Von: mk
Bozen/München – Landesrat Arnold Schuler hat bekanntlich bei der Staatsanwaltschaft in Bozen Strafanzeige gegen das Umweltinstitut München, den Buchautor Alexander Schiebel und dessen Verlag hinterlegt – und zwar wegen übler Nachrede und Verbreitung von Falschinformationen zum Schaden der Südtiroler Landwirtschaft.
Das Münchner Umweltinstitut hatte im August im Zentrum von München ein Großplakat aufgehängt, das vor der Pestizidbelastung durch die Südtiroler Landwirtschaft warnte.
Für Unmut sorgte auch eine Aktion, bei der Radfahrer in Schutzanzügen und Atemschutzmasken im Burggrafenamt unterwegs waren.
Nun reagiert das Umweltinstitut in seiner eigenen Newsletter auf die Klagen und bittet die 230.000 Abonnenten um Unterstützung – in Form einer Geldspende.
Schulers Vorwurf der üblen Nachrede wird als „absurd“ abgetan.
Wörtlich heißt es in der Newsletter:
„Schon lange ist der Landesregierung unser Engagement gegen Ackergifte ein Dorn im Auge. Südtirol ist das größte Apfelanbaugebiet Europas. Die Plantagen werden bis zu zweimal wöchentlich gespritzt – ein wahrer Giftnebel, dem AnwohnerInnen und TouristInnen zu Spitzenzeiten ausgesetzt sind.
Unter anderem mit einer Plakataktion und der Website pestizidtirol.info hatten wir im Sommer auf den Widerspruch zwischen der idyllischen Südtiroler Tourismus-Werbung und der intensiven Obstwirtschaft aufmerksam gemacht.
Die Strafanzeige gegen uns ist nun ein vorläufiger Höhepunkt in einer Reihe von Maßnahmen, die die Landesregierung ergriffen hat, um die Arbeit der Gegnerinnen und Gegner der chemischen Landwirtschaft zu behindern. Doch wir lassen uns durch die Anzeige nicht einschüchtern und werden mit den AktivistInnen vor Ort weiter gegen den massiven Einsatz von Pestiziden kämpfen!
Kritik muss in einem demokratischen Rechtsstaat erlaubt sein und darf nicht mit Hilfe von Gerichten mundtot gemacht werden. Wir sind deshalb optimistisch, dass der Südtiroler Landesrat mit seiner Anzeige keinen Erfolg haben wird. Trotzdem könnte es zu einem langwierigen Verfahren kommen.“
Doch das Umweltinstitut will seine Leser nicht nur informieren. Stattdessen wird die Nachricht auch genutzt, um eine Spendensammlung angesichts des sich anbahnenden Prozesses anzukurbeln.
„Bitte helfen Sie uns jetzt mit einer Spende dabei, die Auseinandersetzung mit der Südtiroler Landesregierung zu gewinnen!“, muntert das Umweltinstitut seine Leser auf.
Auch der Buchautor und Filmemacher Alexander Schiebel wurde von Schuler angezeigt. In seinem Buch „Das Wunder von Mals“ dokumentiere Schiebel, wie das Südtiroler Dorf Mals der Agrarindustrie als erste pestizidfreie Gemeinde Europas die Stirn biete, erklärt das Umweltinstitut.
Doch das Buch scheint auch eigenen Zwecken zu dienen. „Wenn Sie sich jetzt entscheiden, uns dauerhaft als Fördermitglied zu unterstützen, schenken wir Ihnen das Buch als Dankeschön“, erklärt das Umweltinstitut in der Newsletter.