Elternhaus des Verdächtigen ein schriftlicher Hinweis auf die Tat gefunden worden. Der festgenommene Tyler R. habe darin festgehalten, er habe die Gelegenheit, Kirk zu töten, und werde sie nutzen, sagte Patel. Das Dokument sei zwar zerstört worden, das FBI habe aber “forensische Hinweise auf die Notiz gefunden”.

Verdächtiger verweigert Kooperation mit Behörden

Laut dem Gouverneur von Utah, Spencer Cox, verweigert der Festgenommene die Zusammenarbeit mit den Behörden. Die Ermittler versuchten nun, durch Gespräche mit Freunden und Familie ein Motiv für die Tat zu ermitteln, so Cox. Der mutmaßliche Schütze wird am Dienstag formell angeklagt. Er bleibt in Utah in Haft. Die Tat hatte in den USA Ängste vor einer Zunahme politischer Gewalt geschürt.

R. habe den Ermittlern kein Geständnis abgelegt, sagte Cox dem Sender ABC. “Er kooperiert nicht, aber alle Personen in seinem Umfeld kooperieren, und ich denke, das ist sehr wichtig”, erklärte der republikanische Gouverneur. Eine Person, die mit den Ermittlern spreche, sei sein Mitbewohner, bei dem es sich um eine Transfrau handle. Auf die Frage, ob die Geschlechtsidentität des Mitbewohners für die Ermittlungen relevant sei, sagte Cox, genau das versuche man derzeit herauszufinden.

Der Student, wurde nach einer 33-stündigen Fahndung im Haus seiner Eltern festgenommen. Obwohl er in einer konservativen Region aufwuchs, sei “seine Ideologie ganz anders als die seiner Familie” gewesen, sagte Cox, ohne Details zu nennen. Einem Haftbefehl zufolge hatte R. eine Abneigung gegen Kirk und dessen Ansichten geäußert. Ermittler fanden in vier Patronenhülsen Gravuren. Diese enthielten Verweise auf Internet-Memes und Videospiele. Eine Inschrift lautete demnach: “hey faschist! FANG!”, eine Anspielung auf ein populäres Videospiel.

Kirk war am Mittwoch auf dem Campus einer Universität in Utah angeschossen worden und starb später im Krankenhaus. Die Tat reiht sich ein in eine Serie politisch motivierter Gewalttaten in den USA. Erst vor wenigen Monaten wurden im Bundesstaat Minnesota eine demokratische Politikerin und ihr Ehemann erschossen. Auch auf Trump war im vergangenen Jahr bei einem Wahlkampfauftritt geschossen worden. Behörden und Experten warnen seit Langem vor zunehmender Radikalisierung – befeuert durch Hass im Netz und aggressive Rhetorik.

Während Trumps Leute den Demokraten die Schuld an der Eskalation geben, werfen diese dem Präsidenten und seinem Lager vor, mit ihrer Sprache selbst den Boden für Gewalt zu bereiten.

Miller spricht von “inländischer Terrorbewegung”

Auch in der von Vance moderierten Podcastfolge gab es Schuldzuweisungen. Trumps stellvertretender Stabschef Stephen Miller sprach von einer “organisierten Kampagne” linker Gruppen, die zu der Tat geführt habe, und nannte sie eine “inländische Terrorbewegung”. Man werde umfassende Ressourcen der US-Regierung nutzen, um diese Bewegung “im Namen von Charlie” zu zerschlagen. Zuvor hatte bereits Trump die “radikale Linke” für Kirks Tod verantwortlich gemacht.

Beobachter warnen, eine solche Rhetorik könne nicht nur als Rechtfertigung für Vergeltung dienen, sondern auch als Vorwand genutzt werden, um demokratische Strukturen und politische Gegner zu schwächen. Sie werten dies als weiteren Beleg für den autoritären Regierungsstil unter Trump. Der demokratische Gouverneur von Pennsylvania, Josh Shapiro, forderte Trump hingegen auf, zur Deeskalation beizutragen. “Führungspersönlichkeiten müssen mit moralischer Klarheit sprechen und handeln. Das muss beim Präsidenten anfangen”, schrieb er in den sozialen Medien.

Kirk, ein entschiedener Verbündeter Trumps, wurde am Mittwoch bei einer Veranstaltung an der Utah Valley University mit einem einzigen Gewehrschuss aus der Ferne getötet. Mit seiner scharfen Rhetorik, die sich oft gegen Einwanderer und die LGBT-Gemeinschaft richtete, zog er viele Konservative an, erntete aber auch scharfe Kritik.

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